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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Dämmerung. „Da haben Sie ja nicht mehr lange zu warten. Wir werden in etwa vierzig Minuten landen.“
    „Eugene?“
    Die Pilotin schüttelte den Kopf. Ihr Haar war kurz, es sah aus wie ein Fell. „Nein, Ihre ist die einzige Haltestelle bis zur Küste. Ich habe Zeit genug, Sie vor der Haustür abzuliefern.“
    „Fein! Ich konnte mich gar nicht mit dem Gedanken an eine dreistündige Fahrradtour abfinden.“
    Die Pilotin tippte mit einem Finger gegen das Mikro des Funkgerätes. „Ist eine verdammt ruhige Nacht gewesen. Bis Astoria müssen wir auch keinen mehr an Bord nehmen. In dieser Jahreszeit bleiben die Leute lieber zu Hause. Sie kümmern sich um ihre Gärten oder schneiden die Bäume …“
    Spinne gähnte. „Erinnern Sie mich nicht daran! Ich war gerade drei Wochen bei dieser GRC-Konferenz im Osten, und ich weiß ganz genau, daß niemand bei mir zu Hause sich die Mühe gemacht hat, meine Zwergapfelbäume zu schneiden.“
    Die Pilotin lachte. „Ja, ich weiß, was Sie meinen. Wenn ich diese Rundreise hinter mir habe, werde ich den Sommer über daheim bleiben. Meine Familie fehlt mir sehr.“
    Spinne stemmte ein Bein gegen die Konsole und kreuzte das andere darüber. „Wo ist das?“
    „In den Cumberlands. Wir haben eine große, alte Farm dort draußen, mit Schafen, Hühnern, Soja und Hanf. Etwa zwanzig von uns leben ständig dort. Sechzehn Frauen und vier Töchter.“
    Spinne betrachtete die Pilotin überrascht. „Sie sind verheiratet?“
    „Logisch. Ich mag diese Abmachung. Auf dieser Seite des Ozeans haben wir die besten Zehn Jahresverträge.“ Sie legte mit den Zehen eine Reihe von Schaltern um. „Und Sie?“
    Spinne machte eine unbestimmte Geste. „Oh, einfach eine kleine, ausgedehnte Familie. Mein Sohn, sein Vater, seine Mutter, ich, mein Bruder, sein Geliebter, seine Tochter. Wir wollten niemals heiraten. Vor einigen Jahren änderten wir alle gemeinsam die Namen, aber etwas Formelleres als das wollten wir alle nicht.“
    Die Pilotin schniefte. „Klingt nach einem kleinen, verschworenen Klan.“
    Spinne runzelte die Stirn und zupfte an einem Knopf ihrer Bluse. „Schätze schon.“
    „Klingt aber nicht sehr überzeugend.“
    Spinne zuckte die Achseln. „Die Menschen ändern sich. Derzeit stehe ich jemandem in einem anderen Haushalt näher.“ Sie schwieg eine Weile. Die Welt draußen wurde heller, die Hügel sahen grüner und saftiger aus. In der Ferne waren die weißen Flächen des Küstenstreifens zu sehen, die mit den Wolken verschmolzen. Schließlich sah sie zur Pilotin hinüber. „Haben Sie Kinder?“
    „Hm? Ja, ich sagte doch bereits, wir haben vier auf der Farm …“
    „Nein, ich meine …
    „Oh.“ Die Pilotin legte stirnrunzelnd einen Schalter um und justierte einen Regler neu. „Da Sie danach fragen, ja. Ich hatte vor einigen Jahren welche.“ Sie sah auf. „Jungen.“
    „Wo sind sie jetzt?“
    „Wer weiß? Wahrscheinlich dort, wo ihr Vater ist.“
    Spinne strich mit der Hand über den Bauch. „Ich ließ mich sterilisieren, nachdem Spatz geboren war.“
    „Wirklich?“ Die Pilotin schüttelte den Kopf. „Nicht mit mir, Schwester. Ich will nicht, daß mir irgend jemand in den Innereien herumwühlt.“
    Spinne keuchte. „Sie meinen, Sie haben zwei Kinder und sind nicht sterilisiert? Ihr Götter, wenn Sie nur die vom Hunger gequälten armen Würmer sehen könnten, mit denen ich es jeden Tag zu tun habe!“
    Die Pilotin wandte sich um und nahm Spinnes Gesicht zwischen die Hände. „Kleines“, sagte sie lächelnd, „wo ich derzeit bin, kann ich überhaupt nicht schwanger werden.“
    „Oh.“ Spinne spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde und schluckte schwer. „Tut mir leid, das war dumm von mir …“
    „Vergessen Sie’s.“ Die Pilotin wandte sich wieder ihren Kontrollen zu.
    Spinne suchte fieberhaft nach einem Weg, ihren Ausrutscher wiedergutzumachen. „Meine Geliebte ist schwanger“, sagte sie daher.
    „Was Sie nicht sagen.“
    „Deshalb komme ich früher von der Konferenz zurück. Sie wollte, daß ich da bin.“
    Die Pilotin zuckte die Achseln. „Warum hat sie’s nicht einfach hinausgeschoben?“
    „Nein, sie hat sich schon vor mehr als einem Jahr für dieses Datum entschieden. Heute ist Halbmond.“
    Die Pilotin schnob verächtlich. „Ich habe mich schon in der Schule nie sehr für Astrologie interessiert. Als ich meine beiden Jungen hatte, stellte ich einfach meine Arbeit ein und ließ alles weitere meinen Körper machen.“ Sie verschob mehrere Schieber

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