Kopernikus 8
können erkennen, daß die Explosion am Boden des Grabes stattfand. Nur Chib weiß, daß das Öffnen des Sargdeckels den Sprengsatz im Grab zur Explosion gebracht hat.
Er ist auch der erste, der zum Himmel emporblickt, wo ein Projektil in die Wolken schießt, weil er als einziger damit gerechnet hat. Die Rakete steigt etwa einhundertfünfzig Meter empor, während die Fidomänner ihre Kameras auf sie richten, dann platzt sie und entfaltet ein Banner zwischen zwei runden Objekten. Die Objekte dehnen sich aus und werden zu Luftballons, das Banner dagegen faltet sich zu voller Größe auf.
Auf dem Stoff steht mit großen schwarzen Buchstaben:
WINNEGANS FAKE! {4}
Zwanzig Milliarden Dollar, die unter dem angeblichen Grab verborgen waren, brennen lichterloh. Einige Scheine werden emporgewirbelt und vom Wind davongeweht, während IRB-Männer, Fidomänner und die Angestellten des Bestattungsinstitutes hinterherjagen.
Accipiter sieht aus, als erleide er einen Schlaganfall.
Chib weint, dann lacht er und wälzt sich auf der Erde.
Großpapa hat Onkel Sam wieder ein Schnippchen geschlagen, und gleichzeitig hat er sein letztes Wortspiel so angebracht, daß alle Welt es sehen kann.
„Oh, mein alter Herr!“ schluchzt Chib zwischen Lachsalven. „Oh, mein alter Herr! Wie ich dich liebe!“
Während er sich noch so heftig auf dem Boden wälzt, daß seine Rippen schmerzen, spürt er plötzlich ein Stück Papier in der Hand. Er fängt sich und sieht dem Mann hinterher, der es ihm gegeben hat. Der Mann sagt: „Ich wurde von Ihrem Großvater bezahlt, daß ich es Ihnen bei seiner Beerdigung überreiche.“
Chib liest.
Ich hoffe, daß niemand verletzt wurde, nicht einmal die Leute vom IRB.
Letzter Rat vom Weisen Alten Mann in der Höhle: Brich die Brücken ab. Verlasse LA. Verlaß das Land. Geh nach Ägypten. Soll deine Mutter doch allein die Purpurne Sozialhilfe reiten. Wenn sie Beherrschung und Selbstverleugnung praktiziert, kann sie es schaffen. Wenn sie das nicht kann, nun, das ist nicht deine Schuld.
Du hast Glück, du bist mit Talent, wenn nicht gar mit Genie zur Welt gekommen. Außerdem bist du stark genug, daß du die Nabelschnur zerreißen kannst. Also, tu es! Geh nach Ägypten. Gib dich der uralten Kultur hin. Steh vor der Sphinx. Stelle ihr (eigentlich ist es ein Er) die Frage.
Und dann besuche eines der zoologischen Reservate südlich des Nils. Lebe einige Zeit in einem Faksimile der Natur, wie sie war, ehe der Mensch sie vernichtet und entweiht hat. Dort, wo der Homo sapiens (?) sich aus dem Killeraffen entwickelte, absorbiere den Geist dieses uralten Ortes und längst vergessener Zeiten.
Du hast mit deinem Penis gemalt, den, wie ich befürchte, mehr die Geilheit als die Liebe zum Leben versteift hat. Lerne, mit dem Herzen zu malen. So wirst du ein großer und aufrichtiger Künstler werden.
Male.
Und dann gehe hin, wo immer du hingehen willst. Ich werde bei dir sein, solange du lebst und dich an mich erinnern kannst. Um Runiczu zitieren: „Ich werde das Nordlicht deiner Seele sein.“
Halte fest an dem Glauben, daß es auch andere gibt, die dich ebensosehr lieben, wie ich dich liebte, vielleicht sogar noch mehr. Und was noch bedeutender ist: Du mußt sie ebensosehr lieben wie sie dich.
Kannst du das schaffen?
Nachwort
Der einzige deutsche Autor unter den in dieser Kopernikus- Ausgabe vertretenen Autoren ist Peter W. Bach, der im Science Fiction-Bereich bislang nur mit der Story Gute alte Westfront (Kopernikus 5) in Erscheinung getreten ist. Es liegt in der Natur der Sache, daß der Herausgeber einer Anthologie die Autoren der von ihm ausgesuchten Kurzgeschichten in ein gutes Licht zu stellen bemüht ist, aber ich bin tatsächlich der Meinung, daß Peter W. Bach
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