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Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)

Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)

Titel: Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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Monatsgehalt als Entschädigung für das stressige Verhör. Allerdings ist es mir nie gelungen, die einzige offene Frage zu beantworten, die mir im Kopf herumging. Warum hatte man mir in die Brust geschossen und meinem Begleiter lediglich ins Knie? Nach meiner Operation sagten mir die Chirurgen, ein Schuss in die Brust mit einer Kugel dieses Kalibers und aus einer Entfernung von weniger als 1,20 Meter sei fast immer tödlich. Die Chancen, einen derartigen Überfall zu überleben, seien geringer als fünf Prozent. Ich frage mich immer noch, ob das ein ganz normaler bewaffneter Raubüberfall war, der einfach schiefging, oder ob es irgendjemand ganz bewusst auf mich abgesehen hatte. Ich bin mir nicht sicher.
    JR und seine billigen Bastarde weigerten sich, die Kosten für meine fluchtartige Rückreise und meine Arztkosten in Caracas und Miami zu übernehmen, die sich insgesamt auf 20.000 Dollar beliefen. Aufgrund meiner Multiple-Sklerose-Vorgeschichte hatte ich es versäumt, eine Krankenversicherung und Keyman-Versicherung 11 über das Unternehmen abzuschließen. »Diesen Scheißern werde ich es zeigen«, schwor ich mir. Der Tag der Vergeltung würde kommen.
    Ich habe mich selber gefragt, warum ich nach dieser unangenehmen Episode eigentlich weitergemacht habe. Der bewaffnete Überfall hatte mir einen Promistatus und den Ruf verschafft, ein Mann aus Stahl zu sein. Als ich die Version der Geschichte in der Zeitschrift Die Bunte las, begann mir zu dämmern, dass das Leben mehr sein muss als die Anhäufung von Reichtümern. Entgegen meiner Intuition – oder vielleicht doch intuitiv, ich weiß selber nicht, was von beidem zutrifft – handelte ich jedoch nicht nach dieser neuen und für mich fremden Erkenntnis.
    Heute weiß ich, dass ich mich in diesem Moment an einer Weggabelung befunden habe. Entweder erkannte ich, dass das Leben mehr ist als die Welt, die ACMH repräsentierte, und begrenzte die Zeit, die ich in ihr verbringen wollte, oder ich erlaubte mir, all das Zeug zu glauben, das über mich geschrieben wurde, und stieg als jemand, der irgendwie unsterblich war, wieder in den Ring – eine Sicht, die ihre eigenen psychologischen Konsequenzen hat. Ich glaube, das Problem war, dass ich orientierungslos war und daher weder erkannte, dass ich mich für einen Pfad entscheiden musste, noch war mir bewusst, dass ich mich überhaupt an einem Scheideweg befand.
    Die Tatsache, dass ich an diesem Punkt den Aktienmärkten nicht den Rücken kehrte, ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass mein Charakter damals bereits ziemlich aus den Gleisen geraten war, denn ich glaubte das, was über mich geschrieben wurde. Die meisten Menschen würden jedoch zustimmen, dass das Überleben einer derart lebensbedrohlichen Schussverletzung ein ziemlich extremes Ereignis ist, das die eigene Existenz irgendwie unwirklich erscheinen lässt – beinahe so, als sei man über den Tod erhaben. Je nachdem, wie man als Betroffener damit umgeht, beginnt sich dieses Gefühl innerlich zu verankern. Für mich begannen Dichtung und Wahrheit miteinander zu verschmelzen und mir wurde zunehmend unklarer, wer ich wirklich war – die reale Person oder der scheinbar unantastbare stählerne »Plattmacher«, zu dem mich die Medien in einer Mischung aus Abscheu und heimlicher Bewunderung stilisierten. Zu meiner inneren Klärung trug auch nicht gerade bei, dass diese Vermischung von Dichtung und Wahrheit im Hinblick auf meine Person in späteren Medienberichten ständig wiederholt wurde. Das ging so weit, dass ich zum Teil weder die Person noch die Schilderung bestimmter Ereignisse wiedererkannte. Ein Beispiel für einen der typischen Presseartikel erschien in der Financial Times Deutschland am 3. Dezember 2007:
    »Schrecklich nette Investoren [...] 
    Was sich seit dem Erwerb durch den Finanzinvestor bei dem Stuttgarter Konzern ereignet hat, gleicht einem Schurkenstück, das Hollywood nicht besser hätte inszenieren können. In den Hauptrollen: ein geldhungriger Emporkömmling, ein aggressiver Hedge-Fonds-Manager, zwei wenig zimperliche österreichische Finanzjongleure und verunsicherte Banker. Auch die Nebenrollen sind hochkarätig besetzt mit Staatsanwälten, Finanzaufsehern und einer betrogenen Ehefrau.«
    Mit diesen Zeilen begann ein sehr informierter Artikel über unsere Übernahme des Anlagenbauers M+W Zander im Jahr 2007, einem der 50 größten deutschen Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro und 8.000 Mitarbeitern weltweit. Gut,

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