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Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Titel: Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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die Tür aufging.
    Der Nazi schlug seinen Kopf wieder und wieder gegen das Gitter.
    Der Wärter, den sie Bull nannten, lief auf sie zu, in der Hand einen Schlagstock.
    Blut spritzte durch die Luft, als der Schlagstock etwas traf – jemanden traf.
    Dahl fiel röchelnd zu Boden, Arme und Beine verknäult mit denen seines Angreifers.
    Der letzte Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss, war, dass sein Vater kopfschüttelnd dagestanden und gesagt hätte, dass er das schon vor Jahren hätte tun sollen.

8
    »Glauben Sie, dass jemand versucht hat, sie umzubringen?«
    »Dazu kann ich im Moment nichts sagen. Es ist nicht meine Aufgabe, mich in irgendwelchen Spekulationen zu ergehen.«
    Kathleen Casey schnaubte.
    Liska blickte die Schwester über den Rand der Coladose an, aus der sie gerade einen tiefen Schluck nahm, hob die Hand und streckte langsam den Mittelfinger in die Höhe.
    Casey kicherte leise. Die Presseleute hatten sich verzogen, als ihnen klar geworden war, dass sie Carey Moore nicht zu Gesicht bekommen würden. Liska und Casey waren kurz im Aufenthaltsraum verschwunden, um sich einen Moment Ruhe zu gönnen.
    »Ich hasse diese Presseleute«, sagte Liska. »Es kommt mir immer so vor, als versuchte man, einer Gruppe Vierjähriger zu erklären, warum der Himmel blau ist.«
    »Weil er es eben ist«, sagte Casey.
    »Ja, aber warum?«
    »Weil Gott es so gewollt hat.«
    »Aber warum?«
    »Damit er gleich weiß, wer die bösen Kinder sind, die dauernd ›Warum‹ fragen, und sie in die Hölle schicken kann.«
    Liska zog eine Augenbraue in die Höhe. »Muss ich etwa das Jugendamt zu Ihnen nach Hause schicken, Casey?«
    »Zu spät. Ich habe die Leichen schon weggeschafft«, sagte die Schwester, dann seufzte sie. »Angesichts der Umstände war das kein besonders guter Witz.«
    In der Ferne heulte die Sirene eines Notarztwagens auf.
    Liska stellte die Dose auf den Tisch und schüttelte den Kopf. »Es geht mir einfach nicht aus dem Kopf, was Karl Dahl diesen Kindern angetan hat. Ich muss immer an meine Jungs denken, als sie in diesem Alter waren. Sie waren so unschuldig, so vertrauensvoll. So verletzlich.«
    Im Grund waren sie das für sie noch immer. Kyle, der ernstere der beiden, war fast dreizehn, was er jeden dritten Tag verkündete. Fast ein Teenager, aber deswegen nicht weniger ein Kind, woran Liska ihn ebenso regelmäßig erinnerte.
    R.J., der Jüngere, war noch ein kleiner Junge. Er hatte das charmante, unbekümmerte Wesen seines Vaters geerbt, mit dem er einen manchmal in den Wahnsinn treiben konnte. Er würde immer jungenhaft bleiben, bis er als zahnloser Alter im Pflegeheim dahinsiechte.
    Nikki hatte immerzu das Gefühl, die beiden beschützen zu müssen. Wenn ihnen jemals etwas zustieße …
    »Ich würde verrückt werden«, sagte sie. »Amok laufen.«
    »Denken Sie an Wayne Haas«, sagte Casey. »Wie er sich gefühlt haben muss, als er heute von der Entscheidung von Richterin Moore gehört hat.«
    Wayne Haas wäre einer der Ersten, die sie aufsuchen müssten, dachte Liska. Kovac würde mit ihm sprechen, von Mann zu Mann. Er würde mit ihm über Richterin Moore schimpfen. Diese verdammten Liberalen. Würde den guten Kumpel spielen, nur, um Haas dazu zu bringen, etwas zu sagen, das ihn verriet.
    Liska würde sich Bobby, den siebzehnjährigen Sohn, vornehmen. Sie würde ihn fragen, wo er zwischen halb sieben und sieben gewesen war. Als hätten sie noch nicht genug durchgemacht, würden sie jetzt auch noch als mögliche Verdächtige befragt werden. Sie würden wütend werden, sich beleidigt fühlen. Wer könnte ihnen das zum Vorwurf machen?
    Aber das änderte für sie und Kovac nichts. Carey Moore war ihr Opfer. Und Wayne Haas und sein Sohn waren diejenigen, die die größte Wut auf Carey Moore haben mussten.
    Die Sirene kam näher.
    Liska warf einen Blick auf ihre Uhr. Kovac rief bestimmt bald an. Sie hatten eine lange Nacht vor sich. Und sie wollte nur noch nach Hause und ihre Jungen in die Arme schließen.
    »Glauben Sie, dass Dahl davonkommt?«, fragte Casey. Sie hatte sich schon erhoben, der Notarztwagen würde jeden Moment eintreffen.
    »Nie im Leben. Richterin Moore hin oder her. Wenn Karl Dahl davonkommen sollte, dann nur, weil ihn irgendwelche Aliens entführen.«
    »Wir haben vorhin einen Typen in die Psychiatrische gesteckt, der das vielleicht für ihn arrangieren könnte.«
    Ein lautes Quietschen hinter dem Aufenthaltsraum riss Liska beinahe von ihrem Stuhl.
    Dann erklang ein Kreischen, das ihr das Blut

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