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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Ruf ver-kehrt“, erwiderte er und hielt dann inne. Lieber Himmel, war das wirklich er, der da so steif und verknöchert klang? Was, zum Teufel, war nur los mit ihm?
    Prudence rümpfte die Nase. „Und ich würde nicht mit einer derartigen Doppelmoral leben wollen. Meine Güte, ich bin kein grünes Ding mehr, das man retten muss. Ich bin über dreißig und durchaus in der Lage, mich selbst um mich zu kümmern.“
    „Der Mann hat dich belästigt.“
    „Nein, er hat mir Aufmerksamkeit gezollt. Da besteht ein gewisser Unterschied, weißt du.“ Störrisch reckte sie das Kinn. „Außerdem hast du in keinem Fall das Recht, dich einzumischen, so oder so. Ich werde mit meinen Verehrern schon selbst fertig, vielen Dank.“
    Tristan biss die Zähne zusammen, damit ihm nicht etwas von dem entschlüpfte, was ihm auf der Zunge lag. Nichts davon wäre irgendwie hilfreich gewesen. Verdammt, er war jetzt ein Earl. Ein Earl konnte doch sicher Dinge tun, die einem Captain verwehrt blieben!
    Aber nein, er wollte nicht genauso denken wie sein Vater. Es gab Benimm, und es gab Gesetze. Da er kein Gentleman war, brauchte er sich um die Benimmregeln nicht zu kümmern. Doch die Gesetze - nein, über denen sollte nicht einmal ein Earl stehen.
    Er lehnte den Kopf an das Polster und betrachtete Prudence. Die saß zornig im gegenüberliegenden Eck der Kutsche.
    Sie sah so ... schön aus. Ohne noch einmal nachzudenken, beugte Tristan sich vor, hob sie hoch und setzte sie auf dem Platz direkt gegenüber wieder ab. „Jetzt können wir reden.“
    Sie keuchte empört auf. „Was fällt dir ein?“
    „Ich wollte nur unsere Sitzordnung ein wenig angenehmer gestalten.“
    „Für wen?“
    Er brachte ein Grinsen zustande. „Für uns beide. Ich kann dich nicht hören, wenn du in der gegenüberliegenden Ecke sitzt.“
    Sie legte die Handflächen auf die Sitzbank und rückte noch weiter weg von ihm als zuvor. „Ich kann dich von hier aus einwandfrei hören. Wenn einer der Männer von heute Abend mich so behandelt hätte wie du jetzt, wäre es durchaus im Rahmen gewesen, sie wegen ihres ekelhaften und rücksichtslosen Benehmens zur Rechenschaft zu ziehen. Aber allein deswegen wilde Drohungen auszustoßen, weil jemand ein freundliches Wort zu mir sagt - nein, das dulde ich nicht. Niemals.“
    Tristan fuhr sich mit der Hand durchs Haar und wünschte sich, er könnte seine Gefühle besser erklären. Das Problem war nur, dass er sich selbst nicht genau im Klaren darüber war, was genau er eigentlich empfand. „Prudence ...“
    „Und noch etwas. In der Öffentlichkeit schickt es sich nicht, mich Prudence zu nennen und mich zu duzen. Also bitte Mrs.Thistlewaite.“
    Er starrte auf seine Stiefel. Sein Ärger schwand von Minute zu Minute. Vielleicht hatte er wirklich überreagiert. Er seufzte. „Habe ich dich in Verlegenheit gebracht?“ „Allerdings!“
    Er zuckte zusammen. „Tut mir leid. Das lag nicht in meiner Absicht. Ich sehe es eben nicht gern, wenn andere Männer dich respektlos behandeln.“
    „Und ich sehe es nicht gern, wenn du dich einmischst, wo du nichts verloren hast. Ich bin nicht einer deiner kriegsversehrten Matrosen, um die du dich kümmern musst! “
    Das erboste ihn. Etwas mehr als Ärger durchzuckte ihn. „Prudence, ich habe mich entschuldigt. Mehr kann ich nicht tun.“
    „Ich nehme deine Entschuldigung nicht an.“
    „Nein?“
    „Nein.“ Sie wandte sich von ihm ab, hob den Ledervorhang vor dem Fenster an und sah mit steinerner Miene hinaus in die Nacht.
    Verdammt! Er hatte nicht gewollt, dass der Abend so endete. Sein Blick wanderte über sie hinweg, sah die Schwellung ihrer Brüste durch den offen stehenden Mantel, die zarten Grübchen an ihren Schultern, die elegante Linie ihres Halses. Es juckte ihm in den Fingern, und ihm war ein wenig schwindelig von dem Wein und dem Brandy.
    Bevor er selbst wusste, was er tat, hatte er schon nach ihr gegriffen und sie erneut hochgehoben, nur dass er sie sich diesmal entschlossen auf den Schoß setzte.
    Einen Augenblick war sie wie benommen, dann erklärte sie empört: „Das ... das kannst du doch nicht machen!“
    „Ich habe es grade gemacht“, meinte er selbstzufrieden und küsste sie auf den Hals unterhalb ihres Ohrs.
    Sie keuchte und riss die Augen auf.
    „Tut mir leid, wenn ich dich heute Abend in Verlegenheit gebracht habe, meine Liebste“, murmelte er an ihrem Hals.
    Sie strampelte, wie um sich aus seinem Griff zu befreien, doch er fasste sie noch fester und küsste sie

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