Kosmologie für Fußgänger
ausdrücklich als einen Agenten des Teufels. Mittlerweile weiß man natürlich besser Bescheid und kann das Wesen der Kometen genau beschreiben. Im Allgemeinen handelt es sich bei diesen Himmelserscheinungen um periodisch wiederkehrende Objekte, die auf mehr oder minder lang gestreckten Ellipsen die Sonne umrunden. Dabei unterscheidet man zwischen lang- und kurzperiodischen Kometen.
Zu den langperiodischen Kometen zählt man jene, deren Umlaufzeiten im Bereich von etwa 100 bis zu einer Million Jahre liegen. Ihre Bahnen sind sehr ausgedehnte Ellipsen. Der Komet Hale-Bopp, einer der hellsten Himmelskörper des 20. Jahrhunderts, der 1997 mit bloßem Auge gut am nächtlichen Himmel zu beobachten war, gehört zu diesem Kometentyp. Nach den Berechnungen seiner Bahn war er zuletzt vor etwa 4210 Jahren in Sonnennähe. Wieder hier auftauchen wird er erst in etwa 2380 Jahren. Vermutlich haben diese langperiodischen Kometen ihren Ursprung in der so genannten Oort’schen Wolke, die unsere Sonne in der etwa 50000-fachen Entfernung Erde-Sonne umgibt. Nach neueren Schätzungen enthält diese Wolke einige Milliarden Kometen, die zusammen jedoch nur 50 Erdmassen auf die Waage bringen dürften. Die Wissenschaftler sehen es als sehr wahrscheinlich an, dass immer dann, wenn die Dynamik der Wolke, zum Beispiel durch die Schwerkraft eines in der Nähe vorbeiziehenden Sterns, gestört wird, einige Kometen aus diesem Reservoir in Richtung Sonne geschleudert werden.
Die Umlaufzeiten kurzperiodischer Kometen betragen weniger als 200 Jahre. Mit 3,3 Jahren hat der Komet Encke die kürzeste aller bekannten Umlaufzeiten. Der sonnenferne Bahnpunkt vieler Himmelskörper dieses Typs scheint in der Nähe der Bahn des Planeten Jupiter zu liegen, sodass man in ihrem Fall auch von einer Jupiter-Kometenfamilie spricht. Offenbar ist diese Kometenansammlung durch das Einfangen zunächst längerperiodischer Kometen entstanden. Als ursprüngliche Quelle der kurzperiodischen Kometen wird jedoch der Kuiper-Gürtel angesehen, eine ringförmige Region in der Ebene des Sonnensystems, die sich jenseits der Bahn des Planeten Neptun bis zu einem Abstand von etwa der 150-fachen Entfernung der Erde zur Sonne in den Raum hinaus erstreckt.
Bei einem Kometen unterscheidet man zwischen dem Kometenkopf und einem manchmal bis zu 150 Millionen Kilometer langen Schweif. Der Kometenkopf umfasst den nur wenige Kilometer großen, meist aber nicht sichtbaren Kern und eine neblig diffuse Hülle aus Gas- und Staubteilchen, die als so genannte Koma den Kern umgibt. Der ein bis einige zig Kilometer große Kern besteht im Wesentlichen aus gefrorenem Wasser, Ammoniak, Methan und Kohlendioxid mit einer dicken Kruste aus dunklem Staub, weshalb man ihn auch gerne mit einem schmutzigen Schneeball vergleicht. Die Kernmasse beträgt zwischen einer und 1000 Milliarden Tonnen. Wem das jetzt unheimlich viel erscheint, der sei daran erinnert, dass die Erde immerhin noch rund sechs Milliarden Mal schwerer ist als die massereichsten Kometen.
Koma und Schweif bilden sich erst aus, wenn sich der Komet der Sonne nähert. Solange sich der Komet jenseits der Jupiterbahn aufhält, ist von ihm nur der Kern vorhanden. Erst wenn er von der Sonne ausreichend aufgeheizt wird, beginnt die äußere Hülle des Kerns zunehmend zu verdampfen, und Koma und Schweif beginnen sich zu entwickeln. Die voll ausgebildete Koma erreicht einen Durchmesser von 50000 bis etwa 100 000 Kilometern. Bei den Kometenschweifen unterscheidet man zwei Typen. Schweife vom Typ I bestehen in erster Linie aus ionisierten Molekülen, also aus Gasmolekülen, die durch den Verlust eines Elektrons positiv geladen sind. Man bezeichnet sie daher auch als Plasmaschweife. Diese Schweife sind stets von der Sonne weggerichtet, da der Sonnenwind, ein permanenter Strom von Protonen und Elektronen, der von der Sonne abweht, die Molekülionen vor sich hertreibt. Die so genannten Staubschweife des Typs II sind stärker gekrümmt als die Plasmaschweife. Sie bestehen ausschließlich aus mikroskopisch kleinen Staubteilchen. Für diese Teilchen reicht bereits der Strahlungsdruck des Sonnenlichts aus, um sie in die vom Kometen aus gesehen sonnenabgewandte Richtung zu blasen. Beide Schweiftypen können sowohl einzeln als auch gemeinsam auftreten.
Da die Kometen aus ziemlich locker zusammengefügtem Material bestehen, sind sie auch besonders anfällig für gravitative Störungen, zum Beispiel der Anziehungskraft eines Planeten. Äußerst spektakulär war
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