Kopf hoch, Freddie
wir den Tag.«
Sie lachten, und alles war überstanden. Für diesmal überstanden, dachte Stephen. Vielleicht hatte Angela recht. Vielleicht sollte er sich die Kunst, mit ihr in Verbindung zu kommen und zu bleiben, möglichst bald aneignen.
13
Am folgenden Morgen erwachte Angela mit dem glücklichen Gedanken: »Jetzt gibt es keine Mißverständnisse mehr. Stephen und ich, wir können jetzt alles zusammen unternehmen, was ich mir in letzter Zeit gewünscht habe. Zwischen Menschen, die sich lieben, kann es keinen Raum für Stolz und Geheimnistuerei geben.« Während sie sich eilig anzog, weil es schon spät war, beschloß sie, Pat anzurufen und ihr alles mitzuteilen.
Aber bevor sie dazu kam, rief Pat ihrerseits an. »Maurice steckt wieder mal voller Pläne — aber ich mache nicht mit. Hier wartet ein Haufen Arbeit, und ich denke mir, bei dir sieht es ähnlich aus.«
»Stimmt genau! Man kann nicht jeden Tag ausfliegen.«
»Besonders, wenn man nicht möchte. Mit Maurice habe ich schon gesprochen. Er ist alt genug, um auf sich aufzupassen — und auf Freddie... Ich habe mich sogar gegen meine Mutter durchgesetzt.«
»Gut. Die zwei sollen sich ruhig allein amüsieren.«
Und das taten Freddie und Maurice denn auch. Inzwischen war Angela sehr glücklich. Sie brachte ihr einigermaßen chaotisches Haus in Ordnung und machte dann mit Stephen Ausritte auf der Farm. An den Abenden unterhielten sie sich über die Bücher, die sie gelesen hatten, machten Pläne für den Winter und tauschten ihre Gedanken mit neuerwachtem gegenseitigen Verständnis aus.
Zuerst hatte Freddie erklärt, sie finde es selbstsüchtig, auszugehen und ihre Schwester zu Hause zu lassen. »Das wäre gemein. Bist du sicher, daß du daheim bleiben willst?«
Ein Lächeln lag in Angelas Blick, als sie antwortete: »Ganz sicher. Das Herumtreiben hat mir eine Woche Spaß gemacht — aber hier ist mein wirkliches Leben. Darauf habe ich mich gefreut.«
Freddie widersprach nicht weiter. Wie dumm sie gewesen war! Natürlich wollten Ehepaare allein sein, natürlich waren sie zusammen am glücklichsten. Es schien Freddie freilich eine langweilige Sache zu sein, Hausarbeit zu verrichten und Mahlzeiten zuzubereiten, aber es machte sicher Freude, wenn man abends jemand sehnsüchtig erwartete.
Aber Angela wollte nicht nur warten. Die halbe Zeit war sie draußen mit Stephen, und wenn sie sich auf häusliche Pflichten berufen wollte, die sie zu Hause zurückhielten, sagte er immer: »Laß das nur! Wenn wir zurückkommen, kriegen wir das zusammen hin. Ich möchte, daß du mit mir rauskommst!«
Zusammen! Es war ein Zauberwort und bewirkte bei Freddie immer ein sentimentales Seufzen. Vorschläge für fröhliche Unternehmungen unterließ sie fürderhin.
Maurice versuchte nur einmal einen Einwand. Doch als Angela zu ihm sagte: »Spiel ruhig, mein Junge! Ich möchte mit meinem Mann hinaus. Das ist viel amüsanter«, seufzte er tief durchs Telefon und sagte: »Der Liebe habe ich nichts entgegenzusetzen.« Freddie merkte, daß Stephen die Worte seiner Frau mitangehört hatte, und dachte: »Wie glücklich macht ihn doch Angelas neues Verhalten! Wirklich, ich hätte nie gedacht, daß er so zufrieden aussehen könnte.«
Vier Tage später kam ein Telegramm von Alicia Standish, das ihre Rückkehr ankündigte; sie verlangte darin, Freddie solle sie am Flughafen abholen. Angela fühlte echtes Bedauern. »Verdammt noch mal«, sagte sie, während sie das telefonisch übermittelte Telegramm mitschrieb, »Mutter hätte Freddie wirklich in Ruhe lassen können, nachdem sie sie so lange hat warten lassen.«
Dann lief sie zu Stephen. »Ist das nicht typisch Mutter? Jetzt, da wir alle so glücklich sind, stört sie uns.«
Er lächelte. »Nun ja, einmal mußte sie ja zurückkommen.«
»Du hast recht. Die drei Monate sind um. Das bedeutet auch das Ende der Maurice-Episode.«
»Sei nur nicht zu voreilig!«
»Aber muß Freddie überhaupt abreisen? Sie sollte Mutter mal zur Abwechslung sausen lassen.«
»Ich glaube nicht, daß Freddie die Sache so sieht.«
»Ach, schon wieder bin ich die herzlose Tochter, und du rümpfst wieder mal die Nase!«
»Du hältst mich wohl für einen Tugendbold, mein Schatz — was ich aber nicht bin. Im Ernst, ich glaube, Freddie wird es für ihre Pflicht halten, zu eurer Mutter zurückzukehren. Und für diese selbst ist es die letzte Zeit in Neuseeland — sollte man ihr die nicht angenehm machen? Da kommen übrigens Freddie und
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