Kopfgeldjagd
Sie?
Gangster: Das soll nicht Ihre Sorge sein. Was Sie interessieren sollte, ist, dass wir von Ihnen möchten, dass Sie Unternehmen X in Ruhe lassen.
FH: Hör zu, du Arschloch. Geh aus der Leitung, zieh eine Nummer und stell dich hinten an. Sprich mit meinen Anwälten, und ansonsten wünsche ich noch einen Scheißtag.
Gangster: Uns gefallen diese neuen Nike-Schuhe, die Ihr Sohn in der Schule trägt, wirklich gut. Und Ihre Tochter hatte gestern einen wirklich hübschen Haarschnitt. Wir haben ein paar schöne Fotos von den beiden gemacht. Möchten Sie sie sehen?
FH: … Nein … Was wollt ihr?
Gangster: Wir wollen, dass Sie aufhören, unser Unternehmen zu attackieren. In unserer Gruppe arbeiten mindestens 30 Leute mit einem schweren Vorstrafenregister, darunter auch Totschlag. Wollen Sie sie kennenlernen? Doch wohl nicht, oder? Aber wissen Sie was? Die würden gerne Ihre Kinder kennenlernen.
FH: Ich weiß, für wen du arbeitest, du Drecksack. (Ich hatte damals nur drei feindselige Projekte laufen, und zwei davon waren eher harmlos.) Ich werde darüber nachdenken, okay?
Gangster: Aber nicht zu lange.
FH: Fick dich ins Knie.
Ganz eindeutig war ich hier auf einen entschlossenen Gegner gestoßen und nicht auf irgendeine sanftmütige graue Unternehmensmaus. Das waren Profis und keine bellenden Hunde. War die Transaktion diesen Ärger wert? Musste ich etwas beweisen, recht haben, irgendeine Micky-Maus-Finanzschlacht gewinnen und das Leben meiner Familie riskieren? Himmel, nein.
Die Typen, die hinter der Drohung standen, wollten zudem vier Millionen Euro Schadenersatz von mir. Das war lachhaft. Meine Anwälte zeigten ihnen unsere »ausgiebigen Recherchen unter Verwendung der Competitive-Verification-Technik«, die fragwürdige Transaktionen, eine wahrscheinliche Steuerhinterziehung, einen wahrscheinlichen Betrug, Geschäftsbeziehungen zu berüchtigten Gangstern und Terrorverbindungen in den Nahen Osten sowie mehrere potenzielle Betrugsfälle in Europa aufgedeckt hatten. Diese Typen hatten sich in mehreren Joint Ventures mit einem Geschäftsmann aus dem Nahen Osten zusammengetan, der als Finanzhirn und Finanzgeber hinter den Terroranschlägen vom 11. September vermutet wird und für den größten Betrug in der Geschichte Deutschlands gesucht wurde.
Die Informationen stammten aus erstklassigen Quellen und bestanden aus gut dokumentierten Unternehmensakten im Libanon sowie den Angaben verdeckter Informanten. Ich hatte mehrere Tage in Beirut verbracht, um mir schriftliche Beweise zu beschaffen, die meine Behauptungen untermauern würden. Giorgio hatte in mehreren europäischen und Offshore-Gerichtsbarkeiten ebenfalls Gold aufgespürt. Nach der Prüfung unserer Recherchen und der Betrachtung möglicher Finanz- und Rufschäden legten wir diese dumme Affäre auf rationale Weise bei. Die vier Millionen Euro Schadenersatzforderungen wurden fallen gelassen und beide Seiten verpflichteten sich, über die jeweilige Gegenseite zu schweigen. Ich deckte meine Short-Position mit einem bedeutungslosen Gewinn ein. Ich bedaure zutiefst, die Aktie nicht gekauft zu haben. Innerhalb der folgenden drei Jahre stieg der Aktienkurs um das Siebenfache, als die Unternehmensführung zusammen mit den Unternehmenseignern einen erstklassigen Turnaround hinlegte.
Zwei Jahre zuvor hatten ehemalige Pre-IPO-Investoren meine Familie in Deutschland bedroht, aber damals wandte ich mich an die Polizei, um sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Das hinterließ keinen guten Nachgeschmack. Erst vor Kurzem hätte mich ein skrupelloser Finanzinvestor beinahe persönlich um 6,6 Millionen Euro und die Fonds um erheblich mehr betrogen. Es gelang ihm aber nicht. Ich nahm ihn ganz legal in den Schwitzkasten und unterminierte seine betrügerischen Handlungen auf Schritt und Tritt. An einem Tag warf ich sämtliche Aktien, die ich an seinem Unternehmen besaß, auf den Markt, was zu einem Kurseinbruch um 40 Prozent führte. Nachdem ihm die leichtgläubigen Opfer ausgegangen waren und er potenziell von Bankrott und einer Gefängnisstrafe bedroht war, beendete er sein Betrügerleben und erschoss sich. Ein Nachrichtenmagazin bezeichnete seinen Tod als »Homms Kollateralschaden«, dabei hatte ich diesem Gauner gar keinen Auftragsmörder auf den Hals gehetzt. Dieser Typ hat sich selber umgebracht. Niemand hat ihn dazu gezwungen. Aber was wäre passiert, wenn er beschlossen hätte, dass ich der Schurke war, und seine Waffe gegen mich gerichtet hätte? Auch diese Affäre hatte
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