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Kosmologie für Fußgänger

Kosmologie für Fußgänger

Titel: Kosmologie für Fußgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lesch
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umkreisen sollten. Obwohl diese Vorstellungen den tatsächlichen Verhältnissen schon sehr nahe kamen beziehungsweise sie recht genau definierten, setzten sie sich nicht durch. Vermutlich waren theologische Aspekte verantwortlich dafür, dass nicht sein konnte, was nicht sein durfte: dass nämlich auf diese Weise der Mensch mitsamt seiner Erde aus dem Zentrum des Universums verbannt sein sollte.
    Die zu dieser Zeit allgemein akzeptierte Meinung, wie sie insbesondere von Eudoxos, Kallipos und Aristoteles vertreten wurde, sah dagegen die Erde, umkreist von den Planeten, im Zentrum des Geschehens. Um 190 v. Chr. wurde diese Theorie eines geozentrischen Weltbildes von dem griechischen Astronomen Hipparch weiter präzisiert, indem dieser erstmals von exzentrischen Kreisbahnen der Planeten um die Erde ausging. Vollends zum Dogma geriet diese Weltanschauung schließlich, als etwa 140 v. Chr. der griechische Astronom Ptolemäus (um 100-170 n. Chr.) in einem Handbuch das gesamte astronomische Wissen der Antike zusammenfasste. In seiner Abhandlung Mathematikes syntaxeos biblia XIII kombinierte er im Wesentlichen die Ansichten Hipparchs mit seinem eigenen astronomischen Weltbild und schuf so ein Standardwerk, das für anderthalb Jahrtausende unverrückbar gültig war.
    Laut Ptolemäus’ Theorie ruht die Erde im Zentrum einer rotierenden Fixsternsphäre, welche die Sterne trägt und innerhalb der die Planeten um die Erde wandern. Der Beobachtung, dass die Planeten sich anscheinend einmal schneller und dann wieder langsamer bewegten und dass einige sogar gelegentlich rückwärts zu laufen schienen, trug Ptolemäus mit einer ausgefeilten Epizyklentheorie Rechnung. Um nicht vom damaligen Ideal des Kreises abrücken zu müssen, ließ er die Planeten auf Kreisbahnen laufen, wobei der Mittelpunkt der Kreise selbst wieder auf größeren, konzentrischen Kreisen die Erde umrundet. Auf diese Weise vollführten die Planeten zwar recht wunderliche Tänze um die Erde, aber Beobachtung und Theorie stimmten dadurch gut überein.
    Mit dem Aufkommen der Renaissance wurden die Zweifel am geozentrischenWeltbild jedoch immer lauter. Nikolaus Kopernikus (1473-1543) tat dann als Erster den entscheidenden Schritt hin zu einem heliozentrischen Weltbild, indem er die Bahnen der Planeten neu berechnete und anhand theoretischer Überlegungen das komplizierte Ptolemäische System als falsch erkannte. Aus Furcht, des Ketzertums bezichtigt zu werden, wagte er es jedoch nicht, seine Thesen zu veröffentlichen. Schließlich fasste er 1508 seine Ergebnisse in seinem Commentariolus zusammen, verteilte davon aber nur einige Exemplare an gute Freunde. 1616 wurde sein Werk dann auch prompt von der römischen Kurie auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt und dieser Bann erst 1835 wieder aufgehoben.
    Seine Aussagen, dass entgegen dem geozentrischen System die Sonne anstatt der Erde im Mittelpunkt aller Bewegungen und Planeten steht, waren jedoch nicht mehr zu widerlegen. Da aber Kopernikus die Planeten noch immer auf Kreisbahnen die Sonne umrunden ließ, war es auch ihm nicht möglich, bei der Beschreibung der Planetenbewegungen völlig auf Epizyklen zu verzichten. Dieses Problem konnte erst durch Johannes Kepler (1571-1630) beseitigt werden, der erkannte, dass die Planeten auf elliptischen Bahnen die Sonne umkreisen. Doch Kopernikus’ Leistung wird dadurch nicht geschmälert. Ihm gebührt die Ehre, erstmals die dreifache Bewegung der Erde, die Eigenrotation, ihren Umlauf um die Sonne und die Präzessionsbewegung der Erdachse, klar erkannt und formuliert zu haben. Kopernikus drückt das aus, indem er sagt, »dass alles, was wir an Bewegung bei der Sonne beobachten, durch die Drehung der Erde und ihren Umlauf um die Sonne entsteht. Was bei den Wandelsternen als Rückgang und erneutes Vorrücken erscheint, ist nur von der Erde aus gesehen so. Ihre Bewegung allein also genügt für so viele verschiedenartige Erscheinungen am Himmel.« In diesem Sinne kann Kopernikus auch als Begründer der modernen Astronomie gelten.

Das Sonnensystem heute
    Heute zweifelt niemand mehr daran, dass im Zentrum des gesamten Systems die Sonne steht. In diesem heißen Gasball sind mehr als 99 Prozent der Gesamtmasse des Sonnensystems vereinigt. Das restliche knappe Prozent verteilt sich auf neun Planeten, die die Sonne auf mehr oder weniger elliptischen Bahnen umkreisen.
    Traditionsgemäß unterteilt man das Sonnensystem in Planeten, Satelliten (Monde), Asteroiden, Kometen und

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