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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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war. Unsere Preisvorstellungen lagen um mehr als 100 Millionen Euro auseinander. Ich wusste, dass Victory M+W Zander unbedingt haben wollte. Die Solarsparte von M+W Zander passte wunderbar zur Solarsparte von Oerlikon, das Ronny und Georg damals kontrollierten. Sie wollten M+W Zander aus industriellen und dynastischen Gründen. Meine Ziele waren ganz einfach: Ich wollte den höchstmöglichen Preis herausschlagen. Den wollten sie allerdings nicht bezahlen und waren somit bereit, auf Konfrontationskurs zu gehen. Die Fronten verhärteten sich und das Gespräch endete ergebnislos. Anschließend kehrte ich in Ronnys Jet nach Palma zurück.
    Mehrere Tage lang herrschte absolutes Schweigen zwischen uns. Dann verkündeten in einem Abstand von wenigen Stunden sowohl Victory als auch ACMH, sie hätten die Kontrollmehrheit an M+W Zander gekauft. Die Medien waren völlig verwirrt und das war auch die Unternehmensführung des Anlagenbauers. Wie konnte dasselbe Unternehmen zwei verschiedene Eigentümer haben? Ronny und Georg behaupteten, sie seien die rechtmäßigen Käufer, und Gruschka und MM seien die rechtmäßigen Verkäufer. Gruschka unterstützte diese Version öffentlich. Wir hielten dagegen, wir hätten M+W Zander von Gruschka und MM gekauft und seien bereit, die entsprechenden Beweise zu liefern.
    Die Unterlagen, die ich aus Georgs Büro entwendet hatte, bewiesen zweifelsfrei, dass Victory wissentlich einen rechtlich belasteten Vermögenswert erworben hatte, der vertraglich bereits an uns verkauft war. Die Unterlagen offenbarten zudem komplizierte Insiderdetails, die Gruschka und MM den beiden geliefert hatten, zu deren Weitergabe sie aber gemäß der ausführlichen Vertraulichkeitsvereinbarung gar nicht befugt waren. Da es nicht sinnvoll war, diese Dokumente an die Medien zu verschwenden, und wir es für klüger hielten, unsere Munition nicht vor der Zeit zu verschießen, schwiegen wir und behielten diese Dokumente in der Hinterhand.
    Von Morgan Stanley erfuhren wir, dass Victory eine Bankfinanzierung in Höhe von 30 Millionen Euro von Gruschka übernommen hatte. Das zeigte, dass sie finanziell gebunden waren. Von unserer Besprechung in Stumpfs Penthouse-Büro wussten wir auch, dass Gruschka und MM keinen Cent von Victory erhalten hatten. Wir hatten den Eindruck, wir hätten nach dem Gespräch mit Gruschka am Klippenrand von Acapulco nun eine solidere Rechtsgrundlage, falls die Sache vor Gericht endete. Unseren Anwälten zufolge waren die handschriftlichen Notizen aus Georgs Büro besonders nützlich. Unsere Aussichten, einen wesentlich höheren Verkaufspreis zu erzielen als den, den Ronny und Georg uns zunächst angeboten hatten, verbesserten sich.
    Unterdessen gerieten die Banken von M+W Zander in Panik. Von den beiden Eigentümern des Unternehmens war einer eine verrufene, berüchtigte Heuschrecke und der andere ein Paar skrupellose Spekulanten, die Rückendeckung von einem russischen Oligarchen erhielten, der die europäische Unternehmenslandschaft aufmischte. Die Banken fürchteten, sie müssten mehr als 300 Millionen Euro an Krediten abschreiben. Die Unternehmensführung von M+W Zander war nervös und die Mitarbeiter verunsichert, weil sie um ihre Arbeitsplätze fürchteten. Das Management wusste nicht, wem es glauben sollte. Die deutsche Börsenaufsicht war alarmiert, weil die Veränderung der Kontrollmehrheit an M+W Zander bei einer seiner börsennotierten Tochtergesellschaften zu einer schmerzhaften Ausgleichszahlung in Höhe von 62 Millionen Euro an Minderheitsaktionäre führen konnte. Auf der anderen Seite wusste Victory, dass wir kein operatives Interesse an M+W Zander hatten oder ein weiteres Jahr damit verbringen wollten, den Konzern selber aufzuspalten. Unabhängig davon wusste Ronny, dass ich kampferprobt war und mich nicht geschlagen geben würde. Außerdem scheuten Georg und Ronny nicht vor einem langwierigen Rechtsstreit in neunstelliger Höhe zurück. Sie beschäftigten Dutzende erstklassiger Anwälte. Es ließ sich nicht hundertprozentig vorhersagen, ob das Rechtsurteil am Ende zu unseren Gunsten ausfallen würde, und ich verspürte nicht den geringsten Wunsch, die folgenden drei Jahre in Gerichtssälen zu verbringen.
    Während der Auseinandersetzungen mit Gruschka und der ­Verhandlungen mit Victory waren meine Beziehungen zur Unternehmensführung von M+W Zander hervorragend. Ich wurde über jeden Schritt informiert, den ­Victory und Gruschka unternahmen. Ich hatte mit 13 Jahren auf dem Bau

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