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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Was­ser­fäl­le frei über das glo­cken­för­mi­ge Kleid er­gie­ßen.
    Ihr Ge­sicht ist dick ge­schminkt mit Grün und Aqua­ma­rin, trägt ein Schön­heits­pfläs­ter­chen und als Schmuck­stei­ne To­pas. Sie trägt des wei­te­ren einen gel­ben Büs­ten­hal­ter mit künst­li­chen ro­sa Nip­peln, von dem BH hän­gen win­zi­ge Sei­den­röll­chen her­ab. Ein hell­grü­nes Kor­sett mit schwar­zen Ro­set­ten um­spannt ih­re Hüf­te. Über dem Kor­sett, die­ses halb ver­de­ckend, be­fin­det sich ei­ne schim­mern­de Draht­struk­tur, die mit ei­nem ge­stepp­ten ro­sa Stoff über­spannt ist. Die­se er­streckt sich weit über den Rücken hin­aus und bil­det ei­ne Art Vo­gel­schwanz, an dem lan­ge, künst­li­che Vo­gel­fe­dern be­fes­tigt sind.
    Dar­un­ter bauscht sich ein knö­chel­lan­ges, halb­durch­sich­ti­ges Kleid auf. Es ver­birgt nicht die gelb und dun­kel­grün ge­streif­ten Sei­den­unter­hös­chen, die wei­ßen Schen­kel und die schwar­zen Netz­st­rümp­fe mit den grü­nen Sti­cke­rei­en, die wie No­ten ge­formt sind. Ih­re Schu­he sind hell­blau, die hoch­ha­cki­gen Ab­sät­ze aus To­pas.
    Be­ne­dic­ti­ne ist so ko­stü­miert, weil sie beim Folk­lo­re­fes­ti­val sin­gen möch­te. Ein­zig ihr Sän­ger­hut fehlt noch. Un­ter an­de­rem ist sie des­we­gen her­ge­kom­men, um Chib Vor­wür­fe zu ma­chen, weil er ihr einen Bauch ge­macht und da­mit ihr Äu­ße­res ver­un­stal­tet hat, wo­durch er ih­re Chan­cen für ei­ne Kar­rie­re ver­rin­ger­te.
    Sie ist in Ge­sell­schaft von fünf Mäd­chen zwi­schen sech­zehn und ein­und­zwan­zig, die al­le S (für Schä­del­pus­ter) trin­ken.
    „Kön­nen wir uns denn nicht un­ge­stört un­ter­hal­ten, Ben­ny?“ fragt Chib.
    „Wo­zu?“ Ih­re Stim­me ist ein lieb­li­cher Alt mit ei­ner häß­li­chen Mo­du­la­ti­on.
    „Du hast mich nur hier­her­kom­men las­sen, um mir in al­ler Öf­fent­lich­keit ei­ne Sze­ne zu ma­chen“, sagt Chib.
    „Um Him­mels wil­len, was für ei­ne Sze­ne ist denn hier schon?“ kreischt sie jetzt auf. „Seht ihn euch an, er will sich mit mir al­lein un­ter­hal­ten!“
    Erst nun er­kennt er, daß sie Angst da­vor hat, mit ihm al­lein zu sein. Mehr noch, sie ist über­haupt nicht im­stan­de, al­lein zu sein. Jetzt weiß er, warum sie dar­auf be­stand, daß die Schlaf­zim­mer­tür of­fen und ih­re Freun­din Be­la in Ruf­wei­te blei­ben muß­te. Und Hör­wei­te.
    „Du hast ge­sagt, du wür­dest nur dei­nen Fin­ger neh­men!“ brüllt sie. Sie deu­tet auf ih­ren rund­li­chen Bauch. „Ich be­kom­me ein Ba­by! Du ver­kom­me­ner, ver­lo­ge­ner Scheiß­kerl!“
    „Das stimmt über­haupt nicht“, wi­der­spricht Chib. „Du hast ge­sagt, es sei al­les in Ord­nung. Du liebst mich.“
    „,Lie­be! Lie­be!’ sagt er! Wo­her, zum Teu­fel, soll ich wis­sen, was ich al­les ge­sagt ha­be, nach­dem du mich so auf ge­geilt hat­test! Je­den­falls ha­be ich nicht ge­sagt, daß du ihn rein­schie­ben kannst! Das ha­be ich nie­mals ge­sagt! Und was du dann erst ge­macht hast! Was du ge­macht hast! Mein Gott, ich konn­te fast ei­ne Wo­che nicht mehr rich­tig ge­hen, du Scheiß­kerl, du!“
    Chib schwitzt. Aus­schnit­te aus Beetho­vens Pas­to­ra­le er­tö­nen vom Fi­do, an­sons­ten ist es still im Zim­mer. Sei­ne Freun­de grin­sen. Go­bri­nus hat ih­nen den Rücken zu­ge­wandt und trinkt Scotch. Ma­da­me Tris­me­gis­ta mischt ih­re Kar­ten und furzt ei­ne teuf­li­sche Mi­schung von Bier- und Zwie­be­l­aus­düns­tun­gen. Be­ne­dic­ti­nes Freun­din­nen be­trach­ten ih­re man­da­rin­lan­gen fluo­res­zie­ren­den Fin­ger­nä­gel oder fun­keln ihn bö­se an. Ihr Schmerz und Stolz sind auch die ih­ren und vi­ce ver­sa.
    „Ich kann die­se Pil­len nicht neh­men. Ich ver­lie­re den Ver­stand und be­kom­me Au­gen­schmer­zen, und sie brin­gen mei­ne Re­gel durch­ein­an­der! Das weißt du! Und einen me­cha­ni­schen Ute­rus kann ich nicht ab! Au­ßer­dem hast du mich be­lo­gen! Du hast ge­sagt, du wür­dest die Pil­le neh­men!“
    Chib er­kennt, daß sie sich selbst wi­der­spricht, aber es ist zweck­los, lo­gisch sein zu wol­len. Sie ist wü­tend, weil sie schwan­ger ist. Sie will sich zu die­sem Zeit­punkt

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