Kopernikus 8
abgeschlossen. Die Bundesregierung allerdings sagt, daß er doch abgeschlossen ist. Wo aber sind die zwanzig Milliarden Dollar?“
Accipiter: „Das Geld hat heutzutage keinen Wert mehr, außer natürlich als Sammlerstücke. Kurz nach dem Diebstahl zog die Regierung alle in Umlauf befindlichen Geldscheine ein und ließ neue drucken, die nicht mit den alten verwechselt werden konnten. Die Regierung hatte damals etwas Ähnliches schon lange vorgehabt, da der Geldumlauf unnatürlich aufgebläht war – daher wurde auch nur die Hälfte des eingezogenen Geldes wieder ausbezahlt.
Ich würde aber trotzdem zu gerne wissen, wo das Geld ist, und ich werde nicht eher ruhen, bis ich es gefunden habe. Ich werde weitersuchen, selbst wenn ich es in meiner Freizeit tun muß.“
Interviewer: „Wenn der junge Winnegan seinen Fall gewinnt, dann werden Sie dazu jedenfalls genügend Zeit haben. Tja, Leute, wie die meisten von Ihnen sicher wissen, wurde die Leiche Winnegans etwa ein Jahr nach seinem Verschwinden in einer der unteren Ebenen von San Francisco gefunden. Seine Enkelin identifizierte den Leichnam, und Fingerabdrücke, Retinaabdrücke, Zahnabdrücke, Blutgruppe, Haartyp und ein Dutzend anderer Merkmale stimmten ebenfalls überein.“
Chib, der zugehört hat, ist der Meinung, daß Großpapa mehrere Millionen des gestohlenen Geldes aufgewendet haben muß, um das zu bewerkstelligen. Er weiß es nicht bestimmt, vermutet aber, daß ein Forschungslabor irgendwo auf der Welt den Doppelgänger in einem Biotank gezüchtet hat.
Das geschah zwei Jahre nach Chibs Geburt. Sein Großpapa zeigte sich zum ersten Mal, als Chib fünf Jahre alt war. Er kam herein und ließ Mama nichts davon wissen, daß er wieder zurückgekehrt war. Chib war der einzige Mitwisser. Selbstverständlich war es Großpapa unmöglich, von Mama gänzlich unbemerkt zu bleiben, und doch bestand sie darauf, ihn niemals gesehen zu haben. Chib hielt das für eine Vorsichtsmaßnahme, um jede eventuelle Mitwisserschaft an dem Verbrechen abzuwälzen. Sicher war er aber nicht. Vielleicht hatte sie seine „Erscheinungen“ auch völlig aus ihrem Geist verdrängt. Für sie war das einfach, da sie nie wußte, ob es Dienstag oder Donnerstag war, und sie Schwierigkeiten hatte zu sagen, in welchem Jahr sie lebte.
Chib ignoriert die Leichenbestatter, die sich erkundigen, was sie mit dem Leichnam anfangen sollen. Er geht zum Grab hinüber. Die Spitze des ovalen Sarges ist bereits zu erkennen. Der lange Rüssel der Grabemaschine zerbröselt das Erdreich mit Ultraschall und saugt es dann ab. Accipiter durchbricht seine lebenslange Beherrschung, lächelt und reibt sich die Hände.
„Tanzen Sie doch noch ein wenig, Sie Hurensohn“, sagt Chib, und seine Wut ist die einzige Barriere vor den Tränen und dem Weinen, das in ihm aufsteigt.
Nun ist das Erdreich um den Sarg soweit geklärt, daß die Greif arme der Maschine fassen können. Diese senken sich, haken ein und heben den schwarzen Plastiksarg mit seinen unechten Silberbeschlägen empor. Chib sieht den IRB-Männern zu, die den Sarg öffnen, und möchte etwas sagen, schweigt dann aber. Er betrachtet sie intensiv und mit zum Sprung durchgedrückten Knien. Die Fidomänner kommen näher, ihre augapfelförmigen Kameras betrachten die Gruppe um den Sarg.
Der Deckel öffnet sich ächzend. Ein lauter Knall ertönt. Dichter, schwarzer und undurchdringlicher Rauch kräuselt empor. Accipiter und seine Männer taumeln schwarz und mit weit aufgerisssenen weißen Augen aus der Wolke heraus. Die Fidomänner fliehen in alle möglichen Richtungen und versuchen, ihre Kameras zu retten. Diejenigen, die weit genug entfernt sind,
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