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Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone

Titel: Kosmonensaga 1: Ambivalente Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Janussyndroms einen Strich durch die Rechnung.
    Nur so viel stand fest: Um der Zeit samt ihren verheerenden Wirkungen zu entrinnen, blieb mir nicht mehr allzu viel Zeit. Im Gegenteil: die Zeit drängte.
    Tamara hatte einen überzähligen Bordanzug gefunden und übergezogen, und wie sie sich darin auf dem Sessel des Co-Piloten reckte und räkelte, brachte einmal mehr mein Blut zum Sieden.
    Das Lächeln, mit dem sie mich empfing, versprach eine auf jede Weise unterhaltsame Reise.
    Ganz kurz nur zog es mir durch den Sinn, daß ich außer ihrem Namen so gut wie gar nichts von ihr wußte - und noch weniger, weshalb sie sich auf diese überraschende Weise mir angeschlossen hatte. Aber sie danach zu fragen, mochte zur Folge haben, daß sie mich verließ. Und das wollte ich am wenigsten. War das verrückt?
    Na schön, dann war ich eben verrückt.
    Sie las in mir offenbar wie in einem offenen Buch, denn sie quittierte meine Überlegung mit ihrem aufreizenden kehligen Lachen.
    „Mach schon, mein Kommandant!"
    Ich überprüfte die Armaturen und hob die Hand, um über meinem Kopf den roten Knopf zu drücken, der den automatischen Countdown auslöst, als mein Blick plötzlich an einem fernen Glitzern hängenblieb, das es eben noch nicht gegeben hatte. Janus schob sich über den Horizont - und ich warf den Gurt wieder ab und stürzte zum Ausstieg. Tamaras Stimme erreichte mich, als ich ihn gerade entriegelt hatte.
    „Mark - was soll das heißen?"
    Vor meinem inneren Auge war ein anderes Gesicht aufgetaucht -ein Gesicht mit warm blickenden seegrünen Augen, die auf mich warteten.
    „Ich muß zuvor noch rasch etwas klären!" schrie ich zurück. Dann polterte ich die Metallstufen der Gangway hinab und rannte zur Stationsmeisterei.
    Ich war noch nicht ganz eingetreten, als die große Uhr am Tower zum Leben erwachte und nach einem Schnarren der Entrüstung zu ticken anhob. Und obwohl ich das nur mit halbem Bewußtsein wahrnahm, weil ich verging in Sorge und hilfloser Verzweiflung, spürte ich, wie sich mein Herzschlag und mein Puls veränderten und dem Rhythmus der verrinnenden Zeit anglichen.
    Die Malus-Horde hatte Ruth in ihre Gewalt gebracht und verschleppt - aber wohin waren sie, nachdem sie Astropol verlassen hatten, geflogen?
    Ich stieß die Tür auf.
    „Wo sind sie hin?"
    Der Stationsmeister hörte es, und er spürte meine Hände, als ich mich über ihn beugte, um ihn auf den Rücken zu legen. Mit letzter Kraft schlug er noch einmal die Augen auf. Seine blutigen Lippen bewegten sich.
    „I... "
    Danach begann er zu wimmern. So wie die Malusiten ihn zugerichtet hatten, war es ein Wunder, daß er überhaupt noch lebte.
    Das Heulen einer Ambulanz ließ sich vernehmen und kam rasch näher. Wenn ich noch etwas erfahren wollte, mußte es sofort geschehen. Ich kniete mich hin.
    „Bitte!" flehte ich. „Bitte! Ich muß es wissen."
    Er nickte fast unmerklich, und ich spürte, wie er noch einmal Kraft sammelte. Und dann bewegten sich seine Lippen.
    „I - S - S." Er kämpfte um das letzte Wort. „Eins - eins - drei."
    ISS 113? Zum ersten Mal hörte ich davon. Mit dieser Angabe allein konnte ich nichts anfangen.
    „Was soll das sein und wo? Reden Sie!"
    Sein Blick wanderte hinüber zum Computer.
    „Programm!", bekam er gerade noch heraus, bevor er in den Abgrund der Bewußtlosigkeit fiel.
    Malus und seine Jünger mußten sich so sicher gefühlt haben, daß sie es unterlassen hatten, die angestellten Berechnungen, aus denen sich das navigatorische Programm als auf ein Minimum reduzierte Formel zusammensetzte, vor dem Abrücken zu löschen. Ich übertrug es auf eine freie Diskette, und als die Sanitäter hereinstürzten, steckte die Diskette in meiner Tasche.
    Einer der Sanitäter baute sich vor mir auf.
    „Was wissen Sie darüber?"
    „Warum fragen Sich das nicht Malus?" gab ich zurück. „Ich bin hier nun Zaungast."
    Der zweite Sanitäter musterte das wimmernde Bündel.
    „Sieht nach einer Behandlung mit der Peitsche aus", urteilte er.
    Die beiden hoben den schlaffen Körper auf. Er floß auseinander wie der Leib einer Qualle. Jeder Knochen schien mehrfach gebrochen zu sein.
    Ich sah ihnen zu, wie sie den atmenden Kadaver in die Ambulanz schoben. „Wird er durchkommen?"
    Die Auskunft war von professioneller Nüchternheit.
    „Kommt drauf an, ob's genug Ersatzteile gibt. Sonst bleibt nur noch das Remake." Mein Blick muß fragend gewesen sein. „Klonen", sagte der Sanitäter.
    Wieder an Bord, schob ich die Diskette ein, und der

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