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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Zum Teufel mit dem Frühstück, er wird später essen. Das letzte Bild für die Ausstellung mußte bis zum Nachmittag fertig sein. Er drückt einen Knopf, worauf sich der etwa eiförmige Raum hier und dort öffnet und die Zeichenausstattung wie ein Geschenk elektronischer Götter herauskommt. Zeuxis würde ausflippen, und Van Gogh würde den Tatterich bekommen, wenn sie sehen könnten, mit was für Pinseln und welcher Leinwand Chib arbeitet.
    Der Prozeß des Malens erfordert auch das einzelne Biegen und Drehen von Tausenden von Drähten in andere Formen von unterschiedlicher Höhe. Die Drähte sind so dünn, daß man sie nur mit einem Vergrößerungsglas einsehen und mit außerordentlich feinen Pinzetten formen kann. Daher trägt er die komische Brille und hält im ersten Stadium der Arbeit ständig ein fast spinnwebfeines Instrument in Händen. Nach Hunderten von Stunden langsamer und geduldiger (liebevoller) Arbeit sind die Drähte dann geformt.
    Chib nimmt die Brille ab und begutachtet die allgemeine Erscheinung. Danach benutzt er den Farbsprayer, um den Drähten die gewünschten Farben und Tönungen zu geben. Die Farbe trocknet binnen weniger Minuten und wird hart. Dann verbindet Chib die Fläche des Bildes mit einem elektrischen Stromkreis und drückt einen Knopf, woraufhin ein winziger Stromstoß durch die Drähte fließt. Diese glühen unter der Farbe und, lilliputartige Schmelzprozesse, lösen sich in blauen Dunst auf.
    Übrig bleibt ein dreidimensionales Werk, das aus harten Farbschichten besteht, die sich in mehreren Ebenen über der ursprünglichen Schicht erheben. Diese Hüllen sind unterschiedlich dick, aber alle sind dabei so dünn, daß Licht von der obersten zur innersten Schicht durchdringen kann, wenn man das Bild entsprechend dreht. Einzelne Hüllen sind dabei einfach Reflektoren, die das Licht verstärken, damit innere Strukturen deutlicher sichtbar werden.
    Bei der Ausstellung wird das Bild auf einem beweglichen Podest angebracht, das das Bild vom Zentrum aus zwölf Grad nach links, dann zwölf Grad nach rechts dreht.
    Das Fido quakt. Chib denkt fluchend daran, es ganz abzuschalten. Aber wenigstens ist es nicht der Interkom mit seiner hysterischen Mutter am anderen Ende. Noch nicht. Die wird noch früh genug anrufen, wenn sie genügend beim Pokern verloren hat.
    Sesam, öffne dich!
     
    SINGT, IHR MÖWEN VON ONKEL SAM
     
    Großpapa schreibt in seinen Privaten Ergüssen: Fünfundzwanzig Jahre nachdem ich mit zwanzig Milliarden Dollar geflohen und dann angeblich an einem Herzanfall verstorben bin, ist mir Falco Accipiter wieder auf der Spur. Das ist der IRB-Detektiv, der sich bei Eintritt in seinen Beruf Falcon Falke nannte. Welch ein Egoist! Und doch ist er gnadenlos und gerissen wie ein Raubvogel, und wäre ich nicht zu alt, um vor einem Menschenwesen Furcht zu empfinden, so würde ich zittern. Wer aber löste ihm Fußfessel und Haube? Wie konnte er den alten und längst kalten Geruch erneut wittern?
     
    Accipiters Gesicht erinnert an das eines überargwöhnischen Wanderfalken, der sich bemüht, im Fluge alles zu überblicken, und der sogar den eigenen Anus hochschaut, um sich zu vergewissern, daß dort keine Ente Zuflucht gesucht hat. Die Augen verschießen wie aus weiten Ärmeln hervorgeschleuderte Messer ihre Blicke. Sie erfassen alles mit sherlockscher Genauigkeit und nehmen jede Einzelheit auf. Er dreht den Kopf hin und her, die Ohren zucken, die Nasenflügel heben und senken sich, ganz Radar und Sonar und Odoar.
    „Mr. Winnegan, tut mir leid, Sie zu so früher Stunde zu stören. Habe ich Sie aus dem Bett geholt?“
    „Das haben Sie ganz offensichtlich nicht!“ sagt Chib. „Und machen Sie sich gar nicht erst die Mühe, sich vorzustellen. Ich kenne Sie. Sie beschatten mich schon seit drei Tagen.“
    Accipiter errötet nicht. Als Meister der Selbstbeherrschung findet alles Erröten bei ihm tief in den Gedärmen statt, wo es niemand sehen kann. „Wenn Sie mich kennen, dann können Sie mir vielleicht auch sagen, weshalb ich anrufe?“
    „Wäre ich blöd genug, Ihnen das zu sagen?“
    „Mr. Winnegan, ich hätte mich gerne über Ihren Ururgroßvater mit Ihnen unterhalten.“
    „Der ist schon seit fünfundzwanzig Jahren tot!“ schreit Chib. „Vergessen Sie ihn! Und belästigen Sie mich nicht mehr. Versuchen Sie gar nicht erst, einen Hausdurchsuchungsbefehl zu bekommen. Kein Richter würde Ihnen einen ausstellen. Mein Heim ist mein Schoß … ich meine Schloß.“
    Er denkt an Mama und

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