Korvals Nemesis (German Edition)
Raumhafen zweiter Ordnung ist. Wir haben zwei Hafenmeister der Gilde, wir haben einige wenige Arbeiter und zwei freiwillige Hafenmeister als Back-up, auf die wir im Notfalle zurückgreifen können. Wir haben zwei Wettersatelliten, die auch als Back-up für die Kommunikation dienen, sowie einen Kommunikationssatelliten, der zudem als Back-up für die Wetterbeobachtung funktioniert. Wir haben einen raumfähigen Schlepper. Was wir jedoch nicht haben, sind Verteidigungseinrichtungen.« Sie schüttelte den Kopf.
»Warum das so ist …« Sie verzog ihr Gesicht und nahm einen Schluck Automatenkaffee.
»Kleine Geschichtsstunde«, sagte sie mit entschuldigendem Tonfall. »Es ist so, Surebleak ist eine Konzernwelt. Sie gehört … gehörte zu etwas, das den Namen Gilmour Agentur trägt, die gegründet worden war, um planetare Timoniumvorkommen auszubeuten. Es waren recht ordentliche Vorkommen und der Planet selbst war gerade bewohnbar genug, dass sie große Pläne für ihn entwickelten – die Entwürfe für die Orbitalspiegel, die die Atmosphäre des Planeten aufheizen würden, sind noch im Computer des Raumhafens gespeichert.« Sie zuckte mit den Achseln. »Die Annahme war, dass sich hier ein richtiges Wirtschaftssystem entwickeln würde. Timonium und Nebenprodukte würden exportiert, vielleicht noch einige seltene Erden, Edelsteine und Edelholz dazu, um die Ladung zu versüßen. Importiert werden würde die Ausrüstung für die Minen und die Minenarbeiter. Zusätzlich zu den Ausbeutungsrechten wurde die Gilmour Agentur berechtigt, eine Lokalverwaltungsfirma zu etablieren, deren Aufgabe es sein würde, den Raumhafen zu verbessern und zu betreiben.« Sie nahm einen weiteren Schluck Kaffee und fuhr fort.
»Gilmour hatte kaum angefangen, da entdeckten ihre Wettbewerber Tanzirs System, zwei Lichtjahre weiter im galaktischen Westen. Drei große, luftlose Gesteinsbrocken, die aus nicht viel mehr als hochwertigem Timonium bestanden, Überbleibsel des Ereignisses, das aus Surebleak den wunderbarsten Garten der Galaxis gemacht hat, wie wir ihn kennen. Gilmour machte pleite – erklärte sich für alles zahlungsunfähig – und die lokale Regierung wurde niemals etabliert.« Sie sah scharf über den Tisch.
»Ich hoffe, ich langweile Sie nicht, Boss Conrad.«
Pat Rin verbeugte sich etwas im Sitzen. »Keinesfalls. Tatsächlich erwarte ich, so viel Geschichtswissen über Surebleak zu benötigen, wie Sie mir anbieten können …«
»Gut«, unterbrach sie ihn. »Das bekommen Sie. Denn all dies führt zu dem Grund, warum wir keine Waffen oder andere Verteidigungseinrichtungen haben. Es liegt daran, dass eine richtige Regierung den Aufbau planetarer Verteidigungssysteme genehmigen, autorisieren, zertifizieren und unterstützen muss. Und bis vor Kurzem hatte Surebleak keine solche Regierung.«
Pat Rin starrte sie an, und das so arrogant wie möglich, während sein Gehirn fieberhaft arbeitete. Er war, ernannt durch die Verbündeten Bosse, oberster Boss und damit berechtigt, für sie alle zu sprechen, wenn es notwendig war. Diese von ihm vorgeschlagene Struktur war, mit einigen Änderungen, am Rat der Clans orientiert. Seine Mitbosse aber hatten darauf bestanden, dass es einen obersten Boss geben müsse – den »Boss Boss«, wie Penn Kalhoon gescherzt hatte. Er hatte sich dem gebeugt, da er erkannte, dass dies ein Modell war, das alle verstanden. Er hatte Penn Kalhoon zu seinem Stellvertreter ernannt und zusammen hatten sie dann die Talente der anderen spezifischen Aufgaben zugeteilt. Was wiederum bedeutete …
Er sah hoch und erkannte, dass Claren Liu ihn mit grimmigem Amüsement ansah.
»Boss Conrad«, sagte sie mit einem formalen Kopfnicken. »Als Hafenmeisterin von Surebleak bitte ich Sie um die Genehmigung, die Pläne für eine planetare Verteidigung aufzunehmen, zudem um Ihre Erlaubnis, im Sinne von Surebleak zu agieren, sollte es einen Vorfall geben, und Ihre Zustimmung dazu, ein Sicherheitsnetz zu entwickeln.« Sie hielt inne. »Ohne Ihre Erlaubnis kann ich nicht mehr tun, als die Gilde darüber zu benachrichtigen, dass ich möglicherweise Piraten im System habe.«
Pat Rin schaute aus dem Fenster. Das Hafenbüro im zweiten Stock wurde in Sonnenlicht gebadet. Von hier aus konnte man das Landefeld Richtung Osten überblicken. Man erkannte auch ein Stück der Straße, die zur Hafenstraße führte. Auf dem Landefeld saßen zwei Schiffe – der Hafenschlepper und das überraschend große Schiff des Kuriers.
»Ich nehme an, dass
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