Kosakensklavin
Kranken allein sein.
Die Untersuchung zog sich hin. Tanja hockte neben Sonja auf der Verandatreppe, während Andrej vor dem Haus nervös auf und ab ging. Erst nach einer ganzen Weile wurde die Eingangstür wieder geöffnet, und die Baba Kuma winkte ihnen, einzutreten.
Die Babuschka lag still auf ihrem Lager, das Fieber tobte noch immer in ihrem Körper, doch ihr Gesicht war friedlich und ihre Lippen geschlossen.
„Wird sie gesund werden?“, fragte Tanja.
„Sie wird sterben“, gab die Baba Kuma ruhig zurück. „Die Babuschka hat einen Kummer, der in ihrem Körper wühlt und ihr das Fieber macht. Da der Kummer unausweichlich ist, wird sie daran sterben.“
Andrej hob verzweifelt die Hände.
„Warum kochst du keinen Trank? Wozu habe ich dich geholt, altes Kräuterweib!“
„Es gibt keinen Trank dagegen“, antwortete die Baba Kuma gleichmütig.
„Ich gebe dir, was immer du willst“, rief Andrej. „Gold, seidene Tücher, silberne Ohrringe - nur mach sie wieder gesund!“
„Sie wird sterben“, sagte die Baba Kuma. „Ich kann es nicht ändern.“
Sie verließ das Haus, bestieg ihr Pferd und begab sich auf den Rückweg. Andrej starrte ihr zornig nach, Tanja zuckte die Schultern.
„Um das zu erfahren hättest du die alte Grasmücke wirklich nicht holen brauchen“, sagte sie zu Andrej. „Jeder hier im Dorf hätte dir das sagen können. Die Babuschka ist krank, weil du solch ein Starrkopf bist, Bruder!“
„Halt den Mund!“, fuhr er sie zornig an. „Noch ist gar nichts entschieden.“ Tanja wollte etwas erwidern, doch in diesem Augenblick trabten vier Reiter ins Dorf, ritten mit ihren Pferden ehrfürchtig zur Seite, um der Baba Kuma Platz zu machen, und setzten dann ihren Weg fort. Sonja spürte, wie ihr Herz laut und unruhig zu klopfen begann. Sie ahnte, dass diese vier Männer, die mit wehenden schwarzen Mänteln heranritten, etwas Schlimmes mit sich brachten. Ein Unheil, das noch größer sein würde, als Krankheit und Tod der alten Frau.
Die vier Kosaken waren verdreckt, ein langer Gewaltritt war ihnen und ihren Pferden anzusehen. Ihre bärtigen Gesichter strahlten jedoch Zufriedenheit aus.
„Wir bringen gute Botschaft“, sagte einer von ihnen und schob sich die Kosakenmütze aus der Stirn. „Mütterchen Zarin ist gnädig - sie wird Bogdan freigeben und dich an seiner Stelle einkerkern. Schon morgen können wir aufbrechen.“
Kapitel 28
Andrejs Züge zeigten keine Bewegung, sein Gesicht war blass, seine Lippen fest aufeinander gepresst.
„Ich danke euch“, sagte er gelassen. „Ruht euch jetzt aus. Wir reiten morgen früh.“
Sonjas Hände umklammerten einen der hölzernen Verandapfosten. Alles in ihr wehrte sich dagegen zu glauben, was sie gerade vernommen hatte. Andrej wollte sich freiwillig der Zarin ausliefern. Im Austausch gegen seinen Vater ...
„Das darfst du nicht tun“, flüsterte sie. „Sie werden dich töten.“
Er wandte sich langsam ihr zu, seine schwarzen Augen schienen tief in sie hineinzusehen.
„Wenn ich sterbe, bist du frei.“
Sie schüttelte verzweifelt den Kopf, Tränen schossen in ihre Augen.
„Ich will nicht, dass du stirbst, Andrej.“
Er lächelte und fasste ihre Hände. „Du willst lieber meine Sklavin bleiben?“
„Ich will, dass du lebst!“
Er zog sie mit sich ins Haus, schob sie die Stiege hinauf ins Schlafzimmer. Niemand sollte dieses Gespräch mit anhören.
Immer noch hielt er ihre Hände fest, jetzt zog er sie zu sich heran, bedeckte ihr Gesicht mit Küssen, schmeckte ihre salzigen Tränen und berauschte sich daran.
„Ich werde leben, Sonja“, murmelte er. „Schon allein deshalb, weil ich dich besitzen will und niemals von dir lassen kann.“
Sie schluchzte auf. Was träumte er sich da zusammen?
„Niemand ist jemals aus den Kerkern der Peter-und-Paul-Festung entkommen, Andrej. Du bist verloren, wenn du dich dort einsperren lässt.“
„Das werden wir noch sehen!“
Sie riss sich von ihm los, zornig darüber, dass er so blauäugig war. Hatte er den Verstand verloren?
„Niemand, sage ich! Ich kenne die Festung, habe sie oft gesehen, denn sie liegt auf einer Insel, dem Palast der Zarin genau gegenüber. Ihre Mauern sind meterhoch, aus riesigen Quadern erbaut. Du kannst eher vom Grund der Hölle wieder emporsteigen als aus diesem Kerker entfliehen.“
Er zeigte sich unbeeindruckt von ihrer Schilderung. Ja, er hatte von der Festung gehört. Viele waren dort verschmachtet, niemand war je daraus entkommen.
„Gott wird mir
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