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Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Titel: Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Menge Schwedisch entgegen. Die große Enthüllung, wenn es denn eine gab, würde warten müssen, bis sie jemanden gefunden hatten, der ihnen die Einträge übersetzte. Glücklicherweise würde das in einem Bundesstaat voller Nachkommen eingewanderter Skandinavier nicht allzu lange dauern.
    Ein schwacher Trost, dachte er, in Anbetracht dessen, dass er keine Ahnung hatte, wie viel Zeit ihnen blieb. Es könnte jetzt schon zu spät sein.
    Er ging zum Schrank und öffnete die Tür, suchte nach Anzeichen dafür, dass das Kindermädchen seine Sachen gepackt hatte, bevor es verschwunden war. Er konnte jedoch keine verräterische Anzahl leerer Bügel entdecken. Im Schrank herrschte penible Ordnung. In einer Ecke waren ein Trolley und eine Reisetasche verstaut.
    Kovac schloss die Tür, drehte sich um und ließ seinen Blick erneut durch das Zimmer schweifen. Niemand hatte es in aller Eile verlassen. Niemand war gezwungen worden, es zu verlassen. Und es hatte auch kein Kampf hier stattgefunden.
    Vor vielen Jahren, als er noch neu im Morddezernat gewesen war, hatte er mit dem Fall einer vermissten Frau zu tun gehabt, die erst gefunden worden war, als ihre Leiche schon zu verwesen begann. Ihr Freund hatte sie mit einem Hammer erschlagen und die Leiche unter dem Bett ihrer Mutter versteckt.
    Kovac hob den Bettüberwurf hoch und sah nach. Keine Leiche. Zwei große Plastikkisten voller Schuhe und Kleidung.
    Ein Stück weiter den Flur hinunter nahmen die Leute von der Spurensicherung in Careys Schlafzimmer jeden Quadratzentimeter unter die Lupe. Aber wie im Zimmer des Kindermädchens war auch hier der Teppich frisch gesaugt. Die Bettwäsche fehlte. Wenn sie Glück hatten, fanden sie sie in der Schmutzwäsche. Wenn nicht, dann hatte sie der Entführer vielleicht mitgenommen, um sie wegzuwerfen und auf diese Weise zu verhindern, dass sie irgendwelche Haare, Fasern oder Körperflüssigkeiten fanden, die sie auf seine Spur führten.
    Kovac stand in der Tür zu dem einladenden und eleganten Raum, in dem er Carey Moore erst vor zwei Nächten ins Bett geholfen hatte. Er wirkte völlig verändert.
    Obwohl Kovac das niemals zugegeben hätte, hatte er manchmal das Gefühl, am Tatort eines Gewaltverbrechens einen Nachklang der durchlebten Empfindungen wahrnehmen zu können. Entsetzen, Wut, Panik, Entschlossenheit.
    Er betrachtete das Bett und ließ vor seinem geistigen Auge das Geschehen abrollen – das dunkle Zimmer, Carey, die mit dem Rücken zur Tür im Bett lag und schlief. Er stellte sich ein Verbrechen immer aus der Sicht des Täters vor, niemals aus der des Opfers. Er konnte sehen, wie Carey sich mit Händen und Füßen wehrte, als sie rückwärts aus dem Bett gezerrt wurde. Während des Kampfes wurde die schwere Alabasterlampe umgestoßen und fiel zu Boden. Die Fotos auf dem Nachttisch kippten um.
    Doch in dem Zimmer, das vor ihm lag, stand die Lampe friedlich an ihrem Platz, und es gab keine Fotos, weder auf dem Nachttisch noch auf dem Boden.
    Kovac wandte sich an eine Technikerin von der Spurensicherung, die gerade dabei war, mit einer Pinzette irgendetwas vom Teppichboden aufzuheben. »Wo sind die Bilder abgeblieben?«
    Sie steckte die Faser in eine Plastiktüte und stellte ein kleines Schild mit einer Nummer auf den Boden, um den Fundort zu markieren. »Welche Bilder?«
    »Sie haben weder auf dem Nachttisch noch auf dem Boden irgendwelche gerahmten Fotos gefunden?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Kein Schwarzweißfoto von einer Abschlussfeier? Kein Babyfoto in einem Silberrahmen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie unter dem Bett nachgesehen?«
    »Da ist nichts.«
    Kovac blickte quer durch den Raum zu Careys Kommode. Alles sauber und ordentlich.
    »Darf ich reinkommen?«, fragte er.
    »Sie müssen Überschuhe anziehen«, sagte die Frau.
    Kovac streifte ein Paar blaue Überschuhe aus Papier über, damit er nichts von draußen in das Zimmer schleppte. Die Spurensicherung hatte schon genug damit zu tun, die vorhandenen Beweisstücke zu untersuchen.
    Vorsichtig den Markierungen auf dem Boden ausweichend, ging Kovac zu der Kommode auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers und zog die Schubladen nacheinander auf. Alle Sachen darin waren ordentlich zusammengelegt.
    Er ging zu dem großen begehbaren Kleiderschrank, in dem die übrige Kleidung von Carey hing, und musterte die Kostüme, Blusen, Hosen und Kleider. Alles wirkte normal.
    An der Rückwand des Schrankes standen aneinandergereiht mehrere Koffer, der Lücke in der Reihe nach zu schließen,

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