Korvals Nemesis (German Edition)
jene, die die Sterne betrachtet, die Drachen getötet und die Clans regiert haben, bevor mein erster Panzer auch nur trocken war.«
Tag 44,
Standardjahr 1393,
Surebleak
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Der Kommunikator an seinem Gürtel weckte durch sein Signal seine Aufmerksamkeit – ein zunehmend alltägliches, sogar nervendes Ereignis. Pat Rin runzelte die Stirn. Er hatte den Rückweg von Melina Shertons ländlichem Gebiet durchaus genossen, den großen Rücksitz seines Autos geteilt mit einem halben Dutzend Flaschen »Upcountry Canary«. Er hatte die friedlichen Straßen seiner Verbündeten betrachtet, wie sie an seinem Fenster vorbeirollten. Die Geschwindigkeit, mit der Gwince fuhr, war gerade schnell genug, um ordentlich voranzukommen, aber langsam genug, dass man ihn sehen konnte und er die Gelegenheit hatte, das Winken derjenigen, an denen er vorbeifuhr, zu erwidern.
Der Signalton wechselte vom kurzen, nur die Aufmerksamkeit erheischenden Einzelton zur Abfolge von drei Lauten, mit denen sich die Sicherheit zu melden pflegte – Natesa oder Cheever McFarland, einer von beiden. Beide waren beim Raumhafen und erwarteten die Lieferung der Juntavas. Er zog den Kommunikator vom Gürtel.
»Conrad«, sagte er angespannt, ohne bei der Aussprache seines falschen Namens zu zögern.
»Unsere Lieferung ist in gutem Zustand angekommen«, sprach Natesas musikalische Stimme, gelassen und ohne Überraschung. »Die Übergabe ist erfolgt. Ich muss aber einen Fehler eingestehen, als ich deine Reise aufs Land geplant habe. Es scheint, dass gewisse Entwicklungen sich schneller ergeben haben als gedacht und deine Gegenwart am Raumhafen erforderlich ist, und das eher früher als später. Die Hafenmeister bitten darum.«
Pat Rin seufzte – es war kein gutes Zeichen, wenn beide Hafenmeister Dienst hatten.
»Keine simplen Neuigkeiten, hm, Natesa? Soll ich mich beeilen?«
»Ja, Denubia. Das wäre das Beste.«
Stumm verdammte Pat Rin den Kommunikator für dessen fehlenden Bildschirm – oder auch nur einen Lautsprecher, der Nuancen angemessen vermitteln konnte.
»So schnell wie möglich also«, sagte er kurz und diskret. »Ich werde da sein.«
Er schaltete den Kommunikator aus, lehnte sich vorwärts und sprach zur Fahrerin. »Gwince, wenn es geht: Wir müssen uns sehr beeilen. Bitte bringe mich rasch zum Büro des Hafenmeisters.«
Sie nickte. »In Ordnung, Boss. Zum Raumhafen.«
Die Sirene begann zu jaulen, überraschte die friedliche Straße außerhalb des Fensters und stürzte sie in ein Durcheinander. Weniger wichtige Fahrzeuge machten Platz. Fußgänger sprangen in den schwachen Schutz von Türen und Seitengassen, trainiert durch die Jahre der Gewalt. Sie starrten mit geweiteten Augen, wie das große Auto nach vorne sprang und Pat Rin tief in den großen Rücksitz presste.
• • •
»Was wir hier haben, ist ein echtes Problem«, sagte die Hafenmeisterin der Tagesschicht, Claren Liu. Sie saß am Kopfende des hastig aufgebauten Konferenztisches. »Der Raumhafen hat den Bericht des Piloten erster Klasse Bhupendra Darteshek erhalten …« Dies war, wie Pat Rin erfahren hatte, der Name des sehr großen, sehr dünnen Juntava-Piloten. »… ebenso wie den entsprechenden Bericht von Pilotin erster Klasse Vilma Karapov …« Das war Pilot Dartesheks Kopilotin, eine muskulöse Blondine mit dermaßen blasser Haut, dass sie fast blau wirkte. »Beide Berichte besagen, dass es Piraten im System geben könnte. Sie sagen, dass sie bis zum Raumhafen beschattet wurden – und sie haben die Ortungsprotokolle zum Beweis mitgebracht.«
Da die Fähigkeit, wie ein Schatten zu kommen und zu gehen, eine Qualität war, die die Juntavas – durch Natesa – für ihre Kuriere reklamierten, war dies kaum verwunderlich. Pat Rin sprach Pilot Darteshek an.
»Wie kann es sein, dass Sie es gestattet haben, dass man Sie verfolgt?«
Weiße Zähne glänzen in einem dünnen, wilden Grinsen. »Wir wurden nicht verfolgt. Sie waren schon da, als wir ins System gesprungen sind.«
Pat Rin fühlte, wie ein kalter Schauer sein Rückgrat entlangfuhr, und er neigte höflich seinen Kopf. »Das lässt die Sache etwas anders aussehen. Danke, Pilot.«
»Gut«, sagte Hafenmeisterin Liu und schaute sich am Tisch um, um sicherzugehen, dass ihr alle zuhörten – also die beiden Piloten, Pat Rin, Natesa, Cheever McFarland und der Hafenmeister der Nachtschicht, Etienne Borden. Dann fuhr sie fort.
»Wir alle wissen, dass Surebleak ein
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