Korvals Nemesis (German Edition)
Sandwiches legte er sich hin, um zu schlafen – und fand dort wieder einen Traum.
Er träumte von einer Sternenkarte – der Sternenkarte: Balent’i tru’vad , das Sternennetz der Schöpfung. Groß, beeindruckend in seinem Gleichgewicht und seiner Harmonie, lag dieses Netz vor ihm: Sonnen, Sterne, Welten, Leben, glitzernd, geschäftig und unausweichlich. Und durch all dies, eingebunden in den Stoff des Universums, sah er goldene Ströme der Macht, wie er sie zum ersten Mal im Zimmer von Anthora yos’Galan wahrgenommen hatte.
Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf diese Linien, verfolgte Ebbe und Flut ihrer Substanz, die tektonischen Details, die Kohäsion ihres Zweckes. Wie in Anthoras Kammer streckte er seine Hand aus und zog zwei der glühenden Linien sehr vorsichtig zu sich heran.
Weit entfernt im Sternennetz verstopfte sich ein Haufen der Linien um eine kleinere Sonne. Ren Zel ließ los, die Fäden entspannten sich und der Fluss der Kraft verlief unbehindert.
So. Ein weiteres Mal weitete er seine Aufmerksamkeit aus, diesmal eher auf der Suche und weniger mit dem Bedürfnis nach Beherrschung.
Er hörte einen Laut, als ob eine Ratsglocke sanft geschlagen worden war, und im nächsten Herzschlag war Balent’i tru’vad verschwunden und sein Sichtfeld wurde völlig durch pulsierendes, goldenes Licht erfüllt.
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Es war Chi yos’Phelium gewesen, die damals darauf bestanden hatte, als er die Position seiner Mutter als Qe’andra von Korval einnahm, dass die Verteidigungsanlagen des Amtes zu einem Standard aufgewertet werden sollten, den man als »angemessen« bezeichnen konnte. Und Mr. dea’Gauss, damals noch jung, hatte dies im Stillen als ausgesprochen … drakonisch bewertet.
Heute aber, als er die Anzeigen seines Kontrollpultes betrachtete, das sie in seinem Büro installiert hatte, wünschte er sich, in jene auf immer verlorenen Tage seiner Jugend zurückkehren zu können, um sie bescheiden um Entschuldigung zu bitten. Denn es war nur richtig zu sagen, dass die Augen eines Delms weit in die Zukunft blickten – und die Augen Korvals von allen am weitesten.
Da Zeitreisen keine ernsthafte Option für ihn waren, um für seine Zweifel um Verzeihung zu bitten, konnte er nichts anderes tun, als dafür zu sorgen, dass ihre Sorge nicht umsonst gewesen war.
Vorsichtig und einem Protokoll folgend, das jedes Vierteljahr geändert wurde und neu auswendig gelernt werden musste, drückte Mr. dea’Gauss drei Knöpfe in bestimmter Reihenfolge und machte damit sein Personal und die Lehrlinge auf die nahende Gefahr aufmerksam. Sie würden nun, wie endlos oft geübt – Chi hatte auf Übungen bestanden, ebenso auf Probealarmen –, an ihren Arbeitsplätzen jene Knöpfe drücken, die die Inhalte ihrer Computer in den Hauscomputer in Jelaza Kazone speicherten, um anschließend die Datenbänke völlig zu säubern. Sobald das geschehen war, würden sie das Gebäude durch einen der drei Fluchtwege verlassen.
Sie hatten zwölf Minuten, um das zu schaffen.
Eine Sekunde nach Ablauf dieser Frist würde sich das Gebäude versiegeln. Da die Wände und Fenster vor Jahren mit Stahlplatten und Panzerglas verstärkt worden waren, glaubte Mr. dea’Gauss daran, dass es dem herannahenden Feind einige Bemühungen und Zeit abverlangen würde, sich Zutritt zu verschaffen.
Seine eigene Aufgabe bedurfte auch einiges an Zeit – ein wenig zumindest. Es ging nur um die Sicherung zweier Briefe, die vor langer Zeit auf der Basis übertriebener Vorschläge jener Chi yos’Phelium geschrieben worden waren. Er brauchte einen Moment, sie korrekt zu kopieren und zu adressieren, und dann nur noch ein Knopfdruck, um sie zu senden. Als er damit fertig war, tippte er den Code ein, der den Download initiierte und seinen eigenen Speicher löschte. Dann beugte er sich hinab, um die Waffe aus der Schublade zu seiner Rechten zu holen.
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Sie hatten die Kommunikationstechnikerin von Erob in die Teepause geschickt, zu der sie sich nicht lange hatte überreden lassen müssen, sobald man ihr erklärt hatte, dass der Richtfunk für private Geschäfte von Korval benötigt wurde.
Nun saß Val Con neben Nova vor der Konsole. Miri hockte daneben und beide betrachteten, wie sich Novas Finger bewegten und die aktuellen Codes eingaben.
»Deine Codes hätten natürlich auch noch Gültigkeit«, sagte Nova zu Val Con. »Aber nur als Benachrichtigung für Jeeves. Ich habe es so eingerichtet, als du für so lange Zeit
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