Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
Vom Netzwerk:
die Küsse.“ Er zuckte mit den Schultern, obwohl sein Blick mit einer Intensität auf ihr ruhte, die seine lässige Geste Lügen strafte. „Ich könnte mir vorstellen, dass das ganz normal ist. “
    So ausgedrückt, klang es nicht ganz so schlimm.
    Er winkte mit seinem Glas. „Manchmal vermisse ich die Küsse auch.“
    Ihr Blick wanderte zu seinem Bein. „Ah“, sagte sie leise und staunte selbst, wie groß die Enttäuschung war, die sie ob dieser Enthüllung empfand. „Ihre Verwundung hält Sie von ... Beziehungen ab.“
    Der Captain zog die Brauen zusammen. „Was? Beziehungen ... nein! Nein, wirklich nicht! Ich kann Ihnen versichern, dass ich sehr wohl ... also, dass dies überhaupt kein Thema ist!“
    Sie blinzelte, ziemlich erstaunt über seinen harschen Ton. „Tut mir leid, wenn ich Sie beleidigt habe, ich dachte nur, dass Sie verletzt wurden, deswegen ... “
    „Mir ist durchaus bewusst, was Sie dachten, Madam. Ich versichere Ihnen, dass Ihre Befürchtungen unbegründet sind. Mein Bein ist erst vom Knie an abwärts verletzt. Wie ich gestern erwähnte, bin ich voll funktionstüchtig.“ „Warum vermissen Sie dann die Küsse?“
    „Mitunter ist es schwer, sich auf die Freuden des Lebens zu konzentrieren, wenn so viele Menschen gestorben sind.“ Er senkte den Blick. „Ich kann Ihnen nicht erklären, wie sich das anfühlt.“
    Die Düsterkeit in seiner Stimme berührte sie. „Das tut mir leid. Sie ... Reeves hatte recht.“
    „Reeves?“
    „Er sagte, Sie hätten harte Zeiten hinter sich.“
    Der Captain trank seinen Punsch aus und goss sich nach. „Wir alle müssen den einen oder anderen Sturm überstehen, ehe wir unser Ziel erreichen.“
    Sie ließ sich das kurz durch den Kopf gehen. „Also, ich für meinen Teil kann auf Stürme gut verzichten. Ich werde das schlechte Wetter in meinem Leben einfach umschiffen, vielen Dank auch.“
    Er lachte. Sein wunderbares schiefes Grinsen brachte ihr Herz zum Flattern.
    Bevor er sein Glas abstellte, trank er einen letzten Schluck.
    „Mrs.Thistlewaite, Sie sind wie ein weicher Nachtwind, die Sorte, die von Osten weht und einen sanft am gewünschten Hafen absetzt. Ich bin froh, dass Sie hier sind und mir helfen wollen, meinem verdammten Vater glühende Kohlen aufs Haupt zu häufen.“
    Na, wenn das nicht poetisch war! Und es offenbarte eine ganz andere Seite des barschen, unangenehmen Mannes, für den sie den Earl gehalten hatte. Sie wollte einen Schritt tun, doch dann merkte sie, dass sie wie festgenagelt stand. Ungeduldig blickte sie zu Boden und entdeckte, dass ihr Rock sich im Gestell des kleinen Tischchens verfangen hatte, auf dem ihr Glas stand. „Ach, verflixt, ich hänge wieder fest.“
    Mit leisem Lachen nahm er den Stock auf, um zu ihr herüberzuhinken. Dann lehnte er den Stock ans Sofa und kniete vor ihr nieder, das verletzte Bein zur Seite gestreckt. Sie konnte nicht anders, sie musste die Muskeln an seinen Oberschenkeln bewundern. Mit seinen großen, warmen Händen entwirrte er ihre Röcke. Als er sie befreit hatte, lehnte er sich zurück und sah grinsend zu ihr auf.
    In diesem Moment passierte etwas ... später fragte sie sich, ob es eine Erinnerung war an ihren Kuss davor oder ob es auf den Rumpunsch zurückzuführen war, jedenfalls sah der Earl auf einmal so ... liebenswert aus, wie er da mit blitzenden grünen Augen vor ihr saß. Irgendwie fanden ihre Finger den Weg in sein dichtes blondes Haar. Es fühlte sich erstaunlich weich an, elastisch, so als hätte es ein Eigenleben.
    Sein Lächeln erlosch, und sein Blick verdunkelte sich.
    Tief im Innersten war Prudence klar, dass sie damit aufhören sollte. Sie wusste, dass sie alle Grenzen von Anstand und Sitte überschritt - und dabei war sie doch gekommen, um ihn genau das zu lehren.
    Doch dieser Mann hatte etwas an sich, eine gewisse ungezähmte Wildheit, die sie die Linie überschreiten ließ.
    Sie wusste, dass sie das, was sie nun tun wollte, hinterher bedauern würde. Aber irgendwie spielte das keine Rolle. Wichtig war jetzt nur, dass sie hier war, hier bei ihm. Dass sie sein wundervolles Haar berührte, dass er zu ihr aufsah, als wäre sie die einzige Frau auf dieser Welt.
    Es war ein verrückter, völlig unmöglicher Augenblick. Prudence spürte, wie sie sich ihrem Begehren ergab, in einem gänzlich unwahrscheinlichen Meer der Leidenschaft versank. In diesem Augenblick wusste sie, dass sie verloren war.

10. KAPITEL
    Bei der Beurteilung seiner Mitmenschen sollte man unbedingt die

Weitere Kostenlose Bücher