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Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Titel: Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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den Klauen der Staatsanwaltschaft überlassen würde.
    Aber Kenny Scott war schwer in Ordnung. Dahl hatte fast den Eindruck, Scott wollte glauben, dass er unschuldig war.
    Ein Gefängniswärter mit Stoppelkopf und Stiernacken öffnete die Tür zum Besprechungsraum. »Die Zeit ist um, Dahl. Setz deinen Hintern in Bewegung.«
    Dahl dankte seinem Anwalt, schüttelte ihm die Hand und erhob sich von seinem Stuhl. Scott war gekommen, um ihn über die Einzelheiten der richterlichen Entscheidung und das weitere Vorgehen zu informieren.
    »Mach schon«, befahl ihm der Wärter ungeduldig.
    Der Gefangene schlurfte auf den Gang, er hielt die Augen gesenkt, um Blickkontakt zu vermeiden. Die Wärter reagierten darauf wie Raubtiere und handelten entsprechend.
    »Das wird dir auch nicht weiterhelfen«, sagte der Wärter. »Du hast Glück, an Richterin Moore geraten zu sein, aber keine Geschworenen in diesem Land werden dich laufen lassen.«
    Dahl erwiderte nichts, damit ihm nicht vorgeworfen werden konnte, frech zu sein.
    »Was für ein Jammer, dass wir nicht die Todesstrafe haben«, fuhr der Wärter fort. »Liegt an diesen verdammten Liberalen in der Regierung. Du musst nur aufs Land gehen und den Erstbesten, dem du begegnest, fragen, der wird dir garantiert sagen, dass man dich am nächsten Baum aufknüpfen sollte. Nachdem man dich zuerst gefoltert hat. Dass man dich eine Stunde lang mit Wayne Haas in einem geschlossenen Raum einsperren sollte.«
    Der Wärter gab einen Code auf dem Tastenblock neben der Tür ein, die zum Zellentrakt führte. Ein lauter Summton erklang, und gleichzeitig blinkte ein rotes Licht. Dann entriegelte sich die Stahltür mit einem lauten Klacken. Der Wärter öffnete sie, und Karl Dahl ging vor ihm durch. Sofort richteten sich die Augen sämtlicher Insassen auf ihn.
    »Hey, du krankes Arschloch!«, rief einer von ihnen.
    »Überlass ihn uns, Bull! Wir machen das Stück Scheiße fertig«, brüllte sein Zellengenosse, ein Schwarzer mit wutverzerrtem Gesicht, dessen Haare zu Hunderten kleiner Zöpfe geflochten waren. Die hochgekrempelten Ärmel seines Gefängnis-Overalls enthüllten zahllose Gang-Tattoos auf seinen Armen.
    Vor Dahl ging ein anderer Insasse, der von einem der Gefängniswärter zu seiner Zelle gebracht wurde. Trotz der Fußketten stolzierte er regelrecht, den Kopf hoch erhoben, trotzig, arrogant. Er war groß und kräftig, ein Weißer mit dem Tattoo einer Schlange, die sich an seinem kahl geschorenen Kopf hochwand. Eine Motorradgang. Er warf Karl über die Schulter einen Blick zu. Auf seine Wange war ein Hakenkreuz tätowiert. Knastarbeit. Aryan Nation.
    »Hey, du Nazi-Schwein!«, rief der Schwarze mit den Zöpfchen. »Schau mal, da läuft dein Schätzchen. Ein Kinderficker, genau wie du, du Perverser. Herrenrasse, da lach ich ja! Warum fickt ihr euch nicht gegenseitig?«
    Der Nazi starrte seinen Mitinsassen an, sagte aber nichts. Er verlangsamte nicht einmal seinen Schritt. Aber im nächsten Moment schoss seine Hand vor und traf den Wärter unterm Kinn, direkt am Adamsapfel. Der Schlag brachte ihn ins Taumeln, und er prallte gegen Bull. Der stolperte und fiel gegen ein Zellengitter. Ein Aufschrei ging durch den Trakt. Die Insassen fingen an, brüllend zu lachen.
    Dahl stand wie erstarrt da, als der Nazi mit hervortretenden Augen und rasselnden Ketten auf ihn zukam. Zu spät drehte er sich um, um zur Tür zu rennen.
    Plötzlich schoben sich zwei geballte Fäuste an seinen Schläfen vorbei, und er spürte, wie sich zwei Arme an seinen Hals legten. Die Kette der Handschellen wurde oberhalb seines Adamsapfels angezogen, und er gab einen wilden, krächzenden Laut von sich, als der Nazi ihn nach hinten riss.
    Vom Rand seines Gesichtsfelds her begannen schwarze Punkte vor Karl Dahls Augen zu tanzen. Er bekam keine Luft mehr. Als er die Hände hob, um die Kette an seinem Hals zu packen, stieß ihn der Nazi gegen das Gitter zur Zelle des Schwarzen. Seine Schläfe krachte einmal, zweimal, dreimal gegen das Eisen, und Blut lief ihm ins rechte Auge.
    Der Schwarze spuckte ihm ins Gesicht. Karl hörte das Gebrüll nicht mehr, vernahm nur noch ein lautes Zischen in seinem Kopf. Er verlor die Kontrolle über seine Arme und Beine, seine Gliedmaßen schlenkerten hin und her wie die eines toten Kaninchens im Maul eines Jagdhundes. Zu keiner Bewegung mehr fähig, hing er hilflos an den Handschellen des Killers.
    Er bekam gerade noch mit, wie das rote Licht über der Tür zum Gang draußen zu blinken begann und

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