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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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ich, wie sich die Wirkung der Drogen um eine Stufe verstärkte. Ich merkte, wie ich mich ausdehnte. Ich konnte ihn überlisten. Er war stark, aber ich hatte mehr Erfahrung als er. Ich wußte mehr über ihn als er über mich. Ich war einmal bei der Polizei gewesen. Ich wußte alles, was er wußte, und noch ein bißchen darüber hinaus.
    »Steht das Auto immer noch draußen?« fragte ich.
    Brant trat ans Fenster, hielt das Gesicht dicht an die Scheibe und spähte nach rechts. »Einen halben Block weiter weg. Man kann es von hier aus kaum sehen.«
    »Ich finde, wir sollten das Licht ausschalten. Ich möchte mir nicht wie auf dem Präsentierteller Vorkommen.«
    Er musterte mich kurz und stellte sich wohl das Haus in völliger Finsternis vor. »Sie haben recht. Drücken Sie auf den Schalter. Ich kümmere mich um die anderen Lampen im Haus.«
    »Gut.« Ich schaltete das Licht im Arbeitszimmer aus und wartete, bis ich ihn im Flur nach vorn gehen hörte. Dann schlich ich mich zum Fenster, drückte den Riegel zur Seite und schob es etwa fünfzehn Zentimeter hoch. Ich ließ mich auf alle viere herab, tastete mich durch den Raum zum Aktenschrank und drängte mich mit den Füßen voraus in die Lücke unter den Bücherborden. Eine umgekehrte Geburt. Ich war nun nicht mehr zu sehen. Die Zeit verstrich, und das Haus wurde immer dunkler, während in jedem Zimmer, das Brant betrat, die Lampen ausgeschaltet wurden.
    »Kinsey?« Brant war wieder da.
    Stille.
    Ich hörte ihn ins Arbeitszimmer kommen. Er mußte in der Tür stehen und abwarten, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann ging er zum Fenster hinüber und stieß dabei gegen einige Kisten. Ich hörte, wie er mit Gewalt das Fenster weiter aufschob und hinaussah. Ich war verschwunden. Er konnte mich nicht übers Gras rennen sehen. »Scheiße!« Er knallte das Fenster zu und schimpfte: »Scheiße, Scheiße, Scheiße !« Er mußte eine Waffe bei sich haben, da ich ihn nachladen hörte.
    Er verließ das Arbeitszimmer und brüllte dabei meinen Namen. Jetzt war er wütend. Jetzt kümmerte es ihn nicht mehr, ob ich wußte, daß er kam. Ich schob mich aus dem Schrank und klammerte mich an ein Regalbrett, während ich stolpernd auf die Beine kam. Dann ging ich zum Schreibtisch hinüber und zog so leise wie möglich die unterste Schublade auf. Ich nahm Toms Handschellen heraus und steckte sie in die Gesäßtasche. Ich merkte, wie mein Machtgefühl anschwoll. Plötzlich war ich überlebensgroß, weit jenseits jeglicher Furcht und wütend bis zur Weißglut. Als ich aus dem Arbeitszimmer in die Finsternis des Flurs trat, konnte ich sehen, wie er sich vor mir bewegte, sein Körperumriß schwärzer als das dunkelgraue Licht, das ihn umgab. Ich begann zu laufen, immer schneller, ohne daß meine Reeboks irgendein Geräusch auf dem Teppich verursacht hätten. Brant spürte meine Anwesenheit und drehte sich um, als ich mich aufbäumte. Ich versetzte ihm einen heftigen Tritt gegen den Solarplexus und brachte ihn auf der Stelle zu Fall. Ich hörte seine Pistole dumpf an die Wand poltern und gegen das Holz knallen, als sie ihm aus der Hand fiel. Ich trat noch einmal nach ihm und erwischte ihn seitlich am Kopf. Ich kam wieder auf die Beine und stellte mich über ihn. Ich hätte ihm den Schädel zerschmettern können, aber aus Höflichkeit hielt ich mich zurück. Ich zog die Handschellen aus meiner Hosentasche, packte die Finger seiner rechten Hand und bog sie nach hinten, um ihn gefügig zu machen. Ich legte die eine Handschelle um sein rechtes Handgelenk und machte sie zu, während ich grimmig vor mich hin lächelte, als der bewegliche Teil der Fessel einschnappte. Dann stellte ich meinen linken Fuß auf seinen Nacken, zerrte ihm den rechten Arm auf den Rücken und griff nach dem linken. Ich wäre ihm ins Gesicht getreten und hätte seine Nase zermalmt, wenn er auch nur einen Ton von sich gegeben hätte. Er war bewußtlos. Ich schloß beide Handschellen um seine Gelenke. Das alles, ohne zu zögern. Und im Dunkeln.
    Das Licht in der Küche ging an. Selma erschien in der Tür. Sie trug immer noch ihren Pelzmantel, stand stocksteif da wie ein Soldat und starrte auf den Anblick vor ihr. Brant stöhnte mittlerweile. Blut rann ihm aus der Nase, und er rang um Atem. »Mom, paß auf! Sie ist mit Drogen vollgepumpt«, krächzte er.
    Selma trat rückwärts in die Küche. Ich wich den Flur entlang vor ihr zurück und sah nach Brants Waffe, als Selma wieder auftauchte, diesmal mit der Smith &

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