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Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)

Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)

Titel: Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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Che Guevara auf Mission in Bolivien.
    Ich konnte mich überhaupt nicht dafür erwärmen und fand das Ganze eher witzig. Zwar misstraute ich den rücksichtslosen, zielstrebigen Stützen des deutschen Wirtschaftswunders, aber zumindest waren diese geld- und statusgeilen Opportunisten konsistent und authentisch. Die meisten Oberschichtskinder, die Mao-Shirts und extrem teure, modische Militärstiefel und Parkas trugen, lebten von einer üppigen Apanage ihrer Eltern. Ihre revolutionären Anwandlungen waren hohl und unaufrichtig. Sie waren genauso falsch wie die Rolex, die mir mein Vater zur Hochzeit schenkte. »Wenn sie nicht so jämmerlich wären, wären sie fast lustig«, war mein unwiderrufliches Urteil. Ich war ein intellektuell und spirituell ziemlich distanziertes Kind und als Jugendlicher dachte ich: »Was sollen diese ganzen sinnlosen Diskussionen? Warum sind die alle immer so bierernst?« Offensichtlich brauchten die Eltern mal einen Monat harte Fabrikarbeit und ihre Kinder einen Besuch in der DDR oder ein Leben in Russland, um aufzuwachen und die Realität zu erkennen. Ich hatte beides getan.
    Barbara hatte mit Rebellen in Zentralamerika gelebt und gearbeitet. Ich respektierte das. Vielleicht färbte ein wenig dieses linken Gedankenguts auf eine Weise auf mich ab, derer ich mir nicht bewusst war. Als ich später in London arbeitete, wohnte ich nicht in Belgravia, South Kensington oder Mayfair, wo meine Kollegen residierten, sondern ich entschied mich für Hackney – eine äußerst raue Gegend. Mehrere meiner Freunde und Basketballkumpels aus dem Viertel waren halbseidene Figuren: Gebrauchtwagenverkäufer (sprich Autodieb), Zigarettenverkäufer (sprich Schmuggler) und tüchtige Geschäftsleute (sprich Hehler).
    Dieser im Getto hausende Investmentbanker war ein logisches Ergebnis meines respektlosen Naturells und meiner Blutsverwandtschaft mit meiner Schwester Barbara. Das war meine Art, mich mit dem »Lumpenproletariat« abzugeben und gegen die Erwartungen meiner Gleichgestellten zu rebellieren. Ich war nicht bereit mich anzupassen und widerstandslos das hohle Gebaren der Aufwärtsmobilen anzunehmen. Ich war in echtem Reichtum groß geworden. Wir lebten in einem Anwesen mit 17 Zimmern und einem Innenschwimmbad, einer Sauna, einer Bibliothek, einer ansehnlichen Kunstsammlung sowie Innen- und Außenkaminen. Necko lebte in diesem Mammutanwesen auf acht Hektar erstklassigem Grundbesitz, der fast ein eigenes Dorf bildete und zwei Weltklasse-Reithallen enthielt – eine überdachte und eine offene – sowie einen Hubschrauberlandeplatz und einen Atombunker, in dem sich bequem 20 Personen unterbringen ließen. Leute, die mit materiellen Gütern um sich warfen, konnten mich daher nicht ohne Weiteres beeindrucken. Die meisten Yuppies prahlten mit ihren neuesten Lifestyle-Errungenschaften: ihren Lieblingsautos, Fünf-Sterne-Hotels, der Party von Lord Sowieso und ihrer neuesten Eigentumswohnung am Eaton Square. Hätten sie von Lear-Jets, 60-Meter-Jachten, Gemäldesammlungen alter Meister oder Palästen am Ufer des Comer Sees mit eigenem Jachthafen gesprochen, hätte ich vielleicht zugehört. Meine hartgesottenen Freunde aus Hackney waren weitaus amüsanter. Es war viel witziger, Paul und Billy zuzuhören, wenn sie mir erzählten, wie sie Roland »Tiny« Rowlands 1 Rolls-Royce vor dem berühmten Londoner Nachtklub Annabel’s gestohlen oder heiße Bräute aus dem East End in dampfenden After-Hour-Clubs angemacht hatten.
    Als Kind war ich an Angeln, Walnüssesammeln – die ich im Winter an Rehe verfütterte –, Einbrüchen in Gartenhäuschen und einsame Häuser im Wald und Ladendiebstahl mit meinen Geschwistern interessiert – alles typische Jugendrebellionen, vor allem wenn man bedenkt, wie wenig wir seit dem Alter von fünf oder sechs Jahren beaufsichtigt wurden. Mein Wohnsitz in Hackney oder einem schäbigen Teil von Brooklyn mit meiner Cajun-Freundin Collette war ebenfalls das Ergebnis unserer schrägen Erziehung sowie der politisch linksgerichteten, antimaterialistischen Strömungen, denen wir Ende der Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre ausgesetzt waren.
    In der Mittelstufe setzte sich meine Clique ausschließlich aus den unbeliebtesten Kindern zusammen. Ich war der Anführer dieser Gesellschaft aus frustrierten Ausgestoßenen, eines ziemlich bunten Haufens. Zack hatte mehr Pickel als Haare auf dem Kopf und war ständig in Schwierigkeiten, weil er der Köchin in der Cafeteria an die Titten fasste. Er

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