Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
ver­gra­ben.
    Chib bleibt einen Au­gen­blick ste­hen und schaut sich um. Er hat die Knie ge­beugt, um im An­griffs­fall rasch sprin­gen zu kön­nen, hofft aber, daß er es nicht muß, denn er weiß ge­nau, daß sei­ne Fü­ße un­wei­ger­lich un­ter ihm weg­rut­schen wer­den.
    „Bleib hier, du ver­kom­me­ner Hu­ren­sohn!“ tobt Pa­pa. „Ich bring dich um! Das kannst du mit mei­ner Toch­ter nicht ma­chen!“
    Chib sieht ihm zu, wie er sich wie ein Wal bei schwe­rem See­gang win­det und ver­sucht, auf die Bei­ne zu kom­men. Doch er sinkt wie­der hin­ab und grunzt wie von der Har­pu­ne ge­trof­fen. Ma­ma ist nicht viel er­folg­rei­cher als er.
    Als er sieht, daß sein Weg frei ist – Be­ne­dic­ti­ne ist ir­gend­wo­hin ver­schwun­den –, schlit­tert Chib über den Bo­den des Atri­ums, bis er ei­ne un­be­schäum­te Stel­le na­he bei der Ein­gangs­tür er­reicht hat. Mit den Klei­dern über dem Arm und dem Leim­lö­ser noch in der Hand, geht er auf die Tür zu.
    In die­sem Au­gen­blick ruft Be­ne­dic­ti­ne sei­nen Na­men. Er dreht sich um und sieht, wie sie von der Kü­che auf ihn zu­schlit­tert. In der Hand hält sie ein ho­hes Glas. Er fragt sich, was sie da­mit vor­hat. Ge­wiß will sie ihm nicht freund­lich einen Drink an­bie­ten.
    Dann er­reicht sie ein tro­ckenes Fuß­bo­den­stück und wirft sich mit ei­nem Auf­schrei vor­wärts. Sie kann den In­halt des Gla­ses treff­si­cher nach ihm schleu­dern.
    Chib schreit, als er das ko­chend­hei­ße Was­ser spürt – so schmerz­haft, als wä­re er oh­ne Nar­ko­se be­schnit­ten wor­den.
    Be­ne­dic­ti­ne liegt auf dem Fuß­bo­den und lacht. Chib hüpft wie ein Wil­der krei­schend hin und her und hält die ge­mar­ter­ten Tei­le mit den Hän­den, Klei­der und Spray­do­se hat er fal­len las­sen. Aber schließ­lich er­langt er wie­der sei­ne Selbst­be­herr­schung. Er stoppt sein Ge­hop­se, um­klam­mert Be­ne­dic­ti­nes rech­te Hand und zerrt sie auf die Stra­ßen von Be­ver­ly Hills hin­aus. Es sind noch ei­ni­ge Leu­te un­ter­wegs, und die fol­gen den bei­den. Er hält erst am See an und springt hin­ein, um die ver­brüh­ten ed­len Tei­le ab­zu­küh­len, und Be­ne­dic­ti­ne folgt ihm hin­ter­her.
    Die Men­ge weiß spä­ter viel dar­über zu er­zäh­len, nach­dem Be­ne­dic­ti­ne und Chib aus dem Was­ser ge­kro­chen und nach Hau­se ge­eilt sind. Die Men­ge re­de­te und lach­te so­gar noch ei­ne gan­ze Wei­le da­nach, wäh­rend sie den Leu­ten vom Ge­sund­heits­amt zu­sa­hen, die den See und den Stra­ßen­be­lag vom Schaum rei­nig­ten.
     
    „Ich war so wund, daß ich einen gan­zen Mo­nat kaum ge­hen konn­te!“ er­ei­fert sich Be­ne­dic­ti­ne.
    „Du hat­test es so ge­wollt“, sagt Chib. „Du hast gar kei­nen Grund zur Be­schwer­de. Du hast ge­sagt, du woll­test mein Ba­by, und das hat sich so an­ge­hört, als wä­re es dein Ernst ge­we­sen.“
    „Ich muß von Sin­nen ge­we­sen sein!“ schreit Be­ne­dic­ti­ne. „Nein, war ich nicht! Ich hab’ so was nie ge­sagt! Du hast mich an­ge­lo­gen! Du hast mich ge­zwun­gen!“
    „Ich wür­de nie je­man­den zwin­gen“, sagt Chib. „Das weißt du. Hör auf her­um­zu­quen­geln. Du bist ein frei­es We­sen, und es war dei­ne freie Ent­schei­dung. Du hast dei­nen ei­ge­nen Wil­len.“
    Omar Ru­nic, der Poet, steht von sei­nem Stuhl auf. Er ist ein großer, schlan­ker und bron­ze­häu­ti­ger jun­ger Mann mit ei­ner Ad­ler­na­se und wuls­ti­gen Lip­pen. Sein Kraus­haar ist lang und in der Form der Pe­quod ge­schnit­ten, je­nes fa­bel­haf­ten Schiffs, das den ver­rück­ten Ka­pi­tän Ahab und sei­ne Mann­schaft so­wie den ein­zi­gen Über­le­ben­den, Is­ma­el, nach dem An­griff des Wals an Bord ge­nom­men hat. Die Fri­sur ist mit ei­nem Bo­gen­spriet und ei­ner Hül­le und drei Mas­ten ge­formt, und so­gar die Wan­ten und Ret­tungs­boo­te sind zu er­ken­nen.
    Omar Ru­nic klatscht in die Hän­de und ruft: „Bra­vo! Ein Phi­lo­soph! Frei­er Wil­le ist es; frei­er Wil­le, die ewi­gen Wahr­hei­ten zu su­chen – falls exis­tent – oder ewi­ge Ver­damm­nis! Ich trin­ke auf den frei­en Wil­len! Ein Trink­spruch, mei­ne Her­ren! Ste­het auf, Jun­ge Ret­ti­che, ein Trink­spruch auf un­se­ren

Weitere Kostenlose Bücher