Kopernikus 8
Chib als Schlüssel zum Haus benutzen will. Eine „Maus“ – wie er von seinen Kriminellen denkt –, eine „Maus“ wird zum Loch der anderen laufen.
„Wann glaubst du, können wir losschlagen?“ fragt Huga Wells-Erb Heinsturbury, die Science Fiction-Autorin.
„In etwa drei Wochen“, sagt Chib.
Im HO verflucht der Chef Legrand wegen der Störung. Es gibt Tausende junger Männer und Frauen, die mit derlei Verschwörungsplänen Dampf ablassen und die immerzu von Attentaten und Revolution reden. Er versteht gar nicht, weshalb die jungen Punks so reden, schließlich haben sie doch alles, was sie sich wünschen können. Wenn es nach ihm ginge, dann würde er sie ins Gefängnis werfen lassen und dann und wann – oder auch öfter – eine reintreten.
„Wenn wir es hinter uns haben, dann werden wir uns nach draußen absetzen müssen“, sagt Roter Falke mit glitzernden Augen. „Ich kann euch eines sagen, Jungs, als freier Mann in den Wäldern zu leben, das ist das Größte. Dort ist man ein eigenständiges Individuum, nicht ein Angehöriger der gesichtslosen Masse.“
Roter Falke glaubt an die Verschwörung zur Zerstörung LAs. Er ist glücklich, denn am Busen von Mutter Natur hat er sich, wenn er es auch nicht zugibt, nach intellektuellen Gesprächspartnern gesehnt. Die anderen Wilden können einen Hirsch auf hundert Meter hören und eine Klapperschlange im Gebüsch aufspüren, aber gegenüber den Schritten der Philosophie, dem Röhren von Nietzsche, dem Klappern von Rousseau und dem Bellen von Hegel sind sie einfach taub.
„Das unbelesene Schwein!“ sagt er laut. Die anderen sagen: „Was?“
„Nichts. Hört zu, ihr Jungs müßt wissen, wie herrlich es ist. Ihr wart doch beim WNAKK!“
„Ich war 4-F“, sagt Omar Runic. „Ich bekam Heuschnupfen.“
„Ich arbeitete an meinem vierten M. A.“, sagt Gibbon Facitus.
„Ich war bei der WNAKK-Band“, sagt Sibelius Amadeus Yehudi. „Wir kamen nur zum Spielen raus, und das war nicht oft.“
„Chib, aber du warst beim Korps. Und dir hat es doch gefallen, oder?“
Chib nickt, sagt dann aber: „Als Neoindianer braucht man seine ganze Zeit einzig fürs Überleben. Wann könnte ich malen? Und wer würde die Bilder ansehen, wenn ich doch Zeit hätte? Und außerdem ist das kein Leben für eine Frau oder ein Baby.“
Roter Falke schaut verletzt drein und bestellt einen Whisky mit S.
Pinkerton Legrand möchte die Übertragung nicht unterbrechen, aber er kann den Druck auf seiner Blase nicht mehr aushalten. Ergeht in den Raum, der als Gästeklo dient. Roter Falke, wegen der Ablehnung in gehässiger Stimmung, streckt ein Bein aus. Legrand sieht es, macht einen Ausfallschritt, stolpert aber doch. Benedictine stellt ihm ebenfalls ein Bein. Legrand stolpert auch darüber und fällt auf das Gesicht. Er hat nun keinen Grund mehr, aufs Klo zu gehen, es sei denn, um sich dort zu waschen.
Alle lachen, außer Legrand und Accipiter. Legrand springt mit geballten Fäusten auf. Benedictine achtet gar nicht auf ihn, sondern geht zu Chib hinüber. Ihre Freundinnen folgen. Chib erstarrt. Sie sagt: „Du perverser Scheißkerl! Du hast mir gesagt, du würdest nur den Finger nehmen!“
„Du wiederholst dich“, sagt Chib. „Wichtig ist allein, was soll aus dem Baby werden?“
„Was kümmert dich das?“ fragt Benedictine. „Nach allem, was du weißt, kann es überhaupt nicht deines sein!“
„Das ist eine große Erleichterung“, sagt Chib. „Wenn es nur so wäre. Wie auch immer, das Baby sollte selbst entscheiden können. Es möchte vielleicht leben – sogar mit dir als Mutter.“
„In diesem elenden Leben!“ schreit sie. „Ich werde ihm einen Gefallen tun! Ich gehe ins Krankenhaus und lasse es wegmachen! Deinetwegen geht meine große Chance beim Festival flöten! Es werden von überall her Agenten hier sein,
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