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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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etwas zu lockern, wobei er sich sicher war, dass dadurch Knitterfalten entstanden, die Reeves entsetzen würden.
    Es war, als machte sich sein Vater noch aus dem Grab heraus bemerkbar, um ihn zu ärgern, um ihn für den Frevel seiner bloßen Existenz zu bestrafen. Aber Tristan war aus härterem Holz geschnitzt.
    Von ein bisschen Unbequemlichkeit würde er sich nicht von seinen Plänen abhalten lassen. Er würde seinen Männern helfen, er würde ein richtiges Seemannsheim einrichten, und den Rest würde er einfach vergessen.
    Alles, was er brauchte, war das Vermögen, dann könnte er diese ganze alberne Scharade hinter sich lassen. Dann konnte er wieder der sein, der er wirklich war. Und Prudence könnte er dann auch bekommen.
    Mit diesem Gedanken betrat er die Bibliothek - und blieb wie angewurzelt stehen. Vor dem Kaminfeuer stand Prudence. Sie trug irgendeine blau-weiße Robe, aber das war es gar nicht, was ihm so auffiel.
    Er hatte nur Augen dafür, wie der helle Feuerschein Prudence von hinten beleuchtete und unter dem dünnen Stoff ihre Silhouette offenbarte. Er sah ihre verlockend geschwungenen Hüften und ihre langen, geschmeidigen Beine. Jede Rundung saß genau am richtigen Fleck. Sie war atemberaubend vollkommen, und sie entflammte ihn, ohne dass sie es überhaupt merkte.
    „Ah,Tristan! Da bist du ja!“
    Ihre weiche Stimme weckte ihn aus der Versunkenheit. Er trat vor, wobei er gegen die Versuchung ankämpfen musste, sie einfach zu packen und in sein Zimmer zu schleppen. Genau das hätte er getan, wenn er er selbst hätte sein dürfen und nicht diese leere Hülle von Earl.
    Plötzlich erschütterte ihn ein Gedanke. Was, wenn Prudence sich auf der Dinnergesellschaft unwissentlich vor den Kamin stellte? Alle Männer wären dann doch wie gebannt. Sie würden sie genauso sehen, wie er sie jetzt sehen konnte. In seinen Ohren begann es zu rauschen.
    „Gut siehst du aus“, sagte sie. In ihrer Stimme lag ein schüchterner Unterton.
    Tristan riss sich mühsam zusammen. „Du auch.“ Er zwang sich, den Blick von ihren Umrissen zu wenden. Dabei fiel sein Blick auf ihr freizügiges Dekollete. Verdammt noch mal, wer hatte ihr erlaubt, ein so gewagtes Kleid anzuziehen? Er konnte sie vielleicht davon abhalten, sich vor den Kamin zu stellen, aber wie sollte er ihre Schultern und ihre Brust bedecken?
    Sie lächelte in seliger Unkenntnis seiner wachsenden Bestürzung und ging zur Anrichte, um das leere Glas abzustellen, das sie in der Hand hielt. Er bemerkte, dass sie dabei ganz leicht schwankte.
    Er sah auf die beinah leere Karaffe und hätte am liebsten aufgestöhnt. Du großer Gott, er begleitete die schönste Frau der Welt auf ein Fest, und sie war nicht nur zu spärlich bekleidet, sondern auch angeheitert. „Ich will nicht zu dieser Gesellschaft gehen.“
    „Du musst aber. Das ist unsere letzte Gelegenheit zum Üben.“ Sie trat an seine Seite, lehnte sich gegen ihn, bis ihre Brüste gegen seine Arme drängten. Ihr Lächeln war warm und einladend. „Hab keine Angst. Ich werde den ganzen Abend bei dir sein.“
    Er sah auf sie herab, auf ihre Hand, die auf seinem Ärmel ruhte, direkt daneben der schwellende Busen. Er bedeckte ihre Hand mit seiner. Wenn sie hierblieben, würden sie nur im Bett landen. Das war ihm so klar, als stünde es irgendwo schwarz auf strahlend weiß geschrieben. Vielleicht wäre es besser, in Gesellschaft zu sein. Zumindest bis einer von ihnen sich wieder etwas gefasst hatte.
    Tristan hauchte einen Kuss auf ihre Finger. „Ich werde dich nicht aus den Augen lassen.“
    „Dann lass uns gehen.“ Damit wollte sie ihn zur Tür ziehen. Sie sah bezaubernd, erregend und sehr sinnlich aus. „Was für ein Abenteuer! “
    Tristan folgte ihr und versuchte seine überaus grimmige Stimmung zu ignorieren. Er würde zu dieser verflixten Gesellschaft gehen und sich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wieder verabschieden. Und er würde dafür sorgen, dass Prudence mitkam.
    Gott, hoffentlich würde es ein kurzer Abend werden. Einen langen Abend würde er wohl nicht überstehen.

15. KAPITEL
    Man sei immer bereit, sein Wissen sowohl mit Bürgersmann als auch mit Adligem zu teilen. Die Saat der Weisheit kann auch auf der steinigsten Flur aufgehen.
    Leitfaden für den vollkommenen Butler und Kammerherrn von Richard Robert Reeves
    Die Dinnergesellschaft stand vom ersten Moment an unter einem schlechten Stern. Nicht nur, dass der joviale Squire weitaus jünger war, als Tristan ihn in Erinnerung hatte, der

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