Kopf hoch, Freddie
Freddie von diesem umwerfenden Erfolg berichteten, stieg ihr das sofort zu Kopf, und sie sagte: »Setzen wir doch alle gemeinsam! Maurice, du steuerst eine halbe Krone bei, wir auch. Mach bloß kein überlegenes Gesicht. Wenn wir auf einen Außenseiter setzen und gewinnen, bekommen wir eine ganze Menge. Wie dumm, daß ich nur eine Pfundnote und keine halbe Krone habe. Maurice, geh bitte und wechsle mir die Note, dann habe ich genug.«
»Und wo soll ich diese finanzielle Transaktion durchführen?«
»Ach, das macht doch jeder. An der Bar oder am Erfrischungsstand. Vielleicht beim Totalisator.«
»Meine Süße, ich würde mein Leben für dich hingeben. Wenn du aber glaubst, daß ich auf dem Rennplatz jemand um halbe Kronen für ein Pfund bitte, hast du dich geirrt. Ich borge dir das Geld, und wir können später abrechnen.«
»Das verdirbt alles. Das Schöne daran ist, daß man die halbe Krone setzt und vergißt. Wenn sie gewinnt, ist es gut, wenn nicht, dann ist sie eben weg.«
»Für einen Neuling sehr gewitzigt. Du hast die sanfte Kunst des Wettens ohne Tränen gemeistert. Aber das verdammte Pfund wechsle ich nicht.«
»Dann werde ich es tun. Männer sind schon komisch. Es macht dir nichts aus, so kostümiert wie ich zu kommen, doch dann tust du mir nicht mal den kleinen Gefallen«, und mit diesen betrübten Worten ging sie zu dem Mann im Erfrischungszelt, der im Moment unbeschäftigt war, und bat ihn, den Schein zu wechseln. »Halbe Kronen bitte, damit ich bei jedem Rennen wetten kann.«
»Halbe Kronen? Kein Mensch setzt halbe Kronen!«
»Dann muß ja einer damit anfangen. Ist doch viel lustiger. Sie müssen wissen, das ist mein erster Rennbesuch, ich möchte gern bei jedem Rennen setzen, und wir sind zu viert.«
»Jedem Tierchen sein Pläsierchen«, bemerkte der Mann gutmütig und gab ihr die acht Münzen. Freddie trat triumphierend aus dem Zelt und hatte Schwierigkeiten, ihren Begleiter zu finden, der sich in einiger Entfernung in die Büsche geschlagen hatte. »Ich muß schon sagen, Maurice, ich habe nicht gedacht, daß du so sehr auf deine Reputation bedacht bist«, neckte sie ihn, als sie wieder beieinander waren.
»Es gibt verschiedene Arten der Reputation, und ich wirke lieber dramatisch als geizig. Nun stürzen wir uns aber ins Wettabenteuer.«
Für Freddie wurde es ein ruhmreicher Tag. Indem sie auf die unmöglichsten Gäule setzte, verlor sie fünfzehn Shilling, bis es zum letzten Rennen kam. »Aber diesmal werde ich groß abräumen«, erklärte sie lachend.
Maurice, der vorsichtig, aber hoch gesetzt hatte, sah auf ihre Karte. »Da kommt nur ein Pferd in Frage«, sagte er und wollte ihr zeigen, welches. Doch ihr Auge war am Namen eines bestimmten Jockeys hängen geblieben.
»Ist das nicht der Ärmste, den man für sechs Wochen disqualifiziert hat?« fragte sie.
»Verdammter Kerl. Er war meinem Pferd im Weg und hat mir die beste Wette verdorben.«
»Sicher wollte er das nicht. Es war einfach Pech. Und sicher ist es eine große Enttäuschung, daß er ganze sechs Wochen nicht reiten darf. Ich glaube, die anderen werden ihn diesmal gewinnen lassen, nur um ihn zu trösten. Ich setze fünf Shilling auf sein Pferd und du auch fünf, nur um ihm zu helfen«, sagte sie mit eigentümlicher Logik.
Er seufzte, schloß die Wette ab und kam dann wieder, um dem Rennen resigniert zuzusehen. »Du wirst verlieren. Das Pferd hat nicht die geringste Chance. Sieh dir die Quote an. Kein Mensch setzt auf das Tierchen.«
»Wie gemein! Hoffentlich lassen ihn die anderen Jockeys gewinnen. Das wäre sehr sportlich.«
»Sportlich, liebe Güte«, stöhnte Maurice, als das Rennen begann und sich die übliche atemlose Stille über die Menge senkte. Dann erhob sich Geraune. Etwas Außergewöhnliches bereitete sich vor. Der Außenseiter unter den Jockeys, der disqualifiziert worden war, lag absolut nicht im rückwärtigen Feld. Er kämpfte verbissen, und es glückte ihm unglaublicherweise, sich nach vorne zu arbeiten. Das Geraune schwoll zu Gelächter an, dann erklangen Zurufe. Das Finish fiel äußerst knapp aus. So knapp, daß kein Mensch behaupten konnte, es sei eine abgekartete Sache gewesen. Das Pferd des Außenseiters gewann mit einer Nasenlänge, und weil er beliebt war und viele der Meinung waren, er habe vorhin Pech gehabt, ertönte Beifall, als die Nummern hochgingen. Freddie fehlten die Worte vor Aufregung, und als sie entdeckte, daß sie als Gewinn siebenundzwanzig Pfund bekam, wandte sie sich strahlend an
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