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Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)

Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)

Titel: Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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hatte eindeutig Probleme, seine erwachende Sexualität mit den üblicherweise akzeptierten Verhaltensweisen in Einklang zu bringen. Scotty war ein untersetzter Zwerg, wenngleich ein sehr intelligenter, der von den älteren Sportlern ständig malträtiert wurde. Ursula war eine 1,80 Meter große schielende, magersüchtige Baumlatte, die einen erbärmlichen Anblick bot und unverständlich vor sich hin lispelte. Dann war da noch ein Schwarzer, Raymond, der weder springen, Basketball spielen noch tanzen konnte, um sein Leben zu retten. Ich war wahrscheinlich noch der beliebteste unter den unbeliebtesten Schülern. Diese Kinder waren meine besten Freunde und ich war ihr loyaler Beschützer und Rächer.
    Einige der böseren meiner schäbigen Taten gingen natürlich nicht straffrei aus. Angesichts unseres ständigen schlechten Betragens bis zum Alter von 14 Jahren waren mein Bruder und ich die inoffiziellen Hausmeister der Frankfurt International School. Zudem machten meine Eltern intensive Bekanntschaft mit den lokalen Geschäftsinhabern, da sie uns ständig wegen Ladendiebstahls herauspauken mussten.
    Schulfotos waren regelmäßig eine Katastrophe. Zwischen sechs und 14 Jahren haben wir auf jedem Foto entweder Wunden oder zumindest Kratzer und blaue Flecken im Gesicht. Es nahm derart schlimme Formen an, dass uns unsere Eltern zu Weihnachten Boxhandschuhe schenkten, um eine dauerhafte Entstellung oder Behinderung zu vermeiden. Das stellte sich als großartige Idee heraus, weil es uns ermöglichte, unsere rohen Körperkräfte zu strukturierteren und effektiveren Kampftechniken weiterzuentwickeln, ohne frühzeitige technische Knock-outs, lähmende Verletzungen oder dauerhafte Hirnschäden davonzutragen. Zu unserem Glück bewährten wir uns im Sport: Leichtathletik, Fußball, Skifahren, Basketball und Tennis. Das dämpfte unsere schwelenden aggressiven Impulse beträchtlich.
    Ich verbesserte meine kämpferischen Fähigkeiten ganz erheblich, als ich in der nahe gelegenen US-Kaserne Camp King mit den amerikanischen GIs Basketball spielte. Damals hatten viele junge amerikanische Straftäter die Wahl, entweder ins Gefängnis oder zur Armee zu gehen. Die intelligenteren unter ihnen gingen zur Armee anstatt zu Hause im Gefängnis zu hocken, aber das machte aus ihnen noch lange keine Engel oder Heilige. Ungefähr die Hälfte der in Deutschland stationierten GIs hatte in den USA eine Strafakte und viele kannten nur einen Weg der Konfliktlösung: den nonverbalen. In gewisser Weise war der Besuch dieser Kaserne eine Art familiärer Initiationsritus. Camp King war nach dem Krieg zunächst ein Durchgangslager für Kriegsgefangene gewesen und auch mein Vater kannte diesen Ort gut, weil er nach dem Krieg dort amerikanische Waren beschaffte, die er anschließend an seine Landsleute verscherbelte. Außerdem war er dort gelegentlich als Übersetzer tätig. Es war vollkommen logisch, dass ich einen Teil meiner Jugend auf diesem Militärstützpunkt mit den Brothers verbrachte und nach Getto-Manier kämpfte, mit der Attitüde eines amerikanischen Innenstadtkinds Basketball spielte und mir Tonfall und Ausdrucksweise der GIs aneignete. Und was äußerst wichtig war: Auch Necko hatte an diesem Ort zu tun gehabt, und deshalb ließen meine Besuche in Camp King auch eine größere innere Verbundenheit mit meinem Großonkel entstehen.
    *
    Während ich in Camp King mit den GIs Basketball spielte und Ebonics – afroamerikanisches Englisch – lernte, durchlief meine ältere Schwester eine sehr harte Phase an der Universität. Sie hatte von Jura zu Psychologie gewechselt, woraufhin meine Eltern ihr sämtliche finanzielle Unterstützung strichen. Nach ihrer Auffassung hatte Barbara Jura oder Betriebswirtschaft zu studieren und nicht irgend so ein exzentrisches Zeug wie Seelenklempnerei. Um den finanziellen Ausfall wettzumachen, arbeitete sie als Barfrau in diversen zwielichtigen Kaschemmen und hatte in der Folge viel zu viele Liebesabenteuer, die ihre sowieso schon zerbrechliche emotionale Konstitution und ihr ebenso zerbrechliches Selbstwertgefühl beschädigten.
    Ihre Mitgliedschaft in politisch suspekten Gruppierungen lassen eine tief greifende politische Neurose vermuten. Ihre Selbstzweifel als Ergebnis eines Übermaßes an ätherischer Introspektion wurden von einem politisch linksgerichteten Freund und Trust-Fund-Kid 2 verschärft, der manisch-depressiv war und unter Schizophrenie litt. Nach sieben Monaten mit zu viel Sex, zu wenig Geld und zu

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