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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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und so weiter, bis ich bei der 1 angekommen war, die für Z stand. Falls es sich so verhielt, dann lauteten die Zahlen 8, 12, 1, 11 und 26 SOZPA. Wieder ein Rätsel. Verdammt noch mal, was war das? Ein Name? Mein Frust stieg parallel zu meiner Verwirrung.
    8, 12, 1, 11, 26. Monatsnamen? August, Dezember, Januar, November? Und was bedeutete dann die 26? Und weshalb so ungeordnet? Sollte ich addieren? Subtrahieren? Die Worte phonetisch aussprechen wie bei einem persönlichen Autokennzeichen? Ich sagte sie laut vor mich hin. »Acht. Zwölf. Eins. Elf. Sechsundzwanzig.« Es bedeutete überhaupt nichts. Wenn die Zahlen Buchstaben repräsentierten und es ein Wort war, dann war das einzige, was ich sicher wußte, daß es sich aus fünf unterschiedlichen Buchstaben — ohne Wiederholungen — zusammensetzte. Ein Personenname? Ich dachte über Nota Lake nach und darüber, wie viele Leute ich hier kennengelernt hatte, deren Namen aus fünf Buchstaben bestanden. Brant, Macon, Hatch, Wayne. James Tennyson. Rafer. Ich sah auf das Ausrufezeichen und das Fragezeichen. ! ? Was bedeutete das? Bestürzung? Entsetzen?
    Ich merkte, daß ich am Verhungern war — zweifellos Ausdruck meiner Verwirrung. Als ich auf dem Parkplatz hinter dem Rainbow auf Barrett wartete, hatte ich das Mittagessen ausfallen lassen, und jetzt mußte ich dafür büßen. Mittlerweile war es Viertel nach vier. Ich ging wieder in die Küche, um nach Nahrung zu suchen. Ich war so ausgehungert und benebelt, daß ich das Gefühl hatte, meine Gehirnzellen hätten den Kontakt zueinander verloren. Ich sah in Selmas Kühlschrank und wurde von plastikverpackten Resten vom Vorabend begrüßt. Von Anfang an nichts Berühmtes und weiß Gott nicht wert, aufgewärmt zu werden. Ich blickte ins Brotfach. Keine Cracker. Dann in die Schränke. Keine Erdnußbutter. Was führte sie eigentlich für einen Haushalt? Ich sah auf ihren Zettel herab und erlaubte mir in Ermangelung gesunder Nahrungsmittel, eine Ecke der Plastikfolie anzuheben und mir ein paar Brownies zu genehmigen. Die Konsistenz war seltsam — etwas trocken für meinen Geschmack — , doch die Glasur war lecker und klebrig, und nur ein leicht chemischer Geschmack ließ vermuten, daß sie eine Fertigmischung verwendet hatte. Wer Miracle Whip ißt, futtert auch diesen Schrott, dachte ich. Die Brownies waren alles andere als Selmas Bestleistung, aber ich vermutete, daß ich ohnehin nicht mehr lange das Vergnügen mit ihren Kochkünsten haben würde. Ich trank ein paar Schluck Milch aus der Tüte und sparte mir damit das Glas.
    Wieder gestärkt, war ich bereit, mich erneut an das Problem zu machen. Ich setzte mich auf Toms Drehstuhl. Was, wenn 8, 12, 1, 11 und 26 Seitenzahlen waren und sich auf die Notizen selbst bezogen? Ich versuchte es mit diesem Ansatz, doch der jeweilige Inhalt dieser Seiten schien rein gar nichts miteinander zu tun zu haben, da keinerlei gemeinsame Elemente und auch keine bezifferten Seitenzahlen vorhanden waren. Der Nachmittag ging in den Abend über, und ich kam nicht weiter. Ich dachte an den ursprünglichen Ausgangspunkt zurück. Selma hatte mich engagiert, damit ich herausfand, weshalb Tom bedrückt gewesen war. Ich ließ mich weiter nach vorne rutschen und stützte meinen Kopf auf die Stuhllehne. Warum war Tom geknickt, fragte sich Kinsey. Ich schaukelte und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Wenn jemand, den er kannte, seine Privatsphäre verletzt, seine Notizen gelesen und die Daten dazu benutzt hatte, Alfie Toth aufzuspüren und umzubringen, wäre das mit Sicherheit Grund genug. Aber warum sollte die Tatsache, daß Hatch in die Sache verstrickt war — oder James oder Wayne — , Tom auch nur einen Moment lang aus der Ruhe gebracht haben beziehungsweise ihn haben zögern lassen? Tom hielt sich an die Regeln. Man hatte mir wieder und wieder versichert, daß er streng auf Recht und Ordnung pochte. Wenn er einen von ihnen verdächtigt hätte, hätte er sofort gehandelt. Oder nicht? Was hätte ihn daran hindern sollen? Es hätte ihn nicht besonders getroffen, wenn Wayne die Unverletzlichkeit seiner Arbeitsnotizen durchbrochen hätte. Mein Blick fiel auf die Schreibtischunterlage. Ich schob einen Stapel Akten beiseite. In die rechte untere Ecke hatte Tom ein Raster gezeichnet, in das er die Wochentage des Monats Februar eingetragen hatte, ohne das Jahr zu bezeichnen. Der erste fiel auf einen Sonntag, der achtundzwanzigste auf einen Samstag. Die letzten beiden Samstage des Monats — der

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