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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wieder, und dann galoppierten sie als lanzenstarrender Block auf die beiden Schlitten zu, einen Hagel von Pfeilen abschießend.
    »Marinuschka …«, stammelte Muschkow. Er saß schwitzend auf seinem Hirsch und starrte sie aus Augen an, aus denen noch immer die Tränen liefen und zu Eiskügelchen gefroren. Auch sein Schweiß erstarrte sofort und wurde zu einer weißlichen Schicht auf seinem Gesicht.
    »Sei kein altes Weib, dem die Suppe überkocht!« schrie sie ihn an. »Hol lieber die Waffen! Ich halte die Hirsche fest!«
    »Marinanka, versteck dich …«, keuchte er.
    »Geh!« rief sie streng zurück.
    Neben ihnen begannen die Deutschen und Livländer endlich zu schießen. Jetzt saßen sie wieder gut und warm, vor den Pfeilen durch dicke Pelze geschützt, im Schlitten und konnten zielen. Die ersten Tataren fielen von den Pferden, der Schnee unter ihnen färbte sich rot.
    Die Hirsche wurden von neuem unruhig. Marina sprang von ihrem Ren, stellte sich zwischen die Tiere und riß ihre Köpfe an den Nasenriemen herunter. Muschkow ließ sich einfach in den Schnee fallen und versuchte, Marinas Stiefel zu fassen und sie so zu Boden zu ziehen. Sie trat nach ihm, traf ihn an der Stirn, Muschkow grunzte und ließ ihre Stiefel los.
    »Laß mich endlich!« schrie sie hell. »Kümmere dich um Jermak!«
    »Die Tataren werden dich aufspießen!« brüllte Muschkow und erhob sich. Er rannte zum Schlitten, raffte einen Haufen Felldecken zusammen, lief zu Marina zurück und warf die Decken über Marinas vor Frost schlotternden Körper.
    Dann stürzte er zurück, holte seine Reiterpistole und seinen Krummdolch, rannte zu Jermak, der jetzt im Schnee kniete und mit benommenem Kopf vor sich hinstarrte. Mit seinem Körper schützte Iwan den Freund, hob die Pistole und feuerte auf einen Tataren, der auf ihn zugaloppierte.
    Ruhig, wie sie es gelernt hatten, schossen die Deutschen und Livländer. Die Pfeile machten ihnen nichts aus, und bis auf Lanzennähe, um zuzustechen, kam kein Reiter Mametkuls an sie heran.
    Marina stand zwischen den Hirschen, geschützt durch deren Körper und die Felldecken, und hielt die Köpfe der Tiere fest. Es waren jetzt die bravsten Hirsche, glotzten auf den Wirrwarr von Pferden und Reitern, wackelten mit den Lauschern, erstaunt über den Lärm, und bliesen Dampfwolken von sich.
    Der Überfall war gescheitert, das sahen die Tataren ein, als die Hälfte ihrer Männer verblutend im Schnee lag. Sie stießen noch einmal ihre grellen Kampfrufe aus, wendeten dann die Pferde und preschten davon.
    Schnee, Sonne und die Blendung, die der Himmel verursachte, verschluckten rasch die Reiter. Die Pferde ihrer erschossenen Brüder hatten sie mitgenommen, die Toten ließen sie liegen, genauso wie die Verletzten. Es waren nur vier Reiter, die auf dem gefrorenen Boden umherkrochen, klaglos, stumm, mit jener Ergebenheit in das Schicksal, wie nur ein Asiate sie kennt.
    Die livländischen Gewehrträger, zwei Männer, stiegen aus dem Schlitten, gingen zu ihnen hin und schossen sie durch den Kopf. Das war humaner, als sie im Schnee sterben zu lassen; es war auch besser, als sie in Tschinga-Tura gesund zu pflegen und dann aufzuhängen. Man kannte Jermak … Diesen Überfall, diese gemeine Falle, vergaß er nie!
    Während die Schützen die Toten untersuchten, ihnen die Ringe von den Fingern zogen und sonst alles wegnahmen, was ein Kosak – und sie nannten sich jetzt alle so! – gebrauchen kann, humpelte Jermak, auf Muschkow gestützt, zu den Schlitten.
    Er schwankte, sein Gleichgewichtssinn schien gestört, irgend etwas in seinem Hirn mußte zersprungen sein, als er auf die hartgefrorene Erde geprallt war. Vielleicht erklärt das auch manche spätere Tat Jermaks, der zwar immer ein Räuber gewesen war, aber nie eine Bestie.
    »Sie haben goldene Ringe!« rief einer der Livländer, der gerade einen Tataren auszog. »Dicke, goldene Ringe!«
    Muschkow seufzte, dachte an Marina, die noch zwischen den Hirschen stand, und beneidete die anderen, die keinen um sich hatten, der ihnen das Plündern verbot.
    Es war eine beinahe historische Stunde, als Jermak gerührt Marina Alexandrowna umarmte, an sich zog und dreimal küßte. »Von heute ab bist du mein Bruder, Boris Stepanowitsch!« sagte er. Muschkow mußte heftig husten, denn er dachte an Marinas Brüste, die rund und fest waren und die Jermak anstoßen mußten … Aber dieser war viel zu sehr in feierlicher Stimmung, um das zu merken. »Wir verdanken deinem Mut unser Leben. Iwan

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