Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)
richtigen Hebel für ein schnelles organisches Wachstum und solide Organisationsstrukturen an. Die Zeiten, in denen ich mit Einkaufstüten durchs Büro lief, die mit 500-Euro-Scheinen vollgestopft waren, um meinen Leuten die Boni auszuzahlen, waren vorbei.
Ich hatte JR Ende der Neunzigerjahre kennengelernt, als ich Farlake Plc., eine börsennotierte Fondsmanagementgesellschaft mit Sitz in London, plünderte. Mit einer Kurs/Gewinn-Bewertung von sechs war Farlake spottbillig. JR war in einer gehobenen Position des Unternehmens und wir hatten soeben einen Anteil von 29 Prozent erworben. Unser Ziel war, das viel kleinere Farlake mittels einer Aktien- oder Bargeldofferte in unser VMR zu »verschmelzen«. Die Direktoren von Farlake waren erzürnt, weil wir das Unternehmen in die Enge trieben. Hätten wir versucht, es jedem recht zu machen, indem wir die Unternehmensetikette eingehalten hätten, hätten wir die Beteiligung nie zu diesem niedrigen Preis bekommen.
Nachdem sich die emotionalen Wogen geglättet hatten, trafen Kevin und ich mit JR zusammen. Er ist ein kleiner, aber äußerst streitlustiger Ire und ein fieser, ausgebuffter Konkurrent. Er ist ein Scratch-Golfer und war an der Uni ein gefürchteter Rugbyspieler. Er war mindestens genauso berechnend, auf seinen Vorteil bedacht und entschlossen wie ich. Der einzige Unterschied bestand darin, dass er weniger Charisma hatte und nie verstand, dass man Weltklasse-Mitarbeiter braucht, um Weltklasse-Ergebnisse zu erzielen. JR hatte sich stets mit loyalen, aber mittelmäßigen Jasagern umgeben – ein Charakterzug, der uns später noch echte Probleme machen sollte. Er machte sich ständig Sorgen um die Kosten und kurzfristigen Gewinne, anstatt auf Qualität und Nachhaltigkeit zu achten. Außerdem hätte er sein pomadiges Menjou-Bärtchen rasieren sollen. Damit wirkte er einfach wie ein Pariser Kellner. Und anders als mein früherer Partner Kevin Devine war JR kein moralischer Anker. Sein Wertesystem war mindestens genauso verrottet wie meins.
Bei dieser Zusammenkunft schaffte JR etwas, das noch niemand je zuvor geschafft hat. Er überzeugte uns davon, unsere feindlichen Übernahmepläne aufzugeben und seine ehrgeizigen Wachstumsziele aktiv zu unterstützen. Die Berechnungen, die er anstellte, erschienen Kevin und mir sinnvoll und somit waren wir zu einem Versuch bereit. Wir konnten ihn später immer noch schlucken, falls er die in Aussicht gestellten Ergebnisse verfehlen sollte. JR hielt sein Wort und wir unterstützten ihn vorbehaltlos. Nach zwei Jahren verkauften wir an einen größeren Wettbewerber. Wir hatten einen Anstieg von 400 Prozent auf unsere beträchtliche Kapitalinvestition erzielt und JR scheffelte Millionen. In den folgenden Jahren blieben wir in Kontakt.
Als JR zu ACMH stieß, zogen wir aus den Büroräumen auf meinem Grundstück aus. Ich verstand seine Argumentation. Für steife, konservative Europäer war Mallorca als Standort für eine seriöse Investmentmanagementgesellschaft zu halbseiden. Sie konnten Sonne, blauen Himmel und ein blaues Meer nicht mit professioneller Geldanlage unter einen Hut bringen. Es war mir völlig egal. Meine Argumentation lautete, solange wir wesentlich bessere Ergebnisse erzielten als unsere Wettbewerber, würde das Geld auch auf dem Mond den Weg zu uns finden. JR waren äußerer Schein und formale Aspekte wesentlich wichtiger. Mir machte die zehnminütige Fahrt in einem meiner Cabrios oder auf meiner Vespa keinen Spaß. Viel lieber schritt ich die majestätische Freitreppe mit meinen Hunden hinab, ging an barocken Statuen, Bronzeskulpturen und zahlreichen Springbrunnen, künstlichen Höhlen, dem Tennisplatz, den verschiedenen Terrassenanlagen mit ihren Birnen- und Zitronenbäumen, den Teichen und den Orangenhainen vorbei, passierte unsere Nasenbären, unsere Schafe, Ziegen und Papageien, bis ich schließlich in unser Bürogebäude eintrat. Das war ein zivilisierter Arbeitsweg. Die Vorstellung, selber Auto zu fahren und mir einen Weg durch den Verkehr bahnen zu müssen, in einer engen Gemeinschaftsgarage zu parken und dann den öffentlichen Aufzug zu einem Stadtbüro zu nehmen, war weitaus weniger idyllisch und ganz ehrlich gesagt eine brutale und entmutigende Erfahrung.
Letztlich war das aber Jammern auf hohem Niveau. Unser Penthousebüro bot den besten Blick über die Bucht von Palma, den es gab. Mein Speedboot lag nur einen zweiminütigen Fußmarsch entfernt vor Anker, sodass ich mir in der Mittagspause und nach der
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