Kopfgeldjagd
einen schlechten Nachgeschmack. Nach der letzten, wesentlich ernsteren Runde an Drohungen und Einschüchterungen wollte ich entweder einige Vollzeit-Vollstrecker engagieren, was aber hohe Fixkosten bedeutet hätte, oder mir gute Beziehungen verschaffen. Ich tat Letzteres und knüpfte angemessenerweise gute Beziehungen zur griechischen Göttin der Jagd und des Waldes, damit sie über mich wache.
Mit ungefähr 5.500 Quadratmetern ist das »Artemis« in Berlin Europas größtes Wellness-Bordell. Hakki Simsek, der deutsch-kurdischer Abstammung ist, und ich waren gleichrangige Partner. Artemis beherbergt ein Kino, ein türkisches Bad und eine türkische Sauna, einen hochmodernen Fitnessraum, einen Dachgarten, ein Restaurant, einen Swimmingpool im römischen Stil, beeindruckende VIP-Suiten, einige Dutzend Räume für private Geschäftsbesprechungen und rund 20 Apartments für die gewerblichen Damen, die es vorziehen, im Artemis-Komplex zu wohnen. Außerdem verfügt das Artemis über mehrere lizenzierte Masseure und Table Dancer. Im Wesentlichen ist Artemis ein Facility-Management-Unternehmen. Caligula hätte Gefallen daran gefunden.
Der Eintrittspreis beträgt 80 Euro. Auch die Frauen müssen zahlen um im Artemis ihr Gewerbe betreiben zu können. Wir waren Facility Manager und nicht Zuhälter. Diejenigen, die dort auch wohnen, zahlen eine gehobene, aber keine übertriebene Miete. Die Bar, die VIP-Räume und das Restaurant sind zusätzliche Einnahmequellen. Die Huren müssen sich jeden Monat ärztlich untersuchen lassen und das Gesundheitszeugnis wird zusammen mit der Kopie ihres Passes aufbewahrt. Sie zahlen ihre Steuern und müssen nachweisen, dass sie sich legal in Deutschland aufhalten und autorisiert sind, ihr Gewerbe auszuüben.
Arbeitsmoral und Produktivität waren während meiner Beteiligung an Artemis sehr hoch. Hakki war ein disziplinierter, hart arbeitender und fairer Geschäftspartner. Er war beliebt und wurde respektiert, regierte aber mit eiserner Faust. Personal, Kunden und Freigewerbliche wurden respektvoll behandelt. Aufgrund der intensiven Kontrollen und der Anwesenheit einer Schlägertruppe war der Schwund sehr gering, und Artemis erwirtschaftete eine bemerkenswerte Gewinnmarge.
Zuhälter und Drogenhändler hatten keinen Zutritt und der Drogenkonsum, egal in welcher Form, war streng verboten. Jeder Gast durfte maximal drei alkoholische Getränke zu sich nehmen, was die Zahl der Schlägereien erheblich senkte. Es gab ungefähr sechs furchteinflößende Gestalten, die sich der Lösung potenzieller Konflikte widmeten. Damals arbeiteten pro Nacht mehr als 100 Huren bei Artemis, die zwischen 300 und 400 Kunden bedienten.
Ich hatte Hakki über einige sehr gute und wache Immobilienprofis in Berlin kennengelernt. Er wollte mich wegen einer Refinanzierung treffen, da sein Etablissement während der Bauphase die Kosten um zwei Millionen Euro überzogen hatte. Außerdem wollte er ins europäische Ausland expandieren und benötigte dafür mehr Eigenkapitalfinanzierung. Das Geschäft war unglaublich profitabel und verzeichnete ein Wachstum von 30 Prozent jährlich. Noch attraktiver war die Tatsache, dass sich die gesamten Investitionen für einen zweiten Klub in 18 Monaten wieder reinholen ließen – eine Mindestinvestmentrendite von 66 Prozent. Über eine private Holding-Gesellschaft wurden wir gleichberechtigte Partner. Diese Investition war durch und durch sinnvoll. Endlich hatte ich solide Beziehungen zu den richtigen Leuten (Kurden) und die Renditen, die wir erzielten, waren geradezu pervers.
Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können. Weniger als ein Jahr nach unserer Investition erwies sich Hakkis Unterstützung als unschätzbar wertvoll. Ich hatte einen 900 Quadratmeter großen Nachtklub in bester Lage an der goldenen Partymeile von Palma de Mallorca gekauft, dem Paseo Marítimo . Das war für mich die Endstufe des Marktes für Luxusspielzeug. Mein Partner war Paul Bauer, der Gründer von Wirecard, einem großen Spezialisten für Fakturierungssoftware. Paul war ein dynamischer, cleverer IT-Unternehmer, aber ein wenig naiv, was die möglichen Fallstricke anging, die mit dem Besitz eines großen Nachtklubs in einer wohlhabenden europäischen Metropole verbunden sind. Ich verfügte auf diesem Gebiet bereits über eine gewisse Erfahrung, weil ich in einem früheren Leben einen großen Table-Dancing-Club in der Nähe von Euston im Zentrum von London und einen weiteren in Birmingham – den ehemaligen
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