Kopf hoch, Freddie
Geld sonst? Außerdem sind das hier nur Lebensnotwendigkeiten.«
»Notwendigkeiten? Ein Luxus ist das! Spargel in Dosen, gefrorene Austern, Eis und vieles andere. Das wird freilich ein Festessen. Nebenbei halte ich es für durchaus schicklich, wenn du zum Essen bleibst, auch wenn Mutter nicht da ist.«
»Vielen Dank! Ich habe durchaus die Absicht, zum Essen zu bleiben. Warum hätte ich sonst diese zwei hübschen Flaschen besorgt? Übrigens gehe ich nach dem Essen nicht gleich. Schon gut, schon gut! Ich habe keine bösen Absichten. Ich habe mir in meinem gewohnten Hotel ein Zimmer besorgt — aber ich dachte, wir könnten nachher ins Kino.«
Die Wohnung war kalt und ungelüftet, doch die Heizung funktionierte, und es wurde bald warm. Sie setzten sich gemütlich vor den Kamin, und Freddie schlürfte mißtrauisch an dem Cocktail, den Maurice gemixt hatte, während er sich eine tüchtige Portion Gin eingoß.
Das Essen war köstlich, der Film gut und der darauffolgende Imbiß herrlich. Als Freddie schließlich um Mitternacht ins Bett sank, war sie viel zu müde, um noch wahrzunehmen, daß die Wohnung still und einsam war. Erst im Einschlafen fiel ihr ein, daß sie sich nicht einmal die Zeit für einen Anruf bei Jonathan genommen hatte.
Am nächsten Morgen schlief sie sehr lange. Beim Erwachen galt ihr erster Gedanke Angela, die um diese Zeit bereits seit zwei Stunden auf den Beinen war. Bald darauf stand Maurice gerade richtig zum Morgenkaffee in der Tür, und Freddie verspürte ein freudig-aufgeregtes Gefühl, als sie ihn erblickte. Er sah am Morgen immer am besten aus. Niemals war ihm ein Zeichen von Müdigkeit oder von zu viel Alkohol anzusehen. Wirklich, er war der ideale Mann zum Ausgehen.
»Nur noch ein Tag bis zur Rückkehr deiner Mutter«, verkündete er. »Wir werden das Beste daraus machen. Es wird heute richtig warm und sonnig. Fahren wir an den Strand und legen wir uns in den Sand, wie in Tainui.«
»Wunderbar! Ich werde den Picknickkorb zusammenstellen. Von gestern ist noch eine Menge geblieben.«
Sie verbrachten einen langen, faulen Tag, bummelten einen einsamen Strand entlang, dösten in der Sonne und sprachen nur, wenn es ihnen danach zumute war. Konnte man sich einen besseren Kameraden als Maurice wünschen? Heute abend war noch genug Zeit für einen Anruf bei Jonathan...
Sie kehrten erst in der Dämmerung heim, und dann hatte Freddie mit den Vorbereitungen für das Abendessen zu tun. Sie hatte nämlich darauf bestanden, daß sie auch diesmal in der Wohnung aßen.
Maurice hatte zugestimmt. »Aber beeilen wir uns! Ich führe dich heute auf eine Party aus und nachher zu einem Tanzabend draußen vor der Stadt. Ich habe deswegen die Zeitungen durchgesehen.«
Als sie zum Ausgehen fast bereit war, sagte sie plötzlich: »Bevor wir gehen, muß ich noch einen Anruf erledigen.«
»Warum?«
Sie errötete unwillkürlich und sagte von oben herab: »Ach, Doktor Blake. Ich habe versprochen, mich zu melden, sobald ich zurück bin.«
»Du willst mir doch nicht erzählen, daß du mich mit einem Medizinmann betrügen willst? Ist das dieser Jonathan, von dem ich dich schon früher mal habe sprechen hören?«
»Ja. Er ist ein sehr guter Freund, wenigstens war er das in Tainui. Und er wäre es immer noch, wenn er mehr Zeit hätte. Er war es, der mich in meinen Plänen bezüglich der Krankenpflege bestärkt und auch gemeint hat, daß ich es schaffen werde.«
»Wie selbstlos von ihm! Du weißt ja nicht, meine kleine Unschuld, daß diese Ärzte sich mit den Schwestern meist recht gute Tage machen. Merkwürdig, was die Mädchen an ihnen finden!«
Sie lachte. »Jonathan ist nicht der Typ, der sich mit irgendwem einen guten Tag macht, am wenigsten mit mir. Aber ich rufe ihn trotzdem an. Geh bitte runter und starte den Motor.«
»Ich starte den Wagen, wenn er gebraucht wird, und nicht eher. Und ich werde mich auch nicht als perfekter Gentleman aufführen und aus dem Zimmer gehen. Ich werde dasitzen und meine Ohren spitzen und hoffen, daß es dir peinlich ist.«
Es gab aber nichts Peinliches. Es meldete sich eine Stimme, die Freddie als die der Haushälterin erkannte und die sagte, der Herr Doktor sei nicht da. »Sind Sie eine Patientin? Möchten Sie etwas ausrichten lassen?«
»Nein, nein, es ist nicht wichtig.«
»Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, wann er wieder da ist. Aber ich könnte ihm Ihre Nummer geben.«
»Nein, vielen Dank! Es ist wirklich nicht wichtig. Ich werde es morgen wieder
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