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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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Luxemburger Behörden, ob die Verträge amtlich eingetragen und der Aktientransfer von den Luxemburger Gerichten beurkundet worden war. Nichts dergleichen war geschehen. Wir wurden misstrauisch. Zu einem späteren Zeitpunkt derselben Woche erhielt ich einen Anruf von einem früheren Partner, Ronny Pecik, der mir mitteilte, sein Unternehmen Victory habe M+W Zander gekauft und nun wolle er mit uns über den Kauf unserer Wandelanleihe sprechen. Gruschka und MM hatten das Unternehmen ein zweites Mal verkauft.
    Die Victory AG gehörte Ronny Pecik und dem Immobilienmogul Georg Stumpf. Ich kannte Ronny schon seit fast 20 Jahren. Wenn wir österreichische Unternehmen wie die Baumarktkette Baumax mit Greenmailing in die Enge trieben, war er unser Hauptkontakt bei Österreichs größter Bank gewesen. Sein Team, zu dem auch René Riefler und Robert Schimanko gehörten, war hervorragend. Ronny und ich wussten, dass wir beide harte Kerle waren. Dennoch vertrauten wir einander. Ronny war kroatischer Abstammung; seine Eltern waren als Gastarbeiter nach Österreich gekommen. Ronny, der einen ausgeprägten mathematischen Verstand besaß und viel und lange arbeitete, wurde bei Österreichs größter Bank zu einem erfolgreichen Händler. Er verdiente so viel Geld, dass er seine eigene Investmentgesellschaft gründete – genau wie ich. Ronny hatte mit weniger als nichts angefangen und war sehr reich geworden. In dieser Hinsicht war der Weg, den er zurückgelegt hatte, meiner Meinung nach eindeutig länger, was ihn gewissermaßen erfolgreicher machte. In vielen Dingen waren wir uns ähnlich: Wir arbeiteten beide hart, waren besessen und äußerst berechnend. Ronny verfügte zudem über die verblüffende Fähigkeit, Konflikte auszuhalten. Er konnte drei Tage durcharbeiten, ohne zu schlafen oder Drogen zu nehmen. Und er war vollkommen furchtlos. Ich vermutete, er besaß wie ich gute Verbindungen und würde ein äußerst harter Gegner sein.
    Über Stumpf wusste ich wenig, aber was ich in Erfahrung bringen konnte, ließ vermuten, dass er ein hartgesottener und mächtiger Geschäftsmann war, der zahllose Feinde und Gerichtsverfahren am Hals hatte. Er schien sogar noch mehr Feinde zu haben als ich, und das war keine geringe Leistung. Was die Sache noch unangenehmer machte, war der Umstand, dass beide gute Verbindungen zu dem russischen Oligarchen Nummer 1 hatten, der zu den hundert reichsten Männern der Welt gehört. Was ich über ihn in Erfahrung brachte, war noch furchterregender. Giorgios zehnseitiger Insiderbericht über seine Person war geradezu schaurig. Ich werde kein negatives Wort über ihn verlieren. Sein Leben und seine Leistungen sind allgemein bekannt, so wie auch einige der Rechtsstreitigkeiten, in die er verwickelt war.
    Ständig kursieren Gerüchte, dass die russische Mafia und die Hell’s Angels hinter mir her sind, und zwar im Auftrag mindestens eines Oligarchen, der einen anhaltenden persönlichen Groll gegen mich zu hegen scheint. Ich glaube nicht an diese Story. Im Jahr 2009 erlitten auch die Oligarchen schwere Verluste. Sie würden weder Zeit noch Geld damit verschwenden, einen ehemaligen Kontrahenten aus dem Weg zu räumen. Einige von ihnen mussten sogar ihre Fußballvereine verkaufen, als die Aktien- und Rohstoffmärkte einbrachen. Diese Oligarchen werden von den selbstgerechten, besserwisserischen Eiferern, die ein risikoloses, langweiliges Leben auf ihrem hohen moralischen Ross führen, für ihre Habgier, ihre Skrupellosigkeit und Vulgarität verachtet. Allerdings musste selbst ich lachen, als ich einige dieser Jungs in ihren Datschen sah, wie sie sich mit einem Dutzend Huren in privaten Spas rekelten, die größer waren als die meisten Luxusanwesen auf Mallorca.
    Diese mächtigen Männer waren jedoch genau wie ich: energiegeladen, mit einem hohen inneren Antrieb, einem unbeugsamen Willen und ohne jede Furcht, die sich ausschließlich selbst auferlegten Schranken unterwarfen. Aus diesem Grund zählte ich mehrere von ihnen zu meinen Freunden. Der einzige echte Unterschied bestand darin, dass ich mit meiner ­Familiengeschichte und Herkunft »altes Geld« repräsentierte und sie die Wunder des Kapitalismus zum ersten Mal erlebten. Mein Großvater und Großonkel waren Oli­garchen gewesen. Alle großen Vermögen der ersten Generation gründen auf Rücksichts- und Skrupellosigkeit, so wie das Vermögen der Rockefellers, Kennedys und Nobels. Wäre ich nach dem Zusammenbruch des Sowjet­imperiums ein junger

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