Kosmologie für Fußgänger
lange Reise hinter uns. Von den Anfängen des Sonnensystems vor viereinhalb Milliarden Jahren, über die Entstehung des Planeten Erde, hin zu seinen geologischen Adern und seinem geologischen »Stoffwechsel«. Zu guter Letzt sind wir in der Zukunft gelandet, der Zeit in 50 Millionen Jahren. Eine beeindruckende Wanderung.
Ob in 50 Millionen Jahren auch noch menschliche Augen die Landkarte betrachten können, hängt allerdings weniger von der Erde selbst ab. Vielmehr sollten wir Menschen des 21. Jahrhunderts wieder etwas mehr von der Ehrfurcht und dem Respekt der antiken Völker beherzigen und den Planeten und seine Geschöpfe mit erhöhter Nachsicht und Vorsicht behandeln.
Der Mond
An den Mond
Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.
Johann Wolfgang von Goethe
Für den Geheimen Rat in Weimar war der Mond ein freundlicher, fast väterlicher Begleiter, der sein Licht auf die Welt legt, der beruhigt. Keine Bedrohung geht vom Mond aus, sondern Ruhe und Stille. Gut 180 Jahre später stehen zum ersten Mal zwei Menschen auf dem Mond, im Meer der Ruhe. Die beiden amerikanischen Astronauten Armstrong und Aldrin stellen wie Goethe fest, dass unser himmlischer Begleiter ein sehr ruhiger – wir würden heute sagen: ein toter – Ort ist: keine Atmosphäre, eine staubige, von zahllosen Kratern zernarbte Oberfläche und große von Lavaströmen ausgefüllte Becken, die so genannten Meere. Diese beiden Astronauten und ihre nachfolgenden acht Kollegen bringen fast 400 Kilogramm Mondgestein mit. Abgesehen von den eingeschlagenen Meteoriten, sind diese Steine das erste außerirdische Material, das Menschen direkt »begreifen« können. Entsprechend vorsichtig geht man damit um. Nur wenigen Wissenschaftlern ist es erlaubt, das Mondmaterial unter die Lupe zu nehmen. Sie entdecken bei ihren Analysen eine Geschichte, die nichts, aber auch wirklich gar nichts mit Ruhe und Stille zu tun hat – sie lesen aus den Mondsteinen die Geburt des Mondes ab, und die war laut und gewaltig.
Doch auch ohne Mondgestein in den Händen lässt sich Wichtiges über unseren Begleiter herausfinden. 200 Jahre nach Goethes An den Mond hat sich ein französischer Astronom die Frage gestellt: Was wäre, wenn es den Mond nicht gäbe? Und er fand etwas äußerst Interessantes heraus, nämlich dass wir vermutlich überhaupt nicht existieren würden ohne den Mond. Also, es gibt viel zu erzählen über unseren allernächsten kosmischen Nachbarn – fangen wir an.
Kaum ein Himmelskörper hat die Menschheit so in seinen Bann gezogen wie der Mond. Am Tageshimmel ist zwar die Sonne die absolute Herrscherin, die ungekrönte Königin am nächtlichen Firmament jedoch ist »Frau Luna«. Als Gottheit verehrt, von Poeten in zahllosen Gedichten und Liedern besungen und von Astrologen und Heilkundlern mit magischen Kräften bedacht, beflügelt die Existenz des Mondes seit jeher unsere Phantasie. Wir wollen hier nicht urteilen, inwiefern die dem Mond zugedachten Fähigkeiten real sind, ob es tatsächlich Auswirkungen auf den Lebensrhythmus der Menschen gibt, ob wirklich die Wäsche bei abnehmendem Mond sauberer wird als bei zunehmendem und ob nur bei Vollmond gesammelte Heilkräuter ihre Wirkung maximal entfalten können. Das überlassen wir besser denjenigen, die sich in der Mythologie und Sagenwelt auskennen. Uns interessiert mehr die moderne, naturwissenschaftliche Sicht des Mondes, die Auswirkungen seiner Existenz auf die Erde und seine Bedeutung für das Leben auf diesem Planeten. Vieles davon war auch schon unseren Vorfahren bekannt. Doch der Fortschritt in der Astronomie und ebenso die Raumfahrt haben das Wissen um unseren natürlichen Satelliten erweitert und ihn vielleicht seiner letzten Geheimnisse beraubt. Sehen wir uns also an, was es mit dem Mond auf sich hat, versuchen wir ein möglichst komplettes Bild von unserem Erdtrabanten zu zeichnen.
Betrachtet man unser Sonnensystem, so stellt man fest, dass die Zugehörigkeit eines Mondes zu einem Planeten keine Besonderheit darstellt. Mit Ausnahme von Merkur und Venus besitzen alle anderen Planeten natürliche Satelliten. Die Erde hat einen, der Mars hat zwei Winzlinge, Jupiter 28, Saturn 30, Uranus 21, Neptun 8 und auch der entfernteste Planet, Pluto, hat einen Mond. Was den Erdmond gegenüber allen anderen, bis auf den von Pluto, auszeichnet,
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