KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes
schönste Happyend zu liefern, das Sie sich vorstellen können, so nehmen Sie jetzt diese Ausgabe des Freizeit-Magazins und treten ans Fenster.
Es ist egal, was für ein Tag herrscht, egal ob gutes oder schlechtes Wetter. Sie würden ja sowieso den ganzen Tag zuhause verbringen, nicht wahr?
Ist doch so. Es ruft ja niemand mehr an, den Sie kennen. Oder kommt vorbei. Sind ja alle schon tot.
Oder wollen mit Ihnen nichts mehr zu tun haben.
Und das Getuschel im Hausflur hinter Ihrem Rücken — das nimmt kein Ende. Manchmal muss man neue Wege gehen. Nur Mut, öffnen Sie jetzt das Fenster. Der Tag klatscht Ihnen mitten ins Gesicht, so lebendig kam er Ihnen schon lange nicht mehr vor, oder? Steigen Sie nun auf den Fenstersims. Vorsichtig, nur nichts übereilen.
Aber zögern Sie nicht. Zögern heißt mutlos sein. Und? Sind Sie mutlos? Nicht? Sehen Sie! ;-)
Kurz durchatmen. Und jetzt — gehen Sie und fangen Sie sich den Tag. Hopp, hopp! Ab ins Glück!!!
„Die 71-jährige Anna K. sprang aus dem Fenster im dritten Stock mitten auf den Bürgersteig neben der Hauptstraße. Dabei schlug sie auf eine vorüber gehende Passantin (21) auf.
Beide Frauen waren sofort tot. Die Selbstmörder in hatte noch eine Ausgabe des Freizeit-Magazins in ihrer Hand. Ein Umstand, der den ermittelnden Beamten nach eigenen Angaben seltsam anmutet..."
Stefan Schober hob den Kopf und senkte die Tage szeitung, aus der er vorgelesen hatte. Eine Spur Verärgerung war ihm kurz anzusehen, dann hatte er sich wieder soweit im Griff, dass er seinem Gegenüber in die Augen sehen konnte.
Martin Glasner feixte.
„Na, hab ich es dir nicht gesagt!", brach es aus ihm heraus. „Wenn alles nicht mehr funktioniert — das menschliche Ego und die Falltür im Kopf funktionieren immer!"
Wieder setzte er sein Grinsen auf.
„Damit steht es nun 3:2 für mich!", rechnete er akribisch vor. „Der Kurzkrimi führt wieder einmal!"
Stefan seufzte, sah von dem Ressortleiter für Kurzkrimi und literarische Unterhaltung weg und förderte seine Brieftasche zu tage. Ein Hunderter wechselte den Besitzer. „Ich revanchiere mich, pass bloß auf!", gab Stefan Martin auf den Weg.
„Natürlich wirst du das! Ich bin gespannt. Welche Schlankheitsdiät des Todes wird es sein? Welch grausamer Druckfehler wird eine schmackhafte Trennkostsuppe in ein letztes Mahl verwandeln?"
Martin klatschte vor Vorfreude in die Hände.
Endlich machte der dröge Job mal so richtig Spaß!
Die beiden Männer in mittleren Jahren sahen eina nder an wie Duellanten. Und wahrscheinlich waren sie das mittlerweile sogar: Duellanten um ihre Leserinnen. Und eine gute Leserin war eine tote Leserin.
Stefan fletschte die Zähne: „Diät? Wo denkst du hin? Ich glaube ein offensichtlicher Rat vom Kummerkastendoktor schafft mehr ergebende Hin- und dann Aufgabe."
Martin nickte ihm zu. „Na dann mach mal!"
Und Stefan machte. Und das las sich vortrefflich. Musste selbst Martin zugeben.
Na, neugierig geworden? Dann müssen Sie sich schon das neue Freizeit-Magazin besorgen. Ihre ganz persönliche „Falltür ins Glück". Oder „ins Verderben".
Gerade so , wie Sie's gern hätten.
Everything must go – alles muss raus!
Wie es sich für einen in Deutschland beheimateten English-Shop gehört, fand der Ausverkauf zweisprachig statt.
Leider hatte ich den Laden zu spät bemerkt, da ich in diesem Außenbereich der City eigentlich nicht ve rkehrte.
So waren mir mit Sicherheit einige Schnäppchen durch die Lappen gegangen.
Das ärgerte mich insgeheim, während ich die Waren in Augenschein nahm, die, welche von den mir Zuvorgekommenen mangels Attraktivität zurückgelassen worden waren.
In einigen Regalen fristeten vereinzelte Spezialitäten der englischen Küche ein Restleben:
Hier ein paar Kekse, dort ein Bataillon an Limonaden in Farben, wie sie hierzulande kaum in die Flasche kämen; in der Kühltheke stapelten sich Fertiggerichte wie „Lamm in Minzsauce“ oder „Nierenpastete“ (bei letzterer griff ich mir automatisch an die Stelle meines Körpers hinter der ich die meinigen sicher aufgehoben hoffte).
Ein Trauerspiel.
Der Ausverkauf würde heute zu Ende gehen, an einigen Stellen hatten es die Angestellten inzwischen nicht mehr für nötig gehalten noch sauber zu machen. Leere Flächen umringt von leichten Staubschichten luden ein, mitzurätseln, was da wohl mal im Angebot gewesen war.
Im Zeitschriftenregal herrschte noch ordentlich G edrängel. Aber mein
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