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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schreckliche Arbeit«, stöhnte Lupin einmal. Er saß mit Marina um einen warmen Steinofen, dessen Steine glühten und eine solche Hitze verbreiteten, daß Jermak halbnackt herumlief und jedem Besucher seine dicken Muskeln zeigte. »Wie andere Füchse und Zobel, so fange ich Tatarinnen ein. Welch ein Niedergang der Familie Lupin! Immer ehrliche Menschen, immer gottesfürchtig, arm – aber mit Ehre in der Brust … und was mache ich jetzt? Trage einem schändlichen Popen, der täglich hundertmal Gott beleidigt, Weiber ins Bett! Manchmal weine ich, Marinuschka.«
    Dann umarmten sie sich und gaben sich ganz dem seligen Gefühl hin, in dieser fremden, feindlichen Welt zusammen zu sein und sich sagen zu können, woran man sonst erstickt wäre. Die Liebe zu Muschkow war für Marina etwas Herrliches, aber ebensoviel Glück bedeutete es für sie, mit ihrem Väterchen am heißen Ofen sitzen zu können und zu wissen, daß man nicht allein ist mit seinem Glauben an einen einzigen, wilden Mann, den man zähmen will …
    Ein Winter voller Schnee und eisigem Frost, mit dick zugefrorenen Flüssen und unpassierbaren Wäldern, deren Bäume im Eis erstarrt waren und manchmal mit lautem Krachen auseinandersprangen, wenn der Frost von innen heraus die Stämme spaltete … ein solcher Winter ist für jeden Kosaken etwas Fürchterliches, auch wenn er in festen Häusern wohnen und seinen Hintern an einem heißen Ofen wärmen kann. Die Langeweile regte zu Schlägereien an. Man stritt, betrog sich beim Spiel, raufte sich um die wenigen Frauen, die man aufgreifen konnte … Tausend wilde Gesellen in einer toten Stadt, monatelang dazu verurteilt, auf engstem Raum miteinander zu leben – das war ein Problem, über dessen Lösung Jermak Timofejewitsch vergeblich nachdachte.
    In Orjol war das anders gewesen. Da hatte man seine eigene Kosakenstadt gehabt, das große Steinhaus mit den fast zweihundert Mädchen, dann gab es einmal Tänze in der Stadt, Magazine, in denen man kaufen konnte, Jagdausflüge ins Permer Land, die Möglichkeit zu exerzieren.
    Und früher am Don? O Brüder, laßt uns nicht an den Don oder an die Wolga denken, nicht an den Donez oder das Kaspische Meer, nicht an die Steppen im Süden und die herrlichen Mädchen der Nogaier! Die Tränen schießen einem in die Augen, und man könnte heulen wie ein Wolf vor Heimweh.
    Jermak, Muschkow und Marina erkundeten in den nächsten drei Wochen die Umgebung von Tschinga-Tura. In einem großen Schlitten, gezogen von drei Renhirschen und gelenkt von einem Ostjaken, den sie gefangen hatten und der bei ihnen geblieben war, glitten sie an den sturmfreien Tagen über das weiße, gestorbene Land und stießen, die Tura weiter hinunter, bis zum Tobol vor, dem Ziel des nächsten Frühjahrs. Auf dem Tobol wollten sie dann zum Irtysch und Kutschums goldene Stadt Sibir vernichten.
    Lupin rang jedesmal die Hände, wenn er von solchen Ausflügen erfuhr. Gefährlich waren sie schon, diese Fahrten, denn man traf öfters mit Mametkuls Reitern zusammen. Späher waren es, die im Land umherritten und Kosaken, die sich zu weit vorwagten, mit ihren lautlosen Pfeilen abschossen wie Hasen. Das war ihnen bisher dreimal gelungen, bis Jermak verbot, mit weniger als fünfzig Mann und fünf Gewehrschützen die Bauern zu ›besuchen‹. Fünfzig Mann aber wollten fünfzig Pferde haben oder mindestens zehn Schlitten – das aber war unmöglich, also blieben die Kosaken in der Stadt und prügelten sich untereinander weiter, wurden mit Dunkelhaft bestraft oder – in schlimmen Fällen – mit Wasser übergossen und eine Stunde lang in den klirrenden Frost gestellt.
    Die meisten überlebten solche Abkühlungen nur mit Mühe … dann mußten Lupin und die Feldschere kommen. Sie amputierten erfrorene Zehen und Finger, zweimal sogar ein Ohr, und es zeugt von der geradezu unwahrscheinlichen Robustheit der Behandelten, daß sie das überlebten.
    Auch die Schlittenfahrten Jermaks, bei denen ihn nur ein zweiter Schlitten mit Gewehrschützen aus Deutschland und Livland begleitete, hätten eines Tages, bald zehn Werst unterhalb von Tschinga-Tura, am Tobol geendet.
    Es war ein klarer, sonniger, aber eisklirrender Tag. Der Schnee gleißte, der Himmel war eisblau und so unendlich klar im Glanz der kalten Sonne, daß Jermak und Muschkow sich einen Streifen Tuch aus grobem Leinen vor die Augen banden, durch den man zwar noch hindurchsehen konnte, der aber das grelle Licht filterte. Marina hatte sich ganz in die Felle gewühlt und die

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