KORNAPFELGRUEN
setzte sich in Bewegung.
Sein Gang wirkte geschmeidig wie der einer Raubkatze.
Der blonde Begleiter wirkte dagegen eher wie ein tapsiger Bär, als er dem Dunklen nun auf dem Fuße folgte.
Der Dunkle setzte sich zuerst, dabei streifte sein Blick beiläufig und wie rein zufällig die Zwillingsschwestern.
Camilla spürte, wie unter dem Tisch Sabinas rechtes Knie an ihr linkes stupste, und warf der Schwester einen fragenden Blick zu.
„Hier hast du unter Garantie einen waschechten Bilderbuch-Womanizer vor dir!“, flüsterte Sabina heiser. Sie kniff ein Auge zu und grinste anzüglich.
„Ich wette mit dir, der Typ kriegt, wenn er nur will, beinahe jede herum! Der ist fast noch besser als dein Daniel Kleeberg. Ran an den Speck, Schwesterchen. Eine solche Chance kriegst du bestimmt nicht so schnell wieder wie auf dem Silbertablett serviert.“
Camilla trank hastig einen Schluck Kaffee. „Du spinnst, Sabina“, raunte sie endlich.
Die kicherte. „So? Na, dann solltest du dir mal bloß einen Moment lang deine Brustknospen unter dem dünnen T-Shirt ansehen, Süße. Der Kerl hat dich lediglich mit einem kurzen Blick gestreift, und dein Body reagiert prompt und deutlich sichtbar mit verstärkter Hormonausschüttung. Los, sprich den Mann an, mach einen Fototermin aus mit ihm!“
„Ich bin aber nicht in Arbeitsstimmung. Außerdem weiß ich noch gar nicht, ob ich Daniel Kleebergs Angebot überhaupt annehmen werde.“
„Natürlich nimmst du es an! Und denk bitte trotzdem an den Oralsex, ja? Der Artikel soll schon ins übernächste Heft rein, wir haben also nicht allzuviel Zeit.“
„Wer will so etwas überhaupt lesen?“
Camilla ertappte sich dabei, wie ihr Blick, während sie gleichzeitig Sabina diese Frage stellte, hinüber zu dem Dunklen gewandert war.
Der hob jetzt prompt die Augen und guckte frech zurück.
Rasch sah Camilla wieder zu Sabina, die sie spöttisch lächelnd beobachtet hatte.
„Och“, sagte die Schwester gedehnt und schmunzelte vielsagend, „jede Menge Leute, du würdest dich wundern! Unsere Sex-Expertin kriegt pro Woche mindestens zwei bis drei Anfragen zu dem Thema auf den Tisch. Deshalb hat die Chefredaktion ja auch beschlossen, der Sache einen großen eigenen Artikel zu widmen. Ich verlasse mich ganz auf deine Spürnase, Camilla! Du hast wirklich Talent in Sachen Recherche, das wissen wir ja beide mittlerweile.“
Sabina erhob sich und winkte der Bedienung. „So, und jetzt muss ich leider weg und rüber in die Redaktion. Die Rechnung geht auf mich.“
Sie beugte sich zu Camilla herunter, um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken, dabei flüsterte sie: „Und lass dir den Dunkelhaarigen nebenan nicht durch die Lappen gehen, hörst du?“
„Schönes Wochenende, Schwesterherz! Und danke fürs Frühstück."
Camilla beobachtete, wie der dunkle Blick am Nebentisch jetzt prompt Sabinas schlanker Gestalt folgte, die hochaufgerichtet zum Ausgang schritt.
Seine Augen schienen Figur und Körperbau der Schwester förmlich abzutasten. Als Sabina schließlich aus dem Blickfeld verschwunden war, wanderte das unverschämte Augenpaar prompt zurück zu Camilla.
Sie wich dem Blick aus, indem sie ihn einfach völlig ignorierte.
Blöder Kerl! Du hältst dich wohl für unwiderstehlich, was? Genau wie Daniel Kleeberg.
Camilla bummelte anschließend gemütlich nach Hause zurück. Ihre Gedanken wanderten während des Spaziergangs zwischen den beiden Themenkreisen WOMANIZER und ORALSEX hin und her.
Beiden fühlte sie sich im Moment eher nicht gewachsen. Allerdings wusste Camilla aus Erfahrung, dass, sobald der kreative Prozeß erst richtig in die Gänge gekommen war, sich auch die Ideen wie von selbst einfinden würden.
Am besten war es, das Gehirn eine Zeitlang bewusst auf ein bestimmtes Thema einzustimmen, indem man intensiv darüber nachdachte. Dann kam der zweite und sehr wichtige Schritt des LOSLASSENS. Was nichts anderes hieß, als sich bewusst eben nicht mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen. Sich abzulenken, an andere Dinge zu denken, und die Seele baumeln zu lassen. Das Unterbewusstsein würde sich trotzdem – oder gerade deswegen – weiter damit beschäftigen. Und plötzlich – SCHWUPPS – würde ein Lichtlein aufgehen, irgendwo da tief drinnen im Kopf oder wo auch immer. Und die erste zündende Idee wäre geboren …!
Camilla ließ die Augen schweifen, während sie alleine nach Hause schlenderte. Um nichts in der Welt hätte sie jetzt in einer stickigen
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