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Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone

Titel: Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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elektronische Steuermann erwachte zum Leben. Zum ersten Mal, seitdem die Lichter von Cosmopol hinter mir zurückgeblieben waren, gab es für meine SCOUT eine exakte Vorgabe, bestehend aus Ziel und Kurs.
    Tamara sah mir auf die Finger. Als sie schließlich den Blick hob und mir ins Gesicht sah, tanzten in ihren Augen wieder einmal violette Lichter.
    „Mark", sagte sie, „bei Malus gibt es eine Spezialbehandlung für vorwitzige Helden. Du hast nicht die geringste Chance - genau so wenig wie der da!"
    Nun bemerkte auch ich den feuerroten Overall, der vor dem verriegelten Einstieg aufgetaucht war. Die Ratte suchte nach einem Schlupfloch vor den Verfolgern.
    Diese hatten den Fuß der Gangway fast erreicht, und damit war das Los des versprengten Malusiten eigentlich schon besiegelt.
    Tamara hatte die Ausweglosigkeit seiner Situation mit raschem Blick erkannt. Die Ratte saß in der Zwickmühle. Entweder fiel sie den geschwungenen Planierschlägern zum Opfer, oder sie wurde zerquetscht, sobald ich die Gangway einfuhr.
    Auch die Ratte schien endlich begriffen zu haben, in welcher Lage sie sich gebracht hatte. Ihre entsetzten Augen flehten mich an.
    Tamara durchschaute mein Zögern.
    „Zur Hölle mit ihm, Mark!" sagte sie. „Heb endlich ab!"
    Ich dachte an Ruth und fuhr die Gangway ein. Später erst ging mir auf, daß Tamara das Kommando übernommen hatte.
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    7. RUTH
    Irgendwann kam ich zu mir, aber dann dauerte es noch eine geraume Weile, bis ich den lähmenden Schock so weit überwunden hatte, daß ich wieder denken konnte und mich an ein Paar schlammiger Augen und die auf mich weisende elektronische Peitsche erinnerte. Das Zittern in den Muskeln, das ich zuletzt verspürt hatte, setzt sofort wieder ein, als ich mich aufrichtete und umsah.
    Meine erste Wahrnehmung war die eines monoton fauchenden Triebwerkes.
    „Nur keine Eile, schöne Frau", sagte neben mir eine fremde Stimme, „Sie kommen früh genug an die Reihe."
    Was mochte damit gemeint sein? Durch eine gläserne Absperrung fiel mein Blick auf allerlei klinisches Gerät vor weißen Kachelwänden. Gläserne Absperrungen gab es auch nach den anderen drei Seiten hin. Mitten in diesem Raum, dessen Bestimmung ich nicht zu deuten wußte , befand ich mich in einem gläsernen Käfig. Und in diesem Käfig war ich nicht allein. Auf den Flurplatten lagen fünf Gestalten im Zustand der völligen Erschöpfung oder auch der Apathie. Ihre Bordanzüge waren anders geschnitten als die mir bekannten. Niemand wandte auch nur den Kopf in meine Richtung, als ich verständnislos fragte:
    „Was ist passiert? Wo bin ich hier?"
    Nur mein nächster Nachbar, der mich soeben vor unangebrachter Eile gewarnt hatte, raffte sich zu einer Antwort auf.
    „Sie sind gekidnappt. In diesem Laboratorium werden die Bluttransfusionen vorgenommen, die Malus ein möglichst ewiges Leben im Vollbesitz unverminderter Schlechtigkeit garantieren sollen. Und nicht anders als wir übrigen hier im Aquarium sind Sie eine lebende Blutkonserve."
    Ein Schaudern überlief mich, gefolgt vom Zorn eines jähen Aufbegehrens.
    „Und das nehmen Sie einfach so hin?"
    Auch mein Nachbar trug einen Bordanzug. Graue Bartstoppeln bedeckten Kinn und Wange. Langsam schüttelte er den Kopf.
    „Man muß wissen, wann es vorbei ist." Und indem er den Blick über die dösenden Gestalten wandern ließ, fuhr er fort: „Die hier wissen das. Sie haben sich abgefunden." Einen Atemzug lang lag im Klang seiner Stimme ein rauhes Mitleid. „Glauben Sie mir - auch Sie täten gut daran, sich in Ihr Schicksal zu ergeben."
    Daheim in Cosmopol hatte man uns gelehrt, stolz zu sein auf das Geschenk der Unsterblichkeit. Hier jedoch galt eine andere Regel. Unter den obwaltenden Umständen würde ich genau so sterblich sein wie alle anderen in diesem abscheulichen Aquarium. Die Erkenntnis machte mich rebellisch.
    „Das werde ich nicht tun!" erwiderte ich lauter als nötig. „Nie!"
    Mein Nachbar seufzte.
    „Sie haben keine Wahl", sagte er. „Es ist, wie es ist. Ausweglos."
    Nach und nach erfuhr ich aus seinem Mund den Grund seiner Resignation. Ich erfuhr, daß Malus, der sich selbst als der XIV. bezeichnete, im Wochenabstand einem völligen Blutaustausch unterzogen wurde. Zu diesem Zweck hatte er immer wieder die Vorräte an Blutkonserven auf Astropol geplündert, aber öfter noch verschaffte er sich das kostbare rote Lebenselexier mittels brutaler Überfälle auf vertriebene Raumstationen oder auch Einzelfahrer im galaktischen

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