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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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dachte, wie sehr sie ihre eigene Mutter liebte. „Das tut mir leid. Wie ... wie kam es, dass Sie zur See fuhren?“
    „Ich wurde zum Dienst gepresst und habe die See für mich entdeckt.“
    „Wie alt waren Sie damals?“
    „Zehn.“
    Lieber Gott. Noch ein Kind.
    Er fasste den Stock und starrte blicklos auf sein ausgestrecktes Bein. „Ich habe das Meer lieben gelernt, aber erst nachdem uns die Piraten überfallen hatten. “
    Prudence riss die Augen auf. „Piraten? Meine Güte! Das hat Ihnen sicher furchtbar Angst eingeflößt!“
    „Die See ist fast immer Angst einflößend.“ Er musterte sie scharf, als wollte er die Wirkung prüfen, die seine Worte auf sie hatten. „Auch wenn es Piraten waren, sie waren gut zu uns. Besser als unser Kapitän davor. Als sie uns fragten, ob wir bei ihnen bleiben wollten, habe ich Ja gesagt.“ Prudence schluckte. „Wie bitte? Sie sind freiwillig bei den Piraten geblieben?“
    „Ja. Wenn Sie diese Sache da für mich tun - diesen Unterricht -, dann sollen Sie auch alles erfahren. Ich habe Schiffe überfallen und die Ladung geraubt.“ Seine Miene verfinsterte sich. „Nun schauen Sie nicht so schockiert. Als wir später unter der Flagge des Königs segelten, haben wir nach französischen Fregatten Ausschau gehalten, um sie zu entern und auszuplündern, ohne Rücksicht auf Verluste - so anders als das Piratenleben war das auch nicht.“
    „Ich ... ich verstehe.“
    „Das möchte ich bezweifeln. Es macht keinen großen Unterschied, ob man zur königlichen Marine gehört oder zu einer Piratenbande. Bei dem einen geht es um Machtgier, beim anderen um Gier nach Gold.“
    „Mussten Sie jemanden umbringen?“
    „Als Pirat habe ich weitaus weniger Menschen getötet. Die Bezahlung war auch besser, und wir wurden besser behandelt - aber das alles hatte auch seinen Preis.“ Er rutschte auf dem Sessel umher, streckte die Beine anders aus. „Ich wurde steckbrieflich gesucht. Also konnte ich nicht nach Hause. Ich hatte nicht gedacht, dass mich das stören würde, aber das war ein Irrtum.“
    Die Worte wurden leise geäußert, mit tiefer Stimme. Prudence musste ein paar Tränen fortblinzeln. „Das ist ja schrecklich.“
    „War es. Acht Jahre lang setzte ich keinen Fuß auf englischen Boden. Dann begegnete ich Admiral Nelson. Während eines schrecklichen Sturms habe ich sein Schiff gekapert. Er war von meinen Fähigkeiten so beeindruckt, dass er mir anbot, eine Begnadigung für mich zu erwirken, wenn ich dafür mit ihm segeln würde. Ich stimmte zu. Er hielt sein Versprechen, und ich konnte wieder nach Hause.“ Der Earl hob den Stock und tippte sich damit an den Schaftstiefel. „Ich kann mich immer noch daran erinnern, wie herrlich der Augenblick war, als ich zum ersten Mal wieder englischen Boden betrat.“
    „Kann ich mir vorstellen.“ Prudence blickte auf das Bein des Captains. „Wie ist das ...“
    Er zuckte mit den Schultern. „Ich wurde bei Trafalgar angeschossen, als ich Seite an Seite mit Lord Nelson kämpfte.“ „Nelson fiel in dieser Schlacht.“
    Der Earl biss die Zähne zusammen. „Ich war dabei. Ich habe ihn gehalten, als ... “
    Prudence sah, wie seine Augen feucht wurden. Ihr tat das Herz weh, doch sie war so klug, nichts zu sagen.
    Nach einem langen Augenblick des Schweigens atmete der Earl tief durch. Seine Augen hatten sich verdunkelt, und sein Mund verriet Anspannung. Ein unbestimmtes Gefühl von Traurigkeit umgab ihn, undurchdringlich wie die morgendlichen Nebel über dem Meer. „Ich kann nicht länger zur See fahren“, sagte er. „Mein Leben ist vorbei.“ „Unsinn“, erklärte Prudence energisch, obwohl sie am liebsten aufgestanden wäre und den Mann vor ihr in die Arme geschlossen hätte. Er schien in seinem Leben so wenig Fürsorge erfahren zu haben, so wenig Sanftheit. „Bisher waren Sie schließlich sehr erfolgreich, trotz aller Schwierigkeiten, mit denen Sie konfrontiert waren. “
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu. Seine grünen Augen waren verhangen und distanziert. „Ich vermisse das Meer, die Freiheit.“ Ihr Blick fiel auf sein Bein, und er verzog das Gesicht. „Und jetzt das. Lieber würde ich mich noch in mein gesundes Bein schießen lassen, als etwas anzurühren, was meinem Vater gehört hat, bloß habe ich keine andere Wahl.“ „Dann nehmen Sie das Geld eben nicht. Suchen Sie einen anderen Weg.“
    Er sah sie an. „Es besteht kein Bedarf an verkrüppelten Kapitänen. Und einen anderen Beruf, meine liebe kleine naseweise, aber

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