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Kottenforst

Kottenforst

Titel: Kottenforst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Thiesmeyer
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lenkte. Wahrscheinlich würde man sie nicht erkennen, wenn sie mal grau in grau ginge.
    Pilar folgte den Kriminalbeamten durch die Saaltür, wo die uniformierten Polizisten eine Schleuse bildeten. Hinter den Stellwänden erklang ein lang gezogenes Piepen.
    » EKG «, sagte ein Mann in ihrem Rücken. »Das kenn ich.«
    »Man kann sicher noch was machen.« Eine ältere Frauenstimme.
    »Reanimation«, fügte ein junger Mann hinzu.
    Kommissarin Ahrbrück bat Pilar in den Klubraum neben dem Saal und schloss die Tür hinter ihnen. Der kleine Raum wirkte leer. Die Stühle und Sessel, die hier sonst standen, befanden sich drüben im Saal. Das Sofa an der Wand, von dem sie wusste, dass man in seinem weichen Polster einsank, wollte Pilar nicht benutzen; sie setzte sich auf den Couchtisch. Die Beamten blieben stehen. Kommissar Möller wirkte zu groß für den Raum. Er lehnte sich gegen die Tür und säuberte mit einer Hand die Fingernägel der anderen.
    »Es war zu lange dunkel«, meinte Pilar, nachdem ihre Personalien aufgenommen worden waren. »Sonst wäre es vielleicht nicht passiert.«
    »Die Stecker waren abgezogen, hat man uns erklärt«, sagte die Kommissarin. »Ist so etwas schon mal vorgekommen?«
    »Noch nie. Wir kontrollieren vorher immer alles.«
    »Wann war heute die Kontrolle?«
    »So gegen sechs.«
    »Könnte sich jemand in der Zwischenzeit daran zu schaffen gemacht haben, damit es länger dunkel bleibt?«
    »Da konnte jeder dran. Die Steckdosen liegen an der langen Wand, vom Saal aus gesehen noch vor dem Paravent.«
    »Zeichnen Sie uns bitte auf, wo der stand?« Möller reichte Pilar einen Stift und einen Notizblock.
    »Auch zu dem Tisch hinter dem Paravent konnte jeder gelangen. Dort stand der Laptop, mit dem Dieter Breuer die Musik reguliert.« Auf ihrer Zeichnung ließ Pilar einen deutlichen Zwischenraum zwischen der Wand und dem Sichtschutz. »Es gab keine Absperrung.«
    »Ist Ihnen jemand aufgefallen?«, fragte Möller.
    »In dem Menschengewühl?« Pilar schüttelte den Kopf.
    »Frau Álvarez-Scholz, uns wurde gesagt, die Tatwaffe gehöre Ihnen«, schaltete Kommissarin Ahrbrück sich wieder ein.
    »Keine Ahnung … wenn sie rot ist … und am Ende schwarz. Aber ich … keine Ahnung … ich saß in der ersten. In der ersten Reihe, meine ich.« Was für ein Gestammel!
    »Ja, das haben wir gehört. Sie saßen vorne. Wo befand sich Ihrer Meinung nach das Messer?«
    »Ich fürchte, ich habe es hinten im Saal liegen lassen.«
    »Erinnern Sie sich nicht genau?«
    Pilar versuchte, den Kommissaren die Hektik und Aufregung kurz vor der Premiere zu erklären: an was man alles denken musste, dass im letzten Moment immer noch etwas zu richten war oder irgendeine Kleinigkeit fehlte, die in aller Eile gesucht oder beschafft werden musste, auch wenn man sich vorher geschworen hatte, diesmal früher mit allem fertig zu sein. Außerdem hatten Fragen der Darsteller, der Küsterin und ihres Ehemannes, der die Technik regelte, sowie verfrüht erschienener Zuschauer sie immer wieder abgelenkt.
    »Natürlich wollte ich das Messer in meinen Handwerkskasten zurücklegen. Offenbar habe ich das vergessen.« Sie seufzte. Es wäre einfacher gewesen zu versichern, das Messer sei in dem Raum hinter der Bühne gut verstaut gewesen, Punkt, aus. Aber Mama sagte immer – mein Gott, sie war siebenundvierzig und dachte ausgerechnet jetzt daran! –, Kind, du kannst sein, wie du willst, Hauptsache, du bleibst ehrlich .
    »Das hätte mir nicht passieren dürfen«, sagte Pilar mit belegter Stimme.
    »Hinterher ist man immer klüger«, meinte die Kommissarin. »Ich muss Sie bitten, uns aufs Präsidium zu begleiten …«
    Pilar bekam einen Schreck. Das klang nach einer Festnahme!
    »… damit wir Ihre Aussage aufnehmen können. Ich habe noch weitere Fragen an Sie.«
    Sie verließen den Klubraum und traten hinaus in den Flur, der voller Menschen war. Aus dem Saal kam eine zierliche Frau mit Fotoausrüstung und ging auf die Hauptkommissarin zu.
    »Ich bin fertig, Sabine. Kannst dir das schon mal anschauen. Ich schick euch die Fotos gleich.«
    Ahrbrück beugte sich über das Display des Apparats, den ihr die Fotografin hinhielt. Durch die offene Saaltür sah Pilar zwei Männer in weißen Plastikanzügen hinter die Stellwände treten. Ein Sanitäter beugte sich zu einer Tasche am Boden hinab und stopfte einen durchsichtigen Plastikschlauch hinein. Der Mann mit der Aufschrift »Notarzt« auf der roten Jacke trat durch die Tür und versperrte Pilar

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