Kopf hoch, Freddie
Lorimer fragte. Mrs. Gresham sei am Apparat.
»Mein Mann hat Sie gestern kennengelernt und Ihnen erzählt, daß unser Wagen streikt. Mein Sohn bringt ihn heute in die Werkstätte. Möchten Sie uns inzwischen besuchen, ohne daß ich zuerst einen Höflichkeitsbesuch bei Ihnen mache?«
Das war eine wenig begeisternde Einladung, aber Angela antwortete höflich: »Danke, sehr gern.«
»Würde es Ihnen morgen passen?« Die Sprecherin schien sich ins Unvermeidliche zu fügen, und Angelas Zusage fiel entsprechend lau aus. Später fragte sie Stephen: »Wie ist diese Mrs. Gresham eigentlich?«
»Wie? In Ordnung. Ich habe nie viel von ihr zu Gesicht bekommen. Man kommt mit ihr sehr schwer ins Gespräch.«
»Sie schien ziemlich unfreundlich. Was für Interessen hat sie?«
»Keine Ahnung. An mir ist sie jedenfalls nicht interessiert. Vermutlich an ihrer Familie — auf jeden Fall an dem Jungen.«
»Sie hat doch auch noch ein Mädchen? Wie sind die beiden?«
Stephen war verblüfft. »Maurice war nicht viel zu Hause. War viel auf Reisen. Sein Onkel hat ihm ein Vermögen hinterlassen. Gescheiter Junge. Soll wohl eines Tages die Farm übernehmen, ist aber nicht sehr scharf darauf.«
»Und das Mädchen?«
»Pat ist tadellos. Ungefährlich.«
»Na, wenigstens scheinen sie interessanter als ihre Mutter. Glaubst du, daß mir Pat gefallen wird?«
»Ich denke schon. Sie ist lustig und kümmert sich keinen Deut darum, was die Leute reden.«
»Dem Himmel sei Dank! Die Mutter hat uns offenbar nicht von selbst eingeladen. Na, spielt keine Rolle. Wir brauchen keinen engen Verkehr zu pflegen.«
Das Heim der Greshams vermittelte den Eindruck von Wohlhabenheit. Es war ein eingeschossiges Gebäude mit einem Tennisplatz auf der einen Seite und einem Rasen auf der anderen. Die Auffahrt war lang und gewunden. Als sie das Haus vor sich sahen, sagte Angela: »Mir gefallen diese altmodischen Häuser mit ihren tiefen Veranden und den französischen Fenstern.«
»Sieh dir den Tennisplatz an. Vielleicht laden sie uns manchmal zu einem Match ein.«
»Wie gern möchte ich mit unserem Haus etwas machen, damit es weniger klotzig wirkt und hübsch und bewohnt aussieht.«
»Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Wenn du erst ein paar Kinder hast, wird es überaus bewohnt wirken. Dann kannst du für die Kleinen immer neue Zimmer anbauen, und das Haus wird weniger viereckig aussehen.«
»Danke, eine reizende Aussicht... Das muß wohl Mrs. Gresham sein. Ziemlich einschüchternd.«
Eine große, offenbar befehlsgewohnte Frau kam aus dem Haus, um sie zu begrüßen. Sie war außerordentlich hübsch, groß und schlank und hatte helles, grau werdendes Haar und kalte, ebenmäßige Züge. »Kommen Sie doch herein«, sagte sie würdevoll. »Wie lieb, daß Sie nicht auf meinen Besuch gewartet haben!«
Sie folgten ihr in einen großen Wohnraum, von dem aus drei französische Fenster auf die Veranda führten. Ein Augenblick der Stille trat ein, und Angela, die im Anknüpfen gesellschaftlicher Kontakte nie sehr gut gewesen war, dachte: »Das wird reichlich ungemütlich. Ein Glück, daß ich Freddie bei mir habe.«
Aber Mrs. Gresham brachte die Unterhaltung in Gang. »Wir müssen uns miteinander bekanntmachen. Sie sind natürlich Mrs. Lorimer, und das muß Miss Standish sein, Ihre Schwester, die mein Mann schon kennengelernt hat. Ich bin Marion Gresham.«
Freddie wirkte glücklich. »Bitte, nennen Sie mich nicht Miss Standish. Das klingt so merkwürdig. Nennen Sie uns Freddie und Angela.«
Ihre Schwester fügte hinzu: »Ja, bitte... Wie Freddie habe ich mich an meinen neuen Namen noch nicht gewöhnt. Heutzutage kommt man ohne Familiennamen aus.«
»Von meinen Kindern bekomme ich keine zu hören. Ich selbst finde die Sitte mit den Vornamen nicht sehr bequem.«
Das war ein ziemlicher Rückschlag, und wieder drohte Stille, als Mrs. Gresham freundlicher als vorhin sagte: »Sie beide sind an das Stadtleben gewöhnt, nicht wahr?«
Freddie mischte sich ein: »Ja, aber wir lieben das Land. In der Stadt mußten wir leben, weil Angela auf der Universität war und ich auf der Schule. Sie wollte das Studium abschließen und hätte es auch leicht geschafft, aber...«
»Leicht bestimmt nicht, Freddie. Ich wäre eben so durchgerutscht.«
»Natürlich hättest du es geschafft, aber sie hatte es satt, weil... Na, und dann hat sie Stephen kennengelernt, und damit war die Sache erledigt. Wir hatten in Tainui ein Familientreffen, müssen Sie wissen.« Aus Freddies Stimme
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