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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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mich das jetzt nicht? Sie sind wirklich unverbesserlich.“
    Sie warf ihm einen Blick unter gesenkten Lidern hervor zu, der ihn warnte, dass sich sein anderes Bein immer noch in Reichweite ihres spitzen Halbstiefelchens befand. „Denken Sie nicht einmal daran“, murmelte er.
    Sie versuchte eine hochnäsige Miene aufzusetzen, doch brachte sie nichts anderes zuwege, als bezaubernd auszusehen. Tristan fand, dass eines der köstlichsten Dinge an seiner stachligen Prudence die spezielle Art ihrer Schönheit war. Sie war auf ruhige Art elegant, denn sie hatte herrliche Schultern, sanft gerundete Arme und einen anmutigen Hals. Vor allem aber ihr Gesicht schien ihm bemerkenswert. Vom störrischen Kinn bis zur geschwungenen Stirn verriet jeder Zug Intelligenz, Humor und ... vielleicht Leidenschaft. Doch was sie von den anderen unterschied, war vor allem ihre Denkweise.
    Reeves räusperte sich. „Brauchen Sie noch etwas, Mylord?“
    Tristan winkte ihn beiseite. „Nein, Reeves.“
    Prudence hustete.
    Tristan fügte rasch hinzu: „Aber, ähm, danke für Ihre Mühe.“ Er sah Prudence fragend an.
    Sie nickte beinah unmerklich.
    Reeves lächelte und verbeugte sich. „Danke, Mylord. Bitte klingeln Sie, wenn Sie noch etwas benötigen.“ Damit zog er sich zurück.
    Als die Tür hinter dem Butler ins Schloss gefallen war, lehnte Tristan sich in seinem Stuhl zurück. „Und, war das jetzt besser?“
    „Viel besser“, erwiderte sie und strahlte ihn beifällig an.
    Zu Tristans Überraschung entlockte ihr warmes Lächeln ihm ein breites Grinsen. Selbst erstaunt, sah er rasch wieder auf seinen Teller. Verdammt, warum war ihm auf einmal so wichtig, was Prudence von ihm hielt?
    Er durfte sich nicht allzu sehr daran gewöhnen, dass sie in seiner Nähe war. Sie war nur kurzfristig zu Gast auf seiner Fregatte, mehr nicht. Was ja auch ganz gut war, überlegte er. Die Wärme, die er aufgrund ihres Lächelns verspürt hatte, verflüchtigte sich rasch. Wenn er nicht vorhatte, sich für immer auf sein Cottage auf der Felsenklippe zurückzuziehen und den Rest seiner Tage damit zu verbringen, dem Staubfilm auf seiner Seele beim Wachsen zuzusehen, wäre es besser, wenn er sich von Frauen wie Prudence fernhielt, Frauen, die einen Mann im seidenen Netz von Heim und Geselligkeit einfingen.
    Das war nichts für ihn. Er würde die nächsten Wochen genießen, so gut er konnte, und dann zu seinem alten Leben zurückkehren, frei und ungebunden. Bis dahin käme ein kleiner Flirt nicht ungelegen ... vorausgesetzt, er blieb vorsichtig.
    Während er den Schinken schnitt, überlegte er, dass er vielleicht schon zu lange allein war, denn er hatte vergessen, wie angenehm es war, über den Tisch in so schöne braune Augen zu blicken.
    Gerade aß er den letzten Bissen Schinken auf, da fing er Prudences nachdenklichen Blick auf. „Stimmt etwas nicht?“
    „Ihre Tischmanieren. Reeves hatte recht: Sie sind hervorragend.“
    „Außer wenn ich vergesse, dem Dienstboten zu danken?“ „Ja.“ Sie nahm einen Schluck Tee. „Nun, Mylord? Wollen wir anfangen? Wir haben viel zu besprechen.“
    Er legte die Gabel hin. „Tun Sie Ihr Schlimmstes. Quälen Sie mich mit Ihren lästigen Vorstellungen von gutem Benehmen.“
    „Gutes Benehmen ist doch keine lästige Vorstellung. Gutes Benehmen ist die Grundlage der Zivilisation.“
    „Und ich dachte, es wäre die Angst davor, deportiert, ins Gefängnis geworfen oder einen Kopf kürzer gemacht zu werden, die aus uns gute Bürger macht.“
    Sie rümpfte die Nase. „Für Sie vielleicht, aber nicht für mich. Unsere Manieren unterscheiden uns von der Tierwelt.“
    „Tiere haben aber ebenfalls Manieren. Sie sind dabei nur nicht so extrem. “
    Sie runzelte die Stirn. „Von welchen Tieren sprechen Sie da?“
    „Zum Beispiel von Ameisen. Sie laufen in einer Reihe, nicht?“
    „Ja, oft.“
    „Haben Sie schon mal gesehen, dass eine Ameise eine andere aus dem Weg schubst?“
    „Nun ja, nein.“
    „Na also. Sie sind eben höflich zueinander. Immer. Während die Menschen sich mit lächerlichen Moden und Regeln knechten und sich dabei nicht einmal mehr an die grundlegenden Tugenden erinnern, zum Beispiel Respekt oder Freundlichkeit. “
    In ihren dunklen Augen glitzerte widerstrebende Belustigung. „Damit haben Sie nicht ganz unrecht.“
    Tristan tupfte sich den Mund mit der Serviette ab und lehnte sich im Stuhl zurück. „Nun wissen Sie, warum ich die ganze Situation beklagenswert finde. Das spielt allerdings keine Rolle:

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