Kopernikus 8
traditionsgemäß immer noch vorzeitig über ihr Kommen informieren. Fünf Streifen fahren vor der Tür zum Privaten Universum vor. Die Polizisten steigen aus und unterhalten sich. Ihre zweistöckigen, zylinderförmigen Helme sind schwarz mit roten Verzierungen. Aus unerfindlichen Gründen tragen sie Brillen, obwohl ihre Fahrzeuge nicht schneller als 25 km/h fahren können. Ihre Jacken sind schwarz und zerzaust wie der Pelz eines Teddybären. Riesige goldene Epauletten dekorieren ihre Schultern. Die kurzen Hosen sind elektrisch-blau und fellbesetzt, die hohen Stiefel glänzen schwarz. Sie tragen elektrische Schockstöcke und Gewehre, die Tränengaskapseln verschießen.
Gobrinus versperrt den Eingang. Sergeant O’Hara sagt: „Kommen Sie, lassen Sie uns rein. Nein, ich habe keinen Hausdurchsuchungsbefehl, aber ich werde einen bekommen.“
„Wenn Sie den haben, dann lasse ich Sie rein“, versichert Gobrinus. Er lächelt. So sicher es ist, daß der rote Faden der Regierungsbürokratie zu verwickelt war, um ihn zu ermutigen, weiterhin legal um eine Konzession für seine Taverne nachzusuchen, so sicher ist es auch, daß die Regierung ihn in diesem Fall beschützen wird. Eindringen in die Privatsphäre ist ein hartes Vergehen.
O’Hara schaut ins Innere, wo zwei Gestalten am Boden liegen, wo viele die Köpfe oder Taillen halten und Blut abwischen und wo Accipiter über allem thront und ein Gesicht macht wie ein Geier, der von Aas träumt. Einer der Liegenden erhebt sich auf alle viere und kriecht zwischen Gobrinus’ Beinen hindurch ins Freie.
„Sergeant, verhaften Sie diesen Mann!“ sagt Gobrinus. „Er trägt ein illegales Fido bei sich. Ich klage ihn des Eindringens in meine Privatsphäre an.“
O’Haras Gesicht hellt sich auf. Wenigstens einen wird er verhaften können. Legrand wird in den Panzerwagen gesperrt, der kurz nach dem Krankenwagen ankommt. Roter Falke wird von seinen Freunden bis vor die Tür getragen. Als er auf einer Bahre zum Krankenwagen getragen wird, öffnet er die Augen und murmelt etwas.
O’Hara beugt sich über ihn. „Was?“
„Ich habe einmal nur mit dem Messer bewaffnet gegen einen Bären gekämpft, aber hinterher habe ich besser ausgesehen als mit diesen Fotzen da drinnen. Ich klage sie folgender Vergehen an: Überfall, Körperverletzung, Mordversuch und Verstümmelung.“
O’Haras Versuche, Roter Falke einen Haftbefehl unterschreiben zu lassen, sind zum Scheitern verurteilt, weil dieser schon wieder ohnmächtig geworden ist. Er flucht. Als es Roter Falke wieder bessergeht, weigert er sich zu unterschreiben. Er möchte nicht, daß ihm die Mädels und ihre Typen hinterherkommen, schließlich ist er ja noch bei Verstand.
Legrand schreit und tobt durch das Fenster des Panzerwagens: „Ich bin ein Gummint-Agent! Sie können mich nicht verhaften!“
Die Polizisten erhalten einen dringenden Ruf zur Front des Festivals, wo ein Kampf zwischen hiesigen Jugendlichen und Eindringlingen von Westwood zu einem Aufruhr zu werden droht. Benedictine verläßt die Taverne. Ungeachtet mehrerer Schläge gegen Schultern und Magen, eines Tritts in den Hintern und eines Hiebs auf den Kopf, zeigt sie wenig Anzeichen dafür, daß sie ihren Fötus verlieren wird.
Chib, halb glücklich, halb traurig, sieht ihr nach. Er verspürt einen dumpfen Kummer darüber, daß man dem Baby das Lebensrecht verweigern wird. Mittlerweile hat er erkannt, daß ein Teil seiner Ablehnung des Schwangerschaftsabbruchs mit der Tatsache zusammenhängt, daß er sich teilweise mit dem Fötus identifiziert. Er weiß etwas, von dem Großpapa annimmt, daß er es nicht weiß: daß seine eigene Geburt nämlich auch ein
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