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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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und schenkte Prudence ein schiefes Grinsen, das ihr den Atem raubte. „Mir gegenüber spricht er gern von Ihnen.“
    „Was sagt er denn?“
    „Fragen Sie ihn doch selbst. Er ist in der Scheune. Sie brauchen nur die Tür aufzumachen und nach ihm zu schreien.“ Sie hob das Kinn. „Ich schreie doch nicht nach Dienstboten. Vielleicht wäre das ein guter Ansatzpunkt für unsere erste Stunde - wie man mit Dienstboten umgeht.“
    Er nahm ihr das leere Glas aus der Hand. „Warum nicht?“ „Ein echter Gentleman erhebt niemals die Stimme.“
    „Das ist eine harte Lektion für einen Seemann.“ Er füllte duftenden Punsch in ihr Glas und reichte es ihr.
    Prudence schloss die Finger um das warme Gefäß. Sie wollte es nicht austrinken, sie wollte es nur in der Hand halten. Sie war schon vom ersten Glas ein wenig beschwipst. Ein zweites wäre zu gefährlich. „Es geht nicht um das, was Sie schon können, sondern um das, was Sie noch lernen müssen.“
    „Von solchem Unsinn will ich mich nicht beeinträchtigen lassen, aber wie es scheint, habe ich keine andere Wahl.“ „Ich finde nicht, dass es einen beeinträchtigt, wenn man sich manierlich benimmt.“
    „Das hängt davon ab, welche Ziele man im Auge hat, meine Liebe“, erklärte der Captain vielsagend.
    Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. „Was meinen Sie damit?“
    Er grinste. „Ach, nichts, meine Schöne. Nehmen Sie doch noch ein wenig Punsch. Damit sehen Sie viel klarer.“
    „Ich glaube, Sie versuchen mich betrunken zu machen.“ „Versuchen? Versucht man zu gehen? Versucht man zu atmen? Nein, entweder tut man es, oder man stirbt.“
    „Aha! Also versuchen Sie es!“
    Er lachte leise. „Sie sind zu schnell für mich.“
    Sie lächelte triumphierend und hielt das zweite Glas hoch. „Ich habe noch gar nichts davon getrunken. Ich wusste, was Sie Vorhaben.“
    „Ach ja, wirklich?“
    „Ja. Und das ist schade, denn mir schmeckt der Punsch, und ich würde ihn gern trinken. “
    „Dann trinken Sie ihn doch.“
    „Das geht nicht. Sie würden die Situation ausnutzen.“
    Er runzelte die Stirn. „So etwas tue ich nie, egal, ob die Frau nüchtern oder beschwipst ist.“
    „Ah, aber eben gerade sagten Sie noch, Sie wollten sich von guten Manieren nicht beeinträchtigen lassen.“
    „Und?“
    „Ein wahrer Gentleman würde eine solche Situation nicht ausnutzen. Und ich glaube, dass Sie deswegen keine Manieren beigebracht bekommen wollen.“ Sie wedelte großartig mit der Hand. „Mir kommt das alles völlig einsichtig vor.“ Er lachte. „Jetzt bin ich froh, dass Sie das zweite Glas nicht mehr trinken wollen. Madam, seien Sie versichert, dass ich die Situation bei Ihnen nicht ausnützen würde.“ Aus irgendeinem Grund machte sich in ihrem Herzen eine Spur Enttäuschung bemerkbar. „Gar nicht?“
    „Nein.“
    „Oh.“ Sie starrte ins Feuer und ließ sich das durch den Kopf gehen. „Moment mal! Wie wäre es mit einer Verführung? Das ist etwas ganz anderes, als die Situation auszunutzen, und Gentlemen tun dergleichen ziemlich oft.“
    Sein Lachen hüllte sie ein. „Wie wahr. Eine Verführung muss nichts Schlechtes sein. Eigentlich könnte es sogar recht angenehm sein.“
    Prudence fand den Gedanken faszinierend. Wie es wohl wäre, von einem Mann wie ihm verführt zu werden? Er war so überaus männlich und folgte nicht dem Diktat der Gesellschaft. Was er auch tun würde, es wäre sicher aufregend. Maßlos aufregend. Sie räusperte sich. „Das ist kein passendes Gesprächsthema für uns.“
    Seine Augen lachten sie an. „Nein?“
    „Nein.“ Wie schade das alles doch war. Es war ihnen nicht nur unmöglich, interessante Gesprächsthemen zu verfolgen, es war auch verboten, die anstößigen Dinge anzusprechen, die zwischen ihnen vorgefallen waren. Sie seufzte, und um den Druck in ihrer Kehle zu verringern, den die Erinnerung an ihren leidenschaftlichen Kuss hervorrief, nahm sie einen Schluck Punsch.
    Er erfüllte sie mit wohliger Wärme. „Ach, wer schert sich schon um Anstand und Sitte. Mylord, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.“
    „Weswegen?“
    „Weil ich Sie geküsst habe. Sie müssen verstehen, mein Ehemann ist schon so lange tot, und ich vermisse ..." Vor Verlegenheit röteten sich ihre Wangen. Das hatte sie eigentlich nicht einräumen wollen. Lieber Gott, was tat sie da eigentlich? Erbost starrte sie auf ihr Glas und setzte es mit lautem Knall ab. „Vergessen Sie es. Ich weiß gar nicht, was ich da rede.“
    „Ich schon. Sie vermissen

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