Kosaken Liebe
endlich Alexander Grigorjewitsch Lupin, der sein Lager in der Schatzkammer aufgeschlagen hatte und merkwürdigerweise noch munter war. Muschkow überflog mit einem langen Blick die hier angehäufte Beute, schätzte die Gold- und Silberwaren, die Pelze und Stoffe auf einige tausend Rubel und setzte sich seufzend neben Lupin auf das Bett.
»Ich bin ein armer Mensch, Väterchen«, sagte er. »Deine Tochter zerstückelt mein Herz.«
»Das sagst du nun schon seit fast zwei Jahren, Iwan Matwejewitsch.« Lupin zupfte eine große Decke aus Wolfsfell zurecht, zog sie über das Bett bis auf den Boden und setzte sich vorsichtig neben Muschkow, so vorsichtig, als lasse er sich auf Eiern nieder, die er ausbrüten wollte.
»Marina ist weg!« stöhnte Muschkow. »Sagt zu mir: ›Ich werde bald deine Frau‹, rennt davon und in die Nacht hinaus. Soll ich Haus für Haus durchsuchen, um sie zu finden?«
»Es würde wenig nützen. Du findest sie nie.«
»Sie hat nie richtig gesagt, daß sie mich liebt. Es war heute zum erstenmal.«
»Eine Stunde der Verwirrung, Iwan Matwejewitsch.«
»Was hast du nur für eine Tochter, Väterchen! Springt auf den Rücken eines Hirsches und rettet uns allen das Leben. Jermak hat sie zu seinem Bruder gemacht. O Alexander Grigorjewitsch!« Muschkow schlug die Hände zusammen. »Wenn er entdeckt, daß Boris Stepanowitsch ein Mädchen ist … ich werde mich tatsächlich entscheiden müssen, ob ich Jermak töte oder Marinuschka ihm überlasse.«
»Und was würdest du tun, Iwan Matwejewitsch?«
»Ich glaube, ich müßte Jermak töten!« entgegnete Muschkow dumpf. »Das weiß ich jetzt. Mein Gott, bin ich ein armer Mensch!«
»Ich rate dir noch immer: Flüchtet zurück in die Heimat!« sagte Lupin nach einer Weile des Schweigens, in der Muschkow sich selbst zutiefst bedauerte. »Der Weg über den Ural ist doch jetzt leichter geworden. Ihr könntet von Station zu Station reiten, die wir angelegt haben …«
»Ein Kosak verläßt seine Truppe nicht!« sagte Muschkow fest.
»Dann vergiß endlich, daß du ein Kosak bist!«
»Und was bin ich sonst?«
»Marinas Mann …«
»Das Herz zerbricht mir, Väterchen.« Muschkow sprang auf.
Schnell nahm Lupin die Gelegenheit wahr, um die Wolfsdecke ganz über das Bett zu ziehen, damit man nichts mehr vom Bettgestell sehen konnte. Vor allem konnte man nicht mehr unter das Bett blicken, aber wer wirft schon in Muschkows seelischer Verfassung einen Blick in diese Gegend?
Er rannte also im Zimmer hin und her, raufte sich das Haar und benahm sich wie einer der heiligen Idioten, denen man in Rußland alles verzeiht, weil sie zwar wie ein Mensch aussehen, aber denken und reden, als seien sie gerade von einem anderen Stern gefallen …
»Ich muß mit Marina sprechen – sofort!« brachte Muschkow endlich hervor.
»Sie wird morgen wieder bei dir sein«, meinte Lupin hellseherisch.
»Im nächsten Frühjahr wird es zu einer großen Schlacht kommen …«
»Dann müßt ihr beide längst wieder hinter dem Ural sein, Iwan Matwejewitsch!« Lupin beugte sich vor. »Zehntausend Reiter soll Kutschum am Tobol stehen haben. Und Marina soll dann mit der Fahne neben Jermak an der Spitze reiten! Mein Atem steht still, wenn ich nur daran denke.«
»Du sprichst es aus, Väterchen.« Muschkow lehnte sich an die Wand. »Ich zittere wie ein Greis bei dem Gedanken.«
»Ohne dich wird sie aber nicht zurück nach Rußland gehen. Wenn du mit Jermak reitest, wird sie an deiner Seite sein, und wenn euch zehntausend Teufel gegenüberstehen. Wie kann man einen Mann nur so lieben? Unbegreiflich!«
Man kam zu keiner Einigung, und sie war tatsächlich unmöglich. Den Popen konnte man nicht fragen, er schnarchte neben seinem Weibchen und hätte vielleicht, wenn man ihn jetzt geweckt hätte, geantwortet: »Iwan Matwejewitsch, du schielendes Ferkel! Liebt einen Jungen! Hinaus mit dir, und Gottes Fluch fahre dir in die Lenden!«
»Es gibt keinen Rat!« sagte Muschkow traurig, küßte Lupin auf die Stirn und ging zur Tür. »Vielleicht ist Marina inzwischen zurückgekommen. Ich muß wieder hinüber ins Haus.«
Er hatte kaum das Zimmer verlassen, als sich die Felldecke bewegte und Marina unter dem Bett hervorkroch. Sie hatte ihre Stiefel ausgezogen und trug nur eine dünne, bestickte Bluse, denn im Zimmer war es heiß. Der Ofen strömte eine gewaltige Hitze aus, die Steine knackten leise, so fraß sich von innen die Glut des Holzes in sie hinein.
Wo auch immer Lupin war, stets hatte er einen
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