Kopf hoch, Freddie
und sie hörte Freddie sagen: »Ach, das wäre reizend, Maurice. Ja, sicher kommt sie mit. Erst gestern hat sie gesagt, daß sie noch nie im Leben bei einem Rennen war, und ich war überhaupt noch nie. Und ein Rennen auf dem Land ist sicher ein Riesenspaß, bei dem wir einen Haufen Geld gewinnen können... Aber da fällt mir ein, daß wir heute mit Stephen einen Ausritt über die Farm machen.«
Die Stimme am anderen Ende legte offenbar Protest ein, denn Angela hörte Freddie antworten: »Ja, natürlich könnten wir jederzeit weg, aber da Stephen eben unsere Ponys bringt, würde ich nicht gern mit einem anderen Vorschlag kommen. Ja, ich weiß, Angela wäre liebend gern mitgekommen, aber... Wart mal, ich sehe nach, ob man Stephen noch aufhalten kann.«
Ohne ihre Schwester zu fragen, lief sie hinaus und sah, daß Stephen eben zwei der drei Pferde aus dem umzäunten Hof herausließ. Weder sie noch Angela hatten seinen leisen Schritt auf der Veranda gehört, und er hatte so noch einen Teil des Telefongesprächs mitbekommen. Freddie kam zurück. »In Ordnung, Maurice. Er hat wohl seine Absicht geändert. Er hat die Ponys hinausgelassen, also können wir kommen. Und ich ziehe mein neues Kleid an, das, das ich in Winslow gekauft habe. Es wird dir sicher gefallen... Was, du hast auch etwas Neues? Natürlich ziehst du das an. Dann sehen wir wenigstens attraktiv aus.«
Angela lief auf den Hof hinaus. Sie ahnte, was geschehen war, und war wütend. Warum hatte Stephen sie nicht vorher gefragt? Warum hatte er ihr nicht die Chance gegeben zu sagen, daß sie lieber zu Hause bleiben, sogar lieber mit ihm reiten wolle, als zu einem Rennen zu fahren? Sie sagte: »Und ich dachte, ich dürfe Bess reiten«, er antwortete jedoch gleichmütig: »Ist doch netter, wenn du mit den anderen ausgehst. Das Rennen wird dir gefallen. Wie du siehst, habe ich zugehört und die Einladung mitgekriegt.«
»Verstehe. Also werden meine Pläne von dir und Freddie gemacht. Und was ist, wenn ich nicht gehen möchte?«
»Aber sicher willst du. Schließlich gibt es nicht jeden Tag ein Rennen, und die Farm bleibt dir erhalten.«
»Das mag ja sein«, dachte sie, »aber irgend etwas ist im Schwinden begriffen und entgleitet mir, und ich weiß nicht, was ich tun soll.« Sie drehte sich brüsk um und ging zurück ins Haus, wo Freddie ihr aufgeregt entgegenkam.
»Ist es nicht herrlich, daß wir zum Rennen fahren? Das habe ich mir schon lange gewünscht, aber es hat sich nie ergeben. Ich werde mein neues Kleid anziehen, Maurice hat einen neuen Anzug, und du mußt das hübsche Kleid aus den Flitterwochen anziehen.«
Die zornigen Worte, die Angela auf der Zunge lagen, blieben unausgesprochen. Wie hätte sie Freddie kränken können, die bewußt noch nie jemand weh getan hatte? Sie sagte ziemlich matt: »Eigentlich habe ich mit Stephen ausreiten wollen. Das habe ich schon lange nicht mehr getan.«
»Liebling, es tut mir ja so leid. Ich bin rausgelaufen, um zu sehen, ob die Ponys schon da sind, denn dann wären wir natürlich ausgeritten, aber Stephen hat sie auf die Koppel gelassen, daher dachte ich, er habe seine Absicht geändert. Soll ich Maurice anrufen und ihm absagen? Ehrlich, ich würde auch gern ausreiten.«
»Das weiß ich, aber es spielt jetzt keine Rolle mehr. Das machen wir ein anderes Mal. Komm, beeilen wir uns! Ich bin ja so neugierig auf dein neues Kleid.«
Schließlich war Freddie nicht mehr lange da. Wenn sie einmal fort und sie, Angela und Stephen, allein waren, würde alles wieder ins Lot kommen. Und dann kam Angela der Gedanke: »Gibt einem das Schicksal wirklich eine zweite Chance? Sind die vergeudeten Tage nicht für immer entschwunden?« Sie gab sich achselzuckend einen Ruck. Vor ihnen lag ja so viel Zeit. Stephen schien ja auch darauf zu bauen. Er war seiner und ihrer so sicher, daß es ihm offenbar nicht das geringste ausmachte, wenn sie bis auf die Nächte kaum mehr allein waren — und dann schlief er immer sofort ein, als wäre sie gar nicht vorhanden.
O ja, sie hatte einen Versuch gemacht. Der nächste mußte von seiner Seite kommen. Angela lief auf ihr Zimmer und wischte sich eine Träne ab, während sie das Kleid anzog, das Stephen auf ihrer Hochzeitsreise so sehr bewundert hatte. Jetzt schien er nie mehr zu bemerken, was sie anhatte. Ihre Mutter hätte darauf sicher zu sagen gewußt, daß Männer eben so und nicht anders seien.
Maurice und Pat kamen eine halbe Stunde später an, aber Stephen war schon fort und konnte nicht
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