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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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»Ich habe mich mit Barrett unterhalten. Sie war mit Tom im Wagen, bevor er starb«, erklärte ich.
    »Worüber haben die beiden gesprochen? Und warum soll er das gemacht haben?«
    »Über irgendwas. Ich weiß es nicht mehr.«
    »Haben Sie sie denn nicht zum Antworten gedrängt? Sie hatten das Mädchen doch in der Hand«, sagte er. Seine Worte erschienen in der Luft, mit großen Blockbuchstaben geschrieben.
    »Hören Sie auf zu schreien!«
    »Ich schreie nicht. Was haben Sie denn?«
    »Barrett hat Rafer mit keinem Wort erwähnt.« Da fiel es mir wieder ein. Sie hatte gesagt, daß Tom sie nach Rafer gefragt habe.
    »Warum sollte sie auch? Sie sind eine Wildfremde für Barrett. Sie vertraut sich Ihnen nicht an. Sie würde Ihnen so etwas nie sagen. Ihr eigener Vater? Du lieber Gott, sie müßte ja verrückt sein«, sagte er mit gellender Stimme.
    »Aber warum hat sie mir dann die Notizen gegeben? Müßte sie nicht annehmen, daß sie belastend sind?«
    »Barrett hat keine Ahnung. Sie weiß überhaupt nichts.«
    »Woher wollen Sie wissen, was er getan hat?«
    »Weil ich rechnen kann«, gab er genervt zurück. »Ich zähle zwei und zwei zusammen. Passen Sie auf: Tom hat sich mit Barrett getroffen. Vermutlich wollte er herausfinden, wo sich Rafer aufgehalten hat, als Pinkie ermordet wurde. Das gleiche bei Alfie Toth. Er hat den Zusammenhang erkannt und fürchtete, daß jemand in der Dienststelle Wind von seinem Verdacht bekommen könnte. Haben Sie das nicht behauptet? Jemand hatte ihm ja schon die Angaben über Toth abgeluchst. Was glauben Sie, wer das war? Rafer !«
    »Rafer«, wiederholte ich und nickte. Ich begriff, was er meinte. Ich hatte das gleiche vermutet. Toms Freundschaft mit Rafer war so eng, daß Tom es sich doppelt und dreifach überlegt hätte, bevor er ihn bei den Behörden anzeigte und ihre Freundschaft verriet. Ein so enormer Konflikt hätte ihn in extreme Bedrängnis gebracht. Mein Verstand knackte und surrte. Klick, klick, klick. Es war wie beim Flippern. Gedanken schossen umher, lösten Glocken aus und stießen gegen die Bande. Ich dachte an den Angestellten des Gramercy. Warum hatte er mir nicht erzählt, daß der falsche Zivilfahnder schwarz gewesen war? Man sollte doch annehmen, daß er sich an etwas so Auffälliges erinnern müßte. Mein Verstand befand sich immer noch auf Zickzackkurs. Ich konnte keinen Gedanken festhalten und ihn konsequent verfolgen. Klick, klick. Wie Billardkugeln. Die weiße Kugel traf in die Mitte, und sämtliche anderen Kugeln auf dem Tisch schossen in verschiedenen Richtungen davon. Ich wünschte, ich hätte mit Leland Peck gesprochen, bevor ich Santa Teresa verlassen hatte. Mir war äußerst merkwürdig zumute. Richtig beklommen. Geräusche wurden ein- und wieder ausgeblendet. Ich konnte sie durch den Raum wallen sehen: Sätze, die wie Surfer auf unsichtbaren Wellen ritten.
    Brant redete immer noch. Für mich klang es wie dummes Gewäsch, aber irgendwie ergab es eine seltsame Logik. »Pinkie hat Barrett angemacht. Sie war beim Wandern in den Bergen und ist auf das Angellager der beiden gestoßen.«
    Er laberte immer weiter und erschuf Wortbilder, die so lebhaft waren, daß ich das Gefühl hatte, es sei mir selbst passiert.
    »Barrett wurde überfallen. Er hat ihr eine Pistole an den Kopf gehalten und sie vergewaltigt. Sie wurde bedroht und sexuell mißbraucht. Pinkie hat sie anal penetriert und verletzt. Er hat sie gezwungen, unaussprechliche Dinge zu tun. Alfie ist nicht eingeschritten. Er hat ihr keinerlei Hilfe angeboten, sondern ist davongerannt und hat sie Pinkies Willkür überlassen. Barrett kam in völlig hysterischem Zustand zurück; sie hatte einen Schock. Rafer hat Pinkie verfolgt und zur Strecke gebracht. Er hat ihn gefesselt und an einem Ast aufgeknüpft. Dort hat er ihn für das, was er ihr angetan hat, langsam sterben lassen. Er hätte auch Alfie umgebracht, aber der konnte entkommen und von hier verduften. Rafer hat sich die ganzen Jahre in Sicherheit gewähnt, aber dann ist Pinkies Leiche aufgetaucht, und Dad hat die Verbindung zwischen den beiden Männern gefunden. Er ist den ganzen Weg nach Santa Teresa gefahren, um mit Alfie zu sprechen, aber Rafer ist ihm zuvorgekommen. Er hat Toth auf genau die gleiche Art aufgeknüpft wie Pinkie.« Brant musterte mich mit ernstem Blick. »Was ist denn mit Ihren Augen los?«
    »Mit meinen Augen?« Sowie er es erwähnt hatte, merkte ich, daß mein Blickfeld zu schwanken begonnen hatte und die Bilder von einer Seite zur

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