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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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völlig sicher waren, vor allem im Vergleich mit den weiter nördlich gelegenen mörderischsten Nationen der Welt: Honduras, El Salvador und Guatemala. Niemand – nicht einmal meine Exfrau – wusste, dass ich noch gute Verbindungen in Kolumbien besaß. Gewiss würde nur ein Psychopath in Lateinamerikas mörderischem Nervenzentrum leben wollen, nachdem er weniger als ein Jahr zuvor nicht weit davon entfernt, in Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, beinahe erschossen worden wäre. Ich musste jedoch untertauchen. Mein Foto ging um die Welt, zumindest an den Orten, an denen es Menschen gibt, die englischsprachige Finanzzeitungen lesen und Bloomberg oder CNN-Nachrichten sahen. Ich musste sicherstellen, dass mich amerikanische und europäische Urlauber nicht erkannten.
    Mein plötzliches Verschwinden, gefolgt von dem Zusammenbruch der ACMH-Aktie, würde mit Sicherheit zu Ermittlungen an der Londoner und Frankfurter Börse wegen möglicher Manipulationen führen. Mafiosi, Gangster und Detektive waren mir auf den Fersen. Ich hatte neben meinem neuen Namen auch über plastische Chirurgie nachgedacht. Der Gedanke war allerdings lächerlich. Ich war mir sicher, dass ich alle juristischen Herausforderungen meistern konnte, falls ich mich ihnen stellen musste. Das war mir zuvor schon einige Male gelungen. Meine Verteidigung würde beeindruckend und sehr umfassend sein und viele andere Schiffe mit in den Strudel reißen.
    Auf der anderen Seite erschien es mir alles andere als erstrebenswert, ein Drittel meines verbleibenden qualitätsvollen Lebens in Gerichten zu verbringen und dabei mich und mein schwindendes Vermögen gewaltigen Risiken auszusetzen. »Will ich recht behalten, aber zehn meiner besten verbleibenden Lebensjahre damit verbringen, dies in einem langwierigen Rechtsstreit zu beweisen und dabei zu riskieren, erschossen oder eingesperrt zu werden, oder will ich jetzt, solange ich noch relativ jung bin, ein gutes Leben leben?«, fragte ich mich. Die Antwort lag auf der Hand.
    Cartagena wurde 1533 von den Spaniern kolonialisiert und konkurriert mit Havanna um das beste Beispiel für spanische Kolonialarchitektur in der Karibik. Die Stadt ist ein Juwel. Neben der äußerst beeindruckenden Festung San Felipe gibt es eine großartige Kathedrale, eine prächtige historische Stadtmauer sowie zahlreiche Klöster, andalusische Paläste und Plätze. Der Strand ähnelt dem von Miami, die Frauen sind unkompliziert, wunderschön und wissen, wie man sich vergnügt. Das Umland ist sehr malerisch und vielfältig. Nicht weit von der Stadt entfernt erhebt sich mit der Bergkette Sierra Nevada de Santa Marta das höchste Küstengebirge der Welt. Cartagena ist aufgrund seiner äußerst wachsamen und hilfsbereiten Tourismuspolizei erstaunlich sicher. Außerdem verfügt die Stadt über mehrere größere Banken, die in der Lage sind, diskretes Private Banking zu betreiben. Und das Beste von allem: Den Einwohnern waren globale Kapitalmarktentwicklungen völlig egal.
    Giorgio hatte vorab für vier Wochen eine Kolonialvilla mit sechs Schlafzimmern, einem Swimmingpool, einem herrlichen Innenhof, überdachten Bogengängen und einer großzügigen Dachterrasse mit einem großen Jacuzzi und einem wunderbaren Ausblick gemietet. Die Unterkunft in einem Hotel oder Restaurantbesuche kamen nicht in Frage. Hotels hätten eine Kopie meines falschen Passes gewollt. Das Risiko, erkannt zu werden und mein Foto hinterher in der weltweiten Finanzpresse wiederzufinden, war einfach zu groß. An allen besser sortierten Zeitungsständen wurden die Financial Times , das Wall Street Journal und sogar deutsche Tageszeitungen verkauft. Giorgio sorgte dafür, dass wir einen Vollzeit-Privatkoch hatten, der kein Wort Englisch sprach, und zwei Indio-Hausmädchen, die dafür sorgten, dass die Villa stets picobello sauber war. Ich musste mindestens zwei Wochen abtauchen und mich rarmachen, bevor ich die Stadt genießen konnte, und hielt mich mit Schwimmen, Lesen und alten Filmklassikern auf dem TV-Filmkanal bei Laune.
    »Auf der Flucht« bin ich im juristischen Sinne nicht. Ich war von 2006 bis Frühjahr 2012 in Paris gemeldet und wurde offiziell auf der UNESCO-Webseite als Mitglied gelistet. Folglich war ich über die Botschaft und die liberianische UNESCO-Delegation erreichbar. Zudem war ich durch meinen Anwalt, dessen Daten auf meiner Pressemitteilung vom September 2007 standen, kontaktierbar. Es gab und gibt in keinem Land der Welt einen Haftbefehl gegen mich. Ich bin

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