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Kopf hoch, Freddie

Kopf hoch, Freddie

Titel: Kopf hoch, Freddie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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in der Stadt hätte, jemand, an den sie sich wenden könnte! Natürlich hat sie ein paar alte Schulkameradinnen, aber die meisten sind schon im Beruf oder in der Ausbildung. Außerdem konnten wir im Internat nie engere Dauerfreundschaften schließen wie andere Mädchen. Es war so peinlich, daß man in den Ferien niemand zu sich einladen konnte. Denn wenn Vater zu Hause war, gab es immer so schreckliche Szenen, und wenn er nicht zu Hause war, dann sah es erst recht merkwürdig aus.«
    »Ich weiß«, sagte er und nahm tröstend ihren Arm.
    Währenddessen überkam Freddie auf der Fahrt insgeheim tiefe Wehmut, und sie weinte. Maurice nahm die Hand vom Steuer und tätschelte ihren Arm. »Kopf hoch, altes Mädchen! In den Ferien kommst du wieder auf die Farm, und alles ist wieder wie früher.«
    »Das wird es nicht sein. Man hofft es nur. So wie damals in Tainui. Als alles vorbei war, sah es aus, als könnten wir weiterhin als Familie leben. Shelagh und Bill schien auch daran zu liegen, und auch Jonathan. Aber dann sind sie weggefahren und wurden von ihrem eigenen Leben aufgesogen.«
    »Ist das nicht bei jedem so?«
    »Ich glaube, ja, aber es ist schon merkwürdig, wenn Familienmitglieder derartig gleichgültig zueinander sind.«
    »Und Angela? Sie ist gewiß nicht so.«
    »Ach, sie ist wunderbar. Und ich bin ja nur albern und möchte, daß die anderen mich umschwirren. Aber warum sollten sie das eigentlich? Alle Familien gehen eines Tages auseinander.«
    »Hat auch was Gutes. Ich glaube nicht an diesen Unsinn von Zusammenhalt.«
    Seine Stimme klang gepreßt, und ihr fiel sofort Mrs. Gresham ein. Sicher war es für ihn zu Hause nicht leicht. Wirklich, das Leben war sehr kompliziert. Entweder war man den Menschen gleichgültig, oder sie nahmen zu viel Anteil an einem. Sie seufzte tief. Dennoch war es unmöglich, daß zwei junge Menschen, die einander mochten und an einem herrlichen Wintertag durch eine schöne Landschaft fuhren, allzu lange über ihre Schwierigkeiten und Kümmernisse nachsannen. Ihr Leben hatte erst begonnen, und die nächsten Wochen sollten randvoll mit Vergnügungen ausgefüllt sein.
    Jonathan würde auch wieder da sein, dachte Freddie. Ärgerlich, daß er manchmal eine Art hatte, sich geradezu aufzudrängen. Hoffentlich wunderte er sich gehörig darüber, daß sie seinen letzten Brief nicht beantwortet hatte. Er hatte bloß geschrieben: »Teile mir mit, wann du wieder kommst. Es wird schön sein, dich wiederzusehen und alles über die Farm, Stephen und Angela zu erfahren.« Danach kamen ein paar allgemeine Neuigkeiten — und das war alles. Kaum die Sorte von Brief, die ein Mädchen postwendend beantwortet. Sie wollte ihn von der Wohnung aus anrufen. Wenn sie Zeit haben würde.
    Sie verdrängte Jonathan energisch aus ihren Gedanken und stimmte resigniert dem Vorschlag von Maurice zu, beim ersten halbwegs annehmbaren Lokal anzuhalten und ein Bier zu trinken. »Obwohl ich nicht begreife, was du schon um zehn Uhr morgens an dem garstigen Zeug findest. Viel schöner wäre ein guter Kaffee.«
    »Am besten beides, lautet mein Wahlspruch. Was ist übrigens schlecht an Bier? Gewöhnlich trinke ich vor dem Mittagessen nichts Alkoholisches, und Bier ist völlig harmlos. Ich möchte dir zu gern das Trinken beibringen, wie es sich für einen zivilisierten Menschen gehört.«
    »Warum sollte ich trinken? Ich mag Bier nicht. Aber geh du nur in deine Kneipe. Ich trinke Kaffee, während du dein Bier kippst.«
    Das Bier wurde zu Mittag wiederholt und nachmittags noch einmal. Freddie fand es erstaunlich, wie oft sein Kreislauf danach verlangte, und bewunderte sein Aufnahmevermögen. Sie mußte aber zugeben, daß es seine Fahrtüchtigkeit nicht im geringsten beeinträchtigte.
    Sie erreichten die Außenbezirke der Stadt, als es dunkelte — im Hochwinter immer eine bedrückende Zeit. Während sie vom Verkehr aufgenommen wurden, sagte Freddie: »Wenn man daran denkt, daß eben jetzt Angela das schöne Holzfeuer anzündet und für Stephen das Bad einlaufen läßt...«
    »Ach was! Wir brauchen nur einen Schalter zu betätigen und haben in einer Minute das schönste Feuer, und sicher kannst du zu Hause ein herrliches Bad nehmen«, entgegnete Maurice. Er hielt vor einem Laden an der nächsten Ecke, um Milch und andere Lebensmittel zu besorgen.
    »Aber Maurice, ich wollte doch in dem Laden in der Nähe der Wohnung etwas kaufen. Du sollst nicht schon wieder mit dem Geldausgeben anfangen.«
    »Warum nicht? Welchen Zweck hätte das

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